Self-Service-Reporting

SAP HANA im Praxistest

27.11.2012 von Werner Kurzlechner
Die Papierfabrik Köhler lädt Daten aus Vertrieb, Materialwirtschaft, Buchhaltung und Controlling in SAP HANA. Rund 100 BI-Systeme greifen darauf zu. CIO Schindler berichtet.
Karl Schindler, IT-Chef, Papierfabrik August Koehler
Foto: Papierfabrik August Koehler AG

Die Papierfabrik Köhler lädt Daten aus Vertrieb, Materialwirtschaft, Buchhaltung und Controlling in SAP HANA. Rund 100 BI-Systeme greifen darauf zu. CIO Schindler berichtet.
von Werner Kurzlechner (freier Journalist in Berlin)
Sportwagen der Kategorie Porsche oder Ferrari sind für die meisten Autofahrer Projektionsflächen für Sehnsüchte nach Eleganz und Rasanz. Für Kleinwagenbesitzer bleibt das Ausleben dieses schnittigen Tempo-Genusses in der Regel ein unrealisierbarer Traum.
In der IT wird SAP HANA seit zwei Jahren vom Riesen aus Walldorf als eine Art Porsche der Datenbanktechnologie angepriesen – eine Sportwagen-Software allerdings, die in ein paar Jahren anders als die exklusiven Flitzer für die Straße Standard sein soll. Immer schnellere Verarbeitungsgeschwindigkeiten pflegen sich in der IT bekanntlich auf breiter Front durchzusetzen. Viele CIOs machen sich derzeit Gedanken darüber, wie der Umstieg von der kleineren oder mittleren Klasse aufs sportliche Niveau wohl zu meistern sein könnte.

Die Vorzüge durch SAP HANA für die Business-Anwender scheinen offensichtlich zu sein und eben in den sekundenschnellen Antwortzeiten zu liegen. Das Anwenderbeispiel der Papierfabrik August Koehler AG aus dem Schwarzwald erzählt indes eine andere Geschichte. Im Sommer wurde dort mit Unterstützung von Dell Services und SAP die HANA-Technologie implementiert. Selbst bei komplexen Anfragen liegen die Ergebnisse nun binnen Sekunden vor.

4 Kriterien, die für Big Data kennzeichnend sind (Quelle: IDC, 10/2012)
Big Data Technologie-Stack (Quelle: IDC, 10/2012)
Permanentes Datenwachstum (Quelle: IDC, 10/2012)
Datenwachstum aus unterschiedlichsten Quellen (Quelle: IDC, 10/2012)
Einschätzungen der Anwender zum Datenwachstum (Quelle: IDC, 10/2012)
Herausforderung bei Datenmanagement und Datenhaltung (Quelle: IDC, 10/2012)
Technologische Herausforderungen beim Datenmanagement(Quelle: IDC, 10/2012)
Was ist neu an der Big-Data-Technologie? (Quelle: IDC, 10/2012)
Neue Generation von Technologien und Architekturen(Quelle: IDC, 10/2012)
Big Data: Lösungen und Technologie (Quelle: IDC 10/2012)
Big Data - Herausforderungen aus Sicht der IT-Entscheider(Quelle: IDC, 10/2012)
Potenzial von Big Data aus Business-Sicht (Quelle: IDC, 10/2012)
Big-Data-relevante Geschäftsbereiche (Quelle: IDC, 10/2012)
Organisationsmodelle für Big Data (Quelle: IDC, 10/2012)
Welche Anbieter bevorzugen Anwender bei der Umsetzung von Big-Data-Projekten? (Quelle: IDC, 10/2012)
Wie groß sind 1 Zettabyte? (Quelle: IDC, 10/2012)

Anders ist an diesem Fall, dass er stärker als diese offensichtlichen Verbesserungen weitere Folgen wie etwa die Entlastung der IT-Abteilung für andere Aufgaben beleuchtet. Hier hat sich den Porsche nämlich kein vormaliger Golf-Fahrer angeschafft, sondern jemand, der schon seit Jahren Flitzer in der Garage stehen hatte. Das liegt am langjährigen IT-Chef Karl Schindler, der ein ausgesprochenes Faible für Geschwindigkeit hat.

„Schnelle Antworten beim Reporting sind schon immer ein Hobby von mir gewesen“, sagt Schindler, der seit 1976 die IT bei August Koehler aufgebaut hat und Ende November in Altersteilzeit geht. Als anfänglicher Einzelkämpfer hat er mittlerweile ein Team von 22 Mitarbeitern um sich, darunter auch seinen Nachfolger Jörg Behnisch.

Als vom Streben nach schnellstmöglichem Tempo angetriebenen Bastler programmierte Schindler mit seiner Abteilung um die Jahrtausendwende eine eigene Datenbanklösung. Wegen einer besseren Verzahnung mit dem SAP ERP entschied sich der international agierende Mittelständler 2005 für das Standard-Tool SAP Netweaver BW.

Archivierte Gedankengänge

„Die Geschwindigkeit wurde von den Anwendern bemängelt“, berichtet Schinder. Deshalb investierte man 2009 in den SAP BW Accelerator und die SAP BusinessObjects Intelligence Plattform. Die Anwender haben schon seither einen beschleunigten Zugriff auf sämtliche entscheidungsrelevanten Daten aus dem Warehouse. „Ein IT-System muss schnell und korrekt sein, damit Gedankengänge nicht verloren gehen“, formuliert Schindler sein Credo. Für einen führenden Hersteller von Spezialpapieren sei Geschwindigkeit in Bereichen wie Service und Auftragsbearbeitung ein wichtiger Wettbewerbsvorteil.

