Das aus dem Halbleiter- und Flat-Panel-Business jüngst wiedervermählte vermählte Komponentengeschäft (nach der Trennung 2004) wird sich im zweiten Halbjahr 2011 atypisch schwieriger gestalten als in den ersten sechs Monaten des Jahres, warnte Samsungs Chip- und neuer Komponentenchef Kwon Oh-hyun.
Halbleiter und Flat-Panels, die meisten davon LCD-Panels, haben im vergangenen Jahr 44 Prozent des Umsatzes und 70 Prozent des operativen Gewinns von Samsung Electronics eingebracht. Da das Flat-Panel-Geschäft aber drohte, immer mehr in die Verlustzone abzurutschen, hat der koreanische Riese laut einem Bericht von ‚Wall Street Journal‘ von Anfang Juli 2011 beschlossen, die Business-Unit wieder in die für Halbleiter zu integrieren.
Für die beiden Komponentenbereiche wurde nun eine neue Division für das Device Solution Business geschaffen, die eben unter der Leitung des ehemaligen Chipchefs Kwon steht.
Dieser hat nun eben gewarnt, dass sowohl das Halbleiter- als auch das Flat-Panel-Geschäft einem schwierigen zweiten Halbjahr entgegensehen. Warum die von ihm erwartete Entwicklung für die kommenden drei Monate atypisch ist, hat er vor koreanischen Journalisten selbst erklärt:
"In der Vergangenheit war das Halbleitermarkt im ersten Halbjahr tendenziell schwächer als in der zweiten Jahreshälfte. Aber dieses Jahr wird der Markt höchstwahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte höchstwahrscheinlich stagnieren."
Das Flat-Panel-Business befinde sich derweil in einer bereits vorher erwarteten zyklischen Phase des Abschwungs. In Fachkreisen spricht man hier auch von dem ganz normalen Schweinezyklus, wonach sich je nach Ausbau der Produktionskapazitäten Über- und Unterangebot immer wieder ablösen. Der Begriff "Schweinezyklus" geht tatsächlich auf Beobachtungen in der Schweinezucht zurück, die der deutsche Agrarwissenschaftler Arthur Hanau in den späten 1920er Jahren in seiner Doktorarbeit anstellte.
Samsungs Flat-Panel-Business hat im ersten Quartal 2011 Minus geschrieben, Analysten gehen laut WSJ davon aus, dass sich das im gerade abgelaufenen zweiten Quartal wiederholt hat. Konkrete Zahlen wird Samsung voraussichtlich erst Ende Juli vorlegen.
Es wird allerdings erwartet, dass die Ergebnisse der letzten drei Monate im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich abschmieren werden. Damals kam das Unternehmen auf einen operativen Gewinn von 5,01 Billionen Won oder umgerechnet 4,7 Milliarden US-Dollar. Analysten rechnen damit, dass es dieses Jahr im zweiten Quartal nur noch rund vier Billionen Won werden könnten.
Gegen den sonstigen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte stehen bei Samsung und anderen Halbleiterherstellern die stetig fallenden Speicherchippreise, da das Angebot trotz gewisser Engpässe nach dem Erdbeben in Japan die Nachfrage wieder übersteigt.
Zuvor hatte schon Samsungs einheimischer Konkurrent Hynix Semiconductor gewarnt, dass der operative Gewinn im zweiten Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei.
Da Samsungs Flat-Panel-Business vor allem an LCDs hängt, ist das Unternehmen auch mit gefangen, mit gehangen an der seit einem Jahr andauernden Phase des Abschwungs nach Schaffen vieler neuer Produktionskapazitäten und einer eher enttäuschenden Nachfrage im LCD-TV-Bereich.
Das Problem wird sich noch verstärken, wenn in China nächstes Jahr eine Reihe neuer Fabriken eröffnet werden. BOE Technology, der größte LCD-Panel-Hersteller in China hat gerade erst sein erstes 8.5G-Werk eingeweiht und stößt damit möglicherweise bald in die Top-Liga vor.
Was Displays angeht, wird die Vermählung des Halbleiter- und Flat-Panel-Business von Marktbeobachtern auch noch in einem anderen Licht betrachtet. Denn Samsung verlegt die Anstrengungen in dem Bereich zunehmend auf die Weiterentwicklung von OLED oder der Aktivmatrix-Variante AMOLED als die LCD und Plasma überlegene Zukunftstechnologie und ein Stück weg von letzteren beiden Technologien.
Bisher werden diese OLED- oder AMOLED-Displays hauptsächlich in Smartphones wie Samsung Galaxy-Handys und dem neuen Galyxy Tab eingesetzt, aber in Zukunft soll die Technologie auch den TV-Markt erobern, mit größeren Bilddiagonalen als den von Sony und LG vor einiger Zeit bereits eingeführten 11- und 15-Zöllern.
Samsung Mobile Display, eine andere Samsung-Tochter, hält 95 Prozent des OLED-Display-Weltmarktes, entwickelt aber eben hauptsächlich für Smartphones und Kameras. Samsung Electronics will 2011 mit 5,1 Billion Won fast viermal soviel in die OLED-Entwicklung investieren als die 1,4 Billion vom Vorjahr. (kh)