Laut einer Barc-Studie haben Unternehmen 2010 für Business-Intelligence-Software deutlich mehr Geld ausgegeben als im Jahr davor. Klarer Marktführer ist SAP.
von Andreas Schaffry
Nach einer Umsatzdelle im Krisenjahr 2009 zeigt sich der deutsche Markt für Business-Intelligence-Software (BI) im Jahr 2010 deutlich erholt. Firmen investierten wieder verstärkt in Werkzeuge zur Datenauswertung. Davon profitierten die Hersteller von BI-Software. Die Lizenz- und Wartungsumsätze mit BI-Lösungen stiegen im Vergleich zu 2009 um neun Prozent auf 942 Millionen Euro.
Deutscher BI-Markt: Er wächst und wächst
Das ist ein Ergebnis der vom Business Application Research Center (Barc) herausgegebenen Studie zum "Business-Intelligence-Softwaremarkt in Deutschland 2010". Besonders im BI-Frontend-Bereich haben Unternehmen viele Projekte angestoßen, während sie sich bei Investitionen in die BI-Backend-Infrastruktur noch etwas verhaltener zeigten. Für 2011 erwarten die Marktforscher deshalb ein Marktwachstum zwischen zehn und 15 Prozent. Damit würden die BI-Umsätze zum ersten Mal die Milliarden-Euro-Grenze knacken.
Marktführer im BI-Gesamtmarkt ist SAP mit einem Umsatz von 158 Millionen Euro und einem Marktanteil von 16,8 Prozent. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Oracle mit 133 Millionen Euro Umsatz bei einem Marktanteil von 14,1 Prozent und IBM mit 118 Millionen Euro Umsatz bei einem Marktanteil von 12,5 Prozent. Auf Platz vier folgt SAS. Das Unternehmen erreichte einen Marktanteil von 11,4 Prozent und erwirtschaftete 107 Millionen Euro Umsatz. Microsoft belegt mit einem Marktanteil von 7,5 Prozent und einem Umsatz von 77 Millionen Euro nur Platz fünf.
Die Top-5: SAP, Oracle, IBM, SAS und Microsoft
Diese Top-fünf-BI-Anbieter vereinen insgesamt 62,5 Prozent Anteil am BI-Gesamtmarkt auf sich. Damit hat die Umsatzkonzentration auf wenige Anbieter nur leicht zugenommen (2009: 61 Prozent). Insgesamt gibt es in Deutschland 250 Anbieter von BI-Software. Davon erzielen 54 einen Umsatz von mehr als einer Million Euro pro Jahr. 2009 waren es 52.
Als BI-Gesamtmarkt definieren die Marktforscher die Summe der Umsätze in den Segmenten "BI-Anwenderwerkzeuge" - dazu zählen Berichts-, Analyse-, Data-Mining-, Planungs-, Konsolidierungs- und OLAP-Lösungen und multidimensionale Datenbanken - und "BI-Datenmanagement". Zu letzterem gehören Anwendungen für die Datenintegration, das Datenqualitätsmanagement, Stammdatenmanagement und relationale oder analytische Datenbanken in BI-Systemen.
Auf die Anbieter zwischen den Plätzen sechs und zehn, das sind Informatica, Teradata, Microstrategy, Qliktech und Software AG / IDS Scheer, entfallen noch 15 Prozent des BI-Gesamtumsatzes. 16 Prozent Umsatzanteil erwirtschaften die Anbieter zwischen den Plätzen elf und 54. Die restlichen sieben Prozent vom BI-Umsatz verteilen sich auf Kleinanbieter.
BI-Frontend-Werkzeuge besonders gefragt
SAP liegt auch bei den BI-Anwenderwerkzeugen mit einem Umsatz von 125 Millionen Euro vorne. Der Software-Hersteller aus Walldorf konnte in diesem Bereich seine Umsätze um 14 Prozent steigern, denn es gelang ihm, die Produkte aus dem SAP BusinessObjects-Portfolio endlich erfolgreich an die SAP-Bestandskunden zu bringen.
Auch Oracle wies in diesem Bereich mit einem Plus von sechs Prozent ein stabiles Wachstum auf. Verantwortlich dafür ist die neue BI-Suite des US-Softwareherstellers. Den prozentual stärksten Umsatzsprung bei den Frontend-Tools machten Tibco mit einem Plus von 46 Prozent und Qliktech mit einem Plus von 40 Prozent. Beide bieten Self-Service BI-Werkzeuge für Fachanwender auf Basis von In-Memory-Datenbanken an.
BI-Datenmanagement: Informatica und Ab Inito legen kräftig zu
Im Markt für BI-Datenmanagement hält Oracle mit 94 Millionen Euro Umsatz die Spitzenposition. Das größte Wachstum in diesem Bereich konnte der Datenmanagement-Spezialist Informatica mit einem Umsatzplus von 21 Prozent verzeichnen. Auch die Software-Schmiede Ab Inito legte mit 18 Prozent überdurchschnittlich zu. Sie profitierte von stark steigenden Datenmengen, was die Anforderungen an die System-Skalierbarkeit erhöht.
Von den mittelständischen deutschen BI-Anbietern entwickelten sich Zetvisions (Umsatzplus: 28 Prozent), Bissantz (25 Prozent) und Lucanet (20 Prozent) am besten. Selbst bei Anbietern von Open Source BI wie Jedox oder Jaspersoft schossen Umsätze um 35 und 69 Prozent in die Höhe, allerdings von einem sehr niedrigen absoluten Niveau aus.
Methodik der Marktzahlenerhebung
Für die Studie befragten die Barc-Analysten alle ihnen bekannten BI-Software-Anbieter in Deutschland. Die Umsatzwerte der Unternehmen basieren auf freiwilligen Selbstauskünften, öffentlich verfügbaren Informationen, individuellen Marktrecherchen und Methoden der Zeitreihenanalyse. Teilweise beruhen die Werte auch auf Schätzungen.
Der BI-Softwareumsatz setzt sich zusammen aus der Summe der verkauften Lizenzen und den Wartungs- oder Mietgebühren aus BI-Werkzeugen, BI-Anwendungen und Datenmanagementkomponenten für BI-Systeme. Das schließt auch die Kosten für die Bereitstellung durch einen Dienstleister im Rahmen von Application Service Providing (ASP) oder als Software as a Service (SaaS) ein.
(Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO / rb)