Mit der Übernahme von Demandware erweitert Salesforce sein Cloud-Portfolio. Der Software-as-a-Service-Spezialist (SaaS) bietet seinen Kunden derzeit verschiedene Anwendungen für bestimmte Bereiche rund um das Kunden-Management: Sales Cloud, Service Cloud, Marketing Cloud und Analytics Cloud. Mit Demandware kommt nun eine Commerce Cloud hinzu. Für Salesforce ist es der größte Zukauf der Firmengeschichte. Im Sommer 2013 hatte der SaaS-Spezialist 2,5 Milliarden Dollar für die Übernahme von ExactTarget, einem Anbieter einer Cloud-basierten Marketing-Plattform, auf den Tisch gelegt. Die Salesforce- und Demandware-Verantwortlichen gehen davon aus, dass der 2,8 Milliarden Dollar schwere Deal bis August 2016 unter Dach und Fach sein wird.
Demandware wurde im Jahr 2004 von Stephan Schambach gegründet, nachdem dieser ein Jahr zuvor den Vorstandsvorsitz bei Intershop aufgegeben hatte. Der Cloud-Anbieter ging 2012 an die Börse und beschäftigt derzeit rund 600 Mitarbeiter. Im ersten Quartal dieses Jahres verbuchte Demandware einen Verlust von 11,7 Millionen Dollar, nach einem Defizit von etwa 5,2 Millionen Dollar im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Der Umsatz wuchs in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum ersten Quartal 2015 um 33 Prozent auf 67,1 Millionen Dollar. Zu den Kunden von Demandware zählen Marken wie Jack Wolfskin, Adidas, Puma und GoPro.
Salesforce erweitert Portfolio um Commerce Cloud
Mit dem Zukauf kann Salesforce seine Cloud-Plattform mit Funktionen für E-Commerce und Order Management ergänzen. Zudem lassen sich mit den Demandware-Anwendungen klassische Kundenprozesse am Point of Sale (PoS) sowie in den Ladengeschäften für eine effizientere Abwicklung mit Software unterlegen. Die neue Commerce Cloud werde Unternehmen in die Lage versetzen, sich auf eine neuze Art und Weise mit ihren Kunden zu vernetzen, hieß es von Seiten des Salesforce-Managements. Zudem erhielten die Demandware-Kunden neue Möglichkeiten mit den zusätzlichen Salesforce-Cloud-Angeboten für den Vertrieb, das Marketing und den Service.
Gartner hatte in einem Bericht zum Markt für Digital-Commerce-Lösungen vom März dieses Jahres Demandware im Leader-Quadranten eingruppiert, knapp hinter Oracle, SAP Hybris und IBM. Die Analysten hoben vor allem die gute Reputation des Anbieters sowie die Zufriedenheit der Kunden hervor. Demandware sei demnach in der Lage, eine verlässlichliche Commerce-Plattform anzubieten, die regelmäßig mit zusätzlichen Funktionen auf den aktuellsten Stand gebracht werde.
Als Teil des Salesforce-Kosmos stiegen die Chancen gerade bei größeren Unternehmen, beschreibt Tom Ebling, CEO von Demandware, den Hintergrund des Deals. Außerdem ließe sich damit der geographische Ausbau des eigenen Cloud-Geschäfts beschleunigen. Man sei gerade in Ländern wie Japan und Italien gestartet, sagte Ebling, es gebe jedoch eine ganze Reihe von Regionen, in denen Demandware derzeit noch nicht aktiv sei.
Alex Dayon, Chief Product Officer von Salesforce, betonte, mit dem Zukauf erhielten die Kunden bessere Einsichten in ihre eigenen Geschäfte. Gerade für einen möglichst kompletten Blick auf den einzelnen Kunden sei ein integriertes Angebot aus Customer-Relationship-Management-Funktionen (CRM) und einer Commerce-Engine besonders wichtig.
Salesforce stabilisiert sich ...
Nachdem Salesforce jahrelang rote Zahlen geschrieben hatte und immer wieder als - wenn auch als ein teurer - Übernahmekandidat gehandelt worden war, scheint sich der Cloud-Pionier mittlerweile zu stabilisieren. Unbestätigten Berichten zufolge soll Microsoft vor einem Jahr versucht haben, Salesforce zu übernehmen. Angeblich seien die Verhandlungen am Preis gescheitert. Microsoft habe 55 Milliarden Dollar geboten, Salesforce indes 70 Milliarden Dollar gefordert.
Mit Mai hatten die Salesforce-Verantwortlichen eine gute Bilanz für das erste Fiskalquartal ihres Geschäftsjahrs 2017 vorgelegt. Der Umsatz verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal um 27 Prozent von 1,51 auf knapp 1,92 Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr erwartet das Salesforce-Management nun Einnahmen von rund 8,2 Milliarden Dollar. Unter dem Strich stand in der jüngsten Quartalsbilanz ein Gewinn von fast 38,8 Millionen Dollar. Vor einem Jahre hatte Salesforce an gleicher Stelle ein kleines Plus von gut vier Millionen Dollar verbucht.
... und keilt gegen SAP und Oracle aus
Marc Benioff, Chairman und CEO von Salesforce sprach von dem besten ersten Fiskalquartal der Firmengeschichte. Man sei in einer guten Position für ein weiteres erfolgreiches Jahr. Das liege aber auch an dem Unvermögen der Wettbewerber. Einer der Gründe, warum Salesforce so gute Geschäfte in der Cloud mache, sei, weil Oracle und SAP mit ihren Cloud-Ansätzen gescheitert seien, griff Benioff die Konkurrenten frontal an. Beide Softwareunternehmen seien nicht in der Lage, die notwendige Transformation zu meistern, die dafür notwendig sei. Salesforce werde SAP und Oracle daher auch in Zukunft Marktanteile abluchsen, kündigte der Salesforce-Chef an.
Mit seiner Prognose könnte Benioff durchaus Recht behalten, wie ein Blick auf die jüngsten Marktzahlen zeigt. Die Marktforscher von Gartner hatten Ende Mai einen Bericht über die Entwicklung des weltweiten CRM-Geschäfts für das Jahr 2015 vorgelegt. Demnach belief sich das Marktvolumen auf insgesamt 26,3 Milliarden Dollar, ein Plus von 12,3 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Jahr (23,4 Milliarden Dollar). Großer Gewinner war einmal mehr Salesforce.
Der Cloud-Anbieter steigerte seinen CRM-Umsatz um gut 21 Prozent auf 5,17 Milliarden Dollar und zementierte damit seine Spitzenposition im Markt. Mit deutlichem Abstand folgen der einstige Marktführer SAP und Oracle. Der deutsche Softwarekonzern legte gerade einmal um 0,6 Prozent auf 2,68 Milliarden Dollar zu, Oracle beklagte sogar einen um 3,4 Prozent auf 2,05 Milliarden Dollar geschrumpften CRM-Umsatz. Mit Marktanteilen von 10,2 Prozent (SAP) und 7,8 Prozent (Oracle) haben beide Softwarekonzerne den Anschluss an den Spitzenreiter Salesforce - Marktanteil 19,7 Prozent - schon verloren.
Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern. Der weltweite CRM-Markt werde in erster Linie durch das Geschäft mit Cloud-Applikationen getrieben, sagte Julian Poulter, Research Director von Gartner. Die SaaS-Umsätze hätten im vergangenen Jahr um 27 Prozent zugelegt, während das Geschäft mit klassischen On-Premise-Softwarelizenzen um ein Prozent geschrumpft sei.