In Deutschland wird das Fernsehsignal häufig via Satellit empfangen. Dabei ist dieser Übertragungsweg noch sehr jung. Erst vor 25 Jahren kamen entsprechende Satelliten-Receiver für den individuellen Empfang von TV- und Radioprogrammen auf den Markt. Was anfänglich exotisch anmutete, ist heutzutage für rund 43 Prozent der deutschen Haushalte der hauptsächliche Empfangsweg von Radio- und TV-Programmen. Laut der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (GfU) besitzt außerdem etwa die Hälfte der Haushalte einen Kabelanschluss. Nur noch rund 5 Prozent empfängt das TV-Signal terrestrisch. IPTV steckt mit knapp zwei Prozent noch in den Kinderschuhen.
Insbesondere die Programmvielfalt und die geringen Folgekosten sind schlagkräftige Argumente für den Satellitenempfang. So stellen aktuell beispielsweise die Astra-Satelliten 348 deutschsprachige und insgesamt 1.723 Programme in Deutschland zur Auswahl. Die Eutelsat-Flotte überträgt für Deutschland betrachtet 105 deutschsprachige und insgesamt 3.662 Programme. Europaweit versorgt das Satelliten-System des Betreibers SES-Astra 125 Millionen TV-Haushalte, davon 57 Millionen direkt und 68 Millionen über die Kabelnetze und Eutelsat versorgt in Europa über 120 Millionen Satelliten- und Kabelhaushalte.
Die geostationär im Weltall positionierten Satelliten verteilen die Programme aus 36.000 Kilometern Höhe. Waren anfangs zum Empfang noch große Parabolantennen nötig, so genügen heute beinahe handliche Modelle: Der Einzelempfang funktioniert bereits mit Antennenspiegeln ab 35 Zentimeter Durchmesser. Satelliten versorgen aber nicht nur einzelne Haushalte. Über professionelle Empfangsanlagen, Kopfstationen genannt, speisen sie auch die Kabelnetze.
Was 1985 mit analogem Empfang begann, wird seit 1995 schrittweise digitalisiert. Zum Jahreswechsel 2009/2010 waren 75 Prozent oder 12,1 Millionen der 16,2 Millionen Satelliten-Haushalte in Deutschland bereits auf den digitalen Empfang umgestiegen. Der Satellit entwickelte sich so in den letzten Jahren zum Motor der Digitalisierung der Übertragungswege. Mit dem 30. April 2012 ist das Ende der analogen Übertragung bereits festgelegt. Zu diesem Zeitpunkt werden die letzten analogen Programme abgeschaltet.
Pioniere bei HDTV
Satelliten-Empfänger, auch Set-Top-Box genannt, sind in vielfältigen Ausstattungsvarianten erhältlich. Neben den einfachen Empfängern sind so genannte Twin-Receiver für die Versorgung von zwei TV-Geräten ebenso wie Geräte mit integrierter Festplatte für Aufnahmen und zeitversetztes Fernsehen im Angebot. Darüber hinaus wandern Satelliten-Empfangsteile zunehmend direkt in die Fernsehgeräte. So lässt sich alles, was für den TV-Genuss via Satellit nötig ist, mit einer einzigen Fernbedienung steuern.
Satelliten bewährten sich auch als Pioniere bei der Einführung des hoch auflösenden Fernsehens HDTV. Bereits mehr als 100 HDTV-Programme werden über Astra europaweit ausgestrahlt, über Eutelsat sind es 155. HDTV ist bei den Zuschauern angekommen. Das beweisen die Verkaufszahlen von HDTV-tauglichen TV-Geräten und Set-Top-Boxen. Ende 2010 rechnen die Marktforscher der GfU mit einer Ausstattung von mehr als 29 Millionen hoch auflösender TV-Geräte, davon rund 17 Millionen mit integriertem HDTV-Empfänger oder mit einer HDTV Set-Top-Box, in den deutschen Haushalten. (awe)