Jeder zweite Deutsche hat schon einmal Schwarzarbeit in Auftrag gegeben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Magazins Reader's Digest www.rd.com/international/de , durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut Emnid. Allerdings ließen nicht nur die weniger finanzstarken Haushalte Arbeiten gern mal ohne Rechnung erledigen. So gaben 64 Prozenten der Befragten, die mehr als 2.500 Euro monatlich zur Verfügung haben, an, dass sie im vergangenen Jahr Schwarzarbeiter beschäftigt hätten - teilweise mehr als einmal.
Die Umfrage an 1.100 Personen ergab zudem, dass kaum ein Unrechtsbewusstsein in Bezug auf Schwarzarbeiten besteht. Ein nicht legaler Zuverdienst neben den regulären Arbeitseinkünften werde meist für gut gehalten. Bei Menschen, die Sozialleistungen beziehen und sich darüber hinaus durch Schwarzarbeit ihre finanziellen Mittel aufbessern wolle, fiele das Verständnis aber geringer aus. Besonders häufig werde dem Magazin zufolge in den nördlichen Bundesländern illegal gearbeitet. Dabei würde das Spektrum der anfallenden Arbeiten vom Putzen über kleinere handwerkliche Arbeiten bis zum kompletten Hausumbau reichen. Die ehrenvollen Schlusslichter des Bundesländer-Rankings sind Thüringen und Sachsen. "Nur" 29 Prozent hatten hier eingeräumt, Arbeitsleistungen hin und wieder ohne Rechnung erbringen zulassen.
"Generell gibt es aber keine belastbaren Zahlen was die Schwarzarbeit angeht", sagt Klaus Salzsieder von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit FKS http://www.fks.zoll.de im Gespräch mit pressetext. Die FKS ist die Abteilung des deutschen Zolls, der sich mit der Bekämpfung und Verfolgung von Schwarzarbeit beschäftigt. Die Schätzungen schwanken zwischen 350 Milliarden Euro, die der Wirtschaft pro Jahr durch die Schattenwirtschaft entzogen werden, und 30 Milliarden Euro, die von der dänischen Rockwool-Stiftung http://www.rff.dk errechnet wurden. Ein Trend pro oder contra Schwarzarbeit ließe sich daher nur schwer ableiten. "Zwar haben wir in den vergangenen Jahren mehr Überprüfungen durchgeführt und mehr Verfahren eingeleitet. Das lässt sich aber nicht etwa auf gestiegene Schwarzarbeit zurückführen, denn wir haben aber auch personell und methodisch aufgerüstet", erklärt Salzsieder.
Die Recherchen der Rockwool-Stiftung hatten für die vergangenen Jahre eine leicht abnehmende Bereitschaft zur Schwarzarbeit verzeichnet. Dennoch hätten rund 25 Prozent der Deutschen schon einmal schwarz gearbeitet oder seien bereit dazu. Im Schnitt werde siebeneinhalb Stunden pro Woche illegal gearbeitet, für einen Stundenlohn von 10,40 Euro.
"Grundsätzlich wird der vermeintliche Arbeitgeber, der einen Auftrag schwarz vergeben hat, härter bestraft, als der Arbeitnehmer", erläutert Salzsieder die Handhabe bei der Strafverfolgung. "In den uns bekannten Fällen handelt es sich nahezu immer um eine Straftat, die dann mit Geldbußen oder einer Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet wird. Beim Arbeitnehmer kommt es darauf an, was genau er gemacht hat, ob beispielsweise auch Leistungsbetrug vorliegt." Im Jahr 2007 sind so Bußgelder in Höhe von 52 Mio. Euro und Haftstrafen in Summe von knapp 1.400 Jahren verhängt worden. (pte)