Mitte