Eine Ermittlungskommission des Polizeipräsidiums Düsseldorf hat unter Leitung der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) seit 2020 Beweise zu Straftaten rund um die kriminelle Plattform "Crimemarket" zusammengetragen. Gestern haben die Ermittler dann zugeschlagen und gingen in einer konzertierten Aktion in ganz Deutschland und im Ausland gegen Betreiber und Nutzer der Internet-Plattform vor.
Crimemarket war den Behörden zufolge die größte, deutschsprachige, kriminelle Handelsplattform im Internet, die nicht über das Darknet, sondern über das Clear Web (das frei zugängliche Internet) erreichen war. Die Plattform konnte damit etwa über die Suche bei bekannten Suchmaschinen gefunden werden und war auf einfache Art und Weise für jeden im Internet zugänglich.
Betreiber, Händler, Käufer und Betrüger im Visier der Polizei
Im Rahmen der Aktion seien alleine in Deutschland knapp 100 Objekte durchsucht und einige Personen festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Dabei seien bei Betreibern, Händlern, Käufern und Betrügern Beweismittel sichergestellt und Haftbefehle vollstreckt worden. Auch die Plattform konnte im Zuge der Maßnahmen beschlagnahmt werden. Die Analyse der Beweismittel und Daten läuft noch. Es ist damit zu rechnen, dass dabei die Strafverfolgungsbehörden in Zukunft eine vielfach größere Anzahl weiterer Tatverdächtiger aufspüren können.
Auf dem illegalen Online-Marktplatz "Crimemarket" wurden Produkte und Dienstleistungen in unterschiedlichen Kategorien in einer Forenstruktur gehandelt. So gab es dort zum Beispiel Betäubungsmittel, kriminelle Dienstleistungen, gefälschte Dokumente, Waffen wie Teaser oder Schlagringe sowie detaillierte Anleitungen zu schweren Straftaten und dem Einstieg in den Bereich Cybercrime und Betrug. Dau gehörten auch Ratgeber zu Betrugsmaschen beim Online-Banking oder mit Ebay-Kleinanzeigen
"Auch wenn ein Verkauf von scharfen Waffen und Kinderpornografie seitens der Betreiber untersagt wurde, konnten in den Privatnachrichten Hinweise auf den Handel mit diesen Artikeln gefunden werden", erklärt das Polizeipräsidium Düsseldorf. Die Betreiber der Plattform hätten sogar ein kostenloses Treuhandsystem angeboten, über das die Nutzer sicher miteinander handeln konnten - eine Art "Paypal-Käuferschutz". Als Zahlungsmittel dienten hauptsächlich Kryptowährungen.
Erst im Dezember 2023 konnte das BKA zusammen mit Polizeibehörden anderer Länder einen Erfolg gegen die im Darknet betriebene, aber ähnlich gelagerte Plattform "Kingdom Market" melden. Dort wurden zuletzt über 42.000 Produkte angeboten, davon etwa 3.600 aus Deutschland, und waren laut BKA "zehntausende Kunden- und mehrere hundert Verkäuferkonten registriert." (dpa/pma)