Saturn-Rückzug aus Belgien und Kritik vom Media-Markt-Gründer
07.10.2013 von Matthias Hell
So sicher, wie Metro-Chef Olaf Koch gerne glauben macht, hat Media-Saturn den Turnaround noch keineswegs geschafft. So hat Saturn in diesen Tagen sein Scheitern auf dem belgischen Markt eingestanden. Und für Media-Markt-Gründer Walter Gunz bewegt sich der Retailer auf „Teppichhändler“-Niveau zu.
Erst Frankreich, Spanien, die Schweiz – und jetzt Belgien: Wieder einmal ist Media-Saturn mit seiner Zwei-Marken-Strategie in einem europäischen Auslandsmarkt gescheitert. Im Heimatland der Europäischen Institutionen war Media-Saturn zum Jahreswechsel mit 22 Standorten vertreten, darunter 17 Media Märkte und 5 Saturn-Filialen. Für letztere hat die Konzernleitung in Ingolstadt nun das Aus beschlossen: Der Saturn-Markt in Antwerpen wird geschlossen, die Filialen in Courtrai, Brügge, Wilrijk und Lüttich firmieren in Media Markt um. Wie üblich bei derartigen Anlässen wurde das Eingeständnis des Scheiterns von Saturn allerdings mit der Ankündigung von verstärkten Expansionsanstrengungen verknüpft. Media Markt werde in den nächsten drei Jahren rund 30 Millionen Euro in Belgien investieren und bis zu 10 neue Märkte eröffnen, erklärte Landes-Chef Sven Degezelle.
Dennoch ist die Entwicklung in Belgien für Media-Saturn und auch für Metro-Chef Olaf Koch alles andere als erfreulich. Das Beispiel Frankreich – dort hatte der Retailer Ende 2010 sämtliche 34 Saturn-Märkte verkauft – zeigt, dass die Aufgabe der Zwei-Marken-Strategie stets mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Während der Metro-CEO noch bei der Präsentation der letzten Halbjahreszahlen davon sprach, dass sich Media-Saturn nun zu einem immer stärkeren Multichannel-Retailer entwickle (ChannelPartner berichtete), erinnert das Aus in Belgien daran, wie unstabil die Geschäftsentwicklung bei Europas größtem Elektronik-Retailer weiterhin ist. Mutmaßungen, Media Markt und Saturn könnten auch in Deutschland zu einer einzigen Marke zusammengeführt werden, erhalten dadurch wieder Auftrieb.
Media-Markt-Gründer kritisiert Billig-Strategie
Während der Rückzug aus Belgien in Deutschland nur wenig Wellen schlug, sorgte ein in der Welt am Sonntag erschienenes Interview mit Media-Markt-Gründer Walter Gunz für erhöhte Aufmerksamkeit. Gunz hatte Media Markt 1979 zusammen mit Leopold Stiefel und Erich Kellerhals gegründet, sich aber bereits Ende 1999 von seinen Unternehmensanteilen getrennt. Media-Markt werbe wie ein Teppichhändler, sagt Gunze in dem Interview mit Blick auf die aktuellen „Schließung“ und „Neueröffnung“ der Retail-Kette. Es handele sich dabei um die gleiche Masche wie bei Teppichhändlern die auch immer mit Totalausverkauf auf Kundenfang gingen. „Als Werbung kann man es vielleicht machen, es ist aber gefährlich. Das beschädigt die Glaubwürdigkeit“, so Gunz in dem Zeitungsinterview, in dem dieser sein neu erschienenes Buch „Ich war doch nicht blöd“ bewarb.
Interessant ist auch, was der Media-Markt-Gründer gegenüber der Welt am Sonntag zu der Zukunft der Elektronikkette zu sagen hat: Egal ob es sich um untergegangene Reiche oder Handelsmarken wie Grundig und Hertie handele – wer zur Anpassung nicht mehr fähig sei, habe ein Problem. Bei Media-Markt bestehe dieses in der eindimensionalen Fixierung auf den Preis. „Im Online-Zeitalter ist es irgendwo anders immer billiger“, so Gunz. Media Markt müsse sich daher darauf besinnen, seinen Kunden ein optimales Angebot zu bieten. Und dieses bestehe neben dem Preis auch aus anderen Qualitäten wie Beratung und Service. (mh)
Meldungen über Retailer (Media Markt, Saturn & Co)
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