Worauf Systemhäuser setzen sollten

Schatten-IT in Unternehmen – die dominanten Konzepte

09.03.2015 von Wolfgang Emmer  IDG ExpertenNetzwerk
Die mobile Gerätevielfalt stellt die Firmen-IT vor große Herausforderungen. Zwei Ansätze dominieren dabei in deutschen Unternehmen. Wir verraten, was das für die IT-Dienstleister bedeutet.

Auf dem Weg ins Meeting mit dem iPad noch schnell die wichtigsten Punkte in der Präsentation checken – mobile Endgeräte sind heute aus den meisten Unternehmen nicht mehr wegzudenken.

Wie Smartphones und Tablets in die Unternehmen kommen (Stichwort: Schatten-IT), kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Zwei Szenarien dominieren: Entweder dürfen Mitarbeiter ihr eigenes Handy für Unternehmenszwecke verwenden oder die IT stellt eines. ChannelPartner stellt ihnen anhand aktueller Marktzahlen diese Ansätze genauer vor und verrät Dienstleistern, wie der Channel damit umgeht.

Immer häufiger dominieren mobile Endgeräte die IT-Ausstattung in Unternehmen. Verschiedene Systeme unter einen Hut zu bringen, stellt IT-Abteilungen und IT-Dienstleister generell vor eine Herausforderung.
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Wem gehört das Smartphone?

Der Hype um mobile Endgeräte ist noch lange nicht erreicht. Laut einer aktuellen IDC-Studie planen rund drei Viertel der Unternehmen ihre Mobility-Flotte aufzustocken.

Doch wie? Zwei Konzepte dominieren in Unternehmen: Choose Your Own Device und Bring Your Own Device. Beide kommen den Mitarbeitern entgegen, denn diese bekommen nicht ein bestimmtes Smartphone aufgedrängt, sondern dürfen wählen.

Was variiert, ist das Besitzverhältnis: Im Rahmen des Konzepts Choose Your Own Device (CYOD) erhalten die Mitarbeiter von ihrer Firma eine Palette verfügbarer mobile Devices bzw. mobiler Betriebssysteme, aus der sie sich eines aussuchen dürfen.

Im zweiten Ansatz, Bring Your Own Device (BYOD), geht es darum, die privaten mobilen Endgeräte der Mitarbeiter – für Firmenzwecke – in die vorhandene Unternehmensstruktur einzubinden.

7 Tipps für erfolgreiches Mobile Device Management (MDM).
2. BYOD oder Firmengeräte?
Dürfen Mitarbeiter ihre privaten Geräte beruflich nutzen? Ja oder nein? Ggf. Klärung der Zugriffsrechte
7. Nutzerunterstützung und Beratung
Bei MDM geht es weniger um die reine Technik als vielmehr um die Mitarbeiter.
6. Rollout und Pilotphase
Mit einem Pilotprojekt starten, begrenzte Anzahl an Testnutzern, das Nutzerverhalten testen, u.s.w.
5. Betriebsrat & Co. ins Boot holen
Organisatorische und rechtliche Gesichtspunkte unbedingt berücksichtigen!
4. Richtlinien festlegen
... und die Einhaltung dieser Rchtlinien auch durchsetzen, um die Endgeräte samt Daten und Anwendungen abzusichern.
3. Passenden Anbieter auswählen
Bei der Suchen nach dem geeigneten MDM-Hersteller auf den Nuztwerte der späteren Gesamtlösung setzen.
1. Mobility-Strategie erstellen
Analyse der Ist-Situation: Wie mobil sind die Mitarbeiter? Wieviele von ihnen nutzen ihre privaten Endgeräte in der Arbeit? etc.

Flexibilität versus Sicherheit

Beide Ansätze gehen auf den Anwender ein, wobei die User beim BYOD-Ansatz die geringeren Veränderungen verspüren. Der Vorteil: Mitarbeiter können sich weiterhin produktiv in ihrer gewohnten mobilen Umgebung bewegen und müssen sich nicht erst an eine neue Bedienung gewöhnen. Darüber hinaus laufen sie so auch nicht mit mehreren Handys in der Tasche herum.

Eine laut IDC interessante Entwicklung, die sich innerhalb des BYOD-Konzepts abzeichnet, ist Bring Your Own App (BYOA). Rund zwei Prozent aller Mitarbeiter, die ihre eigenen mobilen Endgeräte im Unternehmen nutzen, verwenden auch private Software für berufliche Aufgaben, wie beispielsweise Notiz- oder Navigations-Apps. Ein Umstand, der die Diskussion Schatten-IT versus Produktivität weiter anheizen dürfte.

Verschiedene mobile Betriebssysteme unter einen Hut zu bringen, stellt IT-Abteilungen generell vor eine Herausforderung. Umso größer ist diese, wenn sich Mitarbeiter mit ihren eigenen Smartphones und Tablets ins Firmennetzwerk einwählen dürfen.

Das spart zwar auf den ersten Blick Kosten bei der Geräteanschaffung. Doch wenn sich auf den Endgeräten sensible Firmendaten und private Apps vermischen, schraubt dies die Kosten für ein zielführendes Mobile-Device-Managements in die Höhe, wirft neue Fragen zum Thema Compliance auf und widerspricht der von den IT-Abteilungen angestrebten Vereinheitlichung der IT-Infrastruktur.

CYOD dominiert in Firmen

Wie aber Flexibilität, Kosten und Sicherheit unter einen Hut bringen? Ist Choose Your Own Device die richtige Antwort? Die Hälfte der deutschen Unternehmen favorisiert diesen Ansatz. Denn der Ansatz Choose Your Own Device hat laut dem IDC Enterprise Mobility Report 2014/15 in deutschen Unternehmen mittlerweile Bring Your Own Device (40 Prozent) um zehn Prozentpunkte überholt.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die IT kommt einerseits den Wünschen Ihrer Beschäftigten entgegen, behält aber als Eigentümer das Sagen und die Kontrolle über die Geräteflotte und sich der darauf befindlichen Inhalte.

Besonders wenn es um die Rechtssicherheit geht, hat dieser Ansatz die Nase vorne, da die IT-Abteilung so die OS-Vielfalt proaktiv steuern kann. Das ist ein großer Vorteil, allein, wenn man sich die Versionsvielfalt von Android ansieht.

Choose Your Own Device reagiert besser auf Themen wie Compliance und Rechtssicherheit. Der Vorteil von Bring your own Device: Mitarbeiter können sich in ihrer gewohnten mobilen Umgebung bewegen und müssen sich nicht erst an eine neue Bedienung gewöhnen.
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Auf die richtige Beratung kommt es an

Doch wohin wird sich der Markt entwickeln und wie müssen sich Dienstleister aufstellen? Was die Konsolidierung der mobilen Betriebssysteme angeht, scheint Choose Your Own Device – vorerst – nur ein Kompromiss zu sein.

Mit beiden Ansätzen lässt sich auch in Zukunft Geld verdienen. So ist in den nächsten 24 Monaten keine genaue Tendenz zu erkennen, welches der beiden Konzepte die Oberhand gewinnt. Denn in etwa gleich viele Unternehmen denken darüber nach, einen der beiden Ansätze einzuführen. Während ein Viertel der befragten Unternehmen plant, ihren Mitarbeitern zu gestatten, das eigene mobile Endgerät für Firmenzwecke zu verwenden (BYOD), dürfen sich 26 Prozent aus einer vorgegebenen Palette des Unternehmens ein Gerät auswählen (CYOD). Daran wird sich auch so bald nichts ändern: Denn jede zweite Fachabteilung soll laut IDC 2015 über ein eigenes Mobility-Budget verfügen und es ist davon auszugehen, dass diese Usability über IT-Sicherheit stellen werden.

Beiden Konzepten geht es um mehr Flexibilität und eine höhere Produktivität. Sie reagieren auf ganz spezifische Kundenanforderungen. Dienstleister können als Trusted Advisor besonders glänzen, wenn Sie die Vorzüge beider Ansätze kennen und ihre Kunden dementsprechend beraten. Während in Universitäten beispielsweise tendenziell Bring Your Own Device verbreitet ist, kann für Ministerien und Kanzleien der andere Ansatz weitaus mehr Sinn machen.

Zudem gewinnen zunehmend Mobile-Device-, Mobile-Content, - und Mobile-Application-Management-Lösungen an Bedeutung: Denn, wenn Unternehmen die Datensicherheit weiterhin gewährleisten wollen, sind entsprechende Lösungen unabdingbar, was bedeutet, dass IT-Dienstleister ihr Portfolio auch dahingehend ausrichten sollten.