Die vier Herausforderungen von Big Data
Das Thema Big Data befasst sich eigentlich mit vier Herausforderungen:
Die schiere Menge:
Das für Unternehmen relevante Datenvolumen steigt weiter drastisch an. Heute schon werden Datenmengen im Terabyte-Bereich analysiert, in Kürze dürften Petabyte und Exabyte auf der Agenda stehen.
Der Zeitdruck:
Analysen der gewaltigen Datenberge sollten idealerweise in Echtzeit zur Verfügung stehen. Denn die Unternehmen stehen vor der Aufgabe, dass sie zeitnah auf Marktänderungen reagieren müssen.
Die mangelnde Struktur:
Die Analysen müssen immer häufig Datenquellen mit kaum strukturierten Beständen berücksichtigen. Das heißt: die Komplexität der Datenanalysen steigt. Neben den bekannten Datenquellen, etwa den vorhandenen ERP-Systemen, kommen neue hinzu. Dazu zählen Daten aus M-to-M-Applikationen, also beispielsweise Sensordaten, Daten aus On-Board-Systemen, RFID-Daten aus der Logistikkette, aber auch Daten aus Weblogs und Social-Media-Plattformen etc.
Die wachsende Anwenderzahl:
Die potenziellen internen und externen User werden immer mehr. Sie kommen beispielsweise über Self-Service-Portale, die im Web zugänglich sind.

Auch um dies weiter zu befördern, wurde nun mit Hilfe von Dell Services und SAP eine Selbstbedienungs-Lösung auf Basis von SAP HANA erstellt. Die Anwendung ermöglicht Mitarbeitern auf allen Ebenen des Unternehmens, entscheidungsrelevante Daten schneller aufzubereiten und detailliert zu analysieren. Dell stellt als SAP-Technologie- und Implementierungspartner mit den PowerEdge-R910-Servern die für HANA benötigte Hochleistungshardware samt Services bereit.

Daten werden in SAP HANA geladen

Aktuell werden bei der Papierfabrik August Koehler AG Daten aus dem Vertrieb, der Materialwirtschaft, der Finanzbuchhaltung und dem Controlling in SAP HANA geladen und stehen rund 100 autorisierten BI-Anwendern für Analysen bereit – von der Geschäftsleitung bis hin zu den Entscheidern in den Fachabteilungen. Konnte früher nur mit von der IT vorgefertigten Reports gearbeitet werden, formulieren die Anwender ihre Anfragen jetzt selbst. Entscheider können so sehr flexibel und unabhängig von der IT-Abteilung auf wichtige Unternehmensdaten zugreifen.

Die neue Lösung beschleunigt gegenüber dem schon vorher eingesetzten Accelerator nochmals den gesamten Datenfluss, der von der Datenquelle bis zu den einzelnen BI-Usern auf allen Unternehmensebenen optimiert wird. In Kooperation mit der IT-Abteilung der Papierfabrik August Koehler AG migrierten Mitarbeiter von Dell Services und SAP Daten von einer herkömmlichen relationalen Datenbank in die In-Memory-Datenbank SAP HANA.

„Die Anwender sind hellauf begeistert“, berichtet Schindler. Der IT-Chef teilt die Euphorie. Sie speist sich bei ihm allerdings weniger aus dem weiteren Tick an Schnelligkeit, der hinzugewonnen werden konnte. Es ist eben wie bei einem langjährigen Porschefahrer, der am neuesten Modell neben den schieren PS vor allem auch Details und Fahrkomfort schätzt.

30 Prozent weniger Betriebskosten

Geschwindigkeitsfan Karl Schindler: "Das Ding lief von Anfang an reibungslos."
Foto: Papierfabrik August Koehler AG

Der Anstoß zum Projekt kam in diesem Fall zunächst von Anbieterseite, weil ein mittelständischer Referenzkunde gesucht wurde. Die Papierfabrik August Koehler liegt nicht weit entfernt von Walldorf. Zudem arbeitet man seit langem mit Dell als Hardware-Partner und seit zwei Jahren auch im Bereich Virtualisierung zusammen. Dell habe sich auch im HANA-Projekt „als sehr zuverlässiger und fachlich versierter Partner mit einer hohen Beratungs- und Umsetzungskompetenz erwiesen“, lobt Schindler.

Er selbst schaute sich die SAP-Turbotechnologie auf der vergangenen Cebit erst einmal ganz genau an. Eine teilweise Anrechnung der BWA-Lizenzen förderte das Interesse an einer Datenbankmigration. Ebenso, dass man bereits mit SAP BW ausgerüstet war. „Die Umstellung bedeutete für uns gar kein Risiko“, so Schindler.

Die Implementierung verlief ohnehin im Eiltempo. Ende Mai habe man sich für HANA entschieden, so Schindler. Am 20. Juni wurde nach nur drei Tagen das Testsystem umgestellt. In der letzten Juliwoche wurde das Projekt abgeschlossen, an dem zwei Mitarbeiter der Papierfabrik beteiligt waren. Komplikationen gab es keine. „Das Ding lief von Anfang an reibungslos“, berichtet Schindler.

Aus seiner Sicht bringt das Self-Service-Reporting eine entscheidende Entlastung für die IT mit sich. „Der Administrationsaufwand ist jetzt deutlich geringer geworden“, so der IT-Chef. „In der IT-Abteilung werden Ressourcen für andere strategische Projekte frei.“ Durch die neue Lösung erziele sein Unternehmen im Vergleich zum bisherigen Szenario deutliche Einsparungen bei den Betriebskosten des Business-Warehouses in einer Größenordnung von 30 Prozent. HANA ist also ein bisschen wie ein neuer Sportwagen, der noch mehr zündet als der alte. Und dazu noch weniger Sprit verbraucht.

(Dieser Beitrag wurde von der ChannelPartner-Schwesterpublikation CIO übernommen / rb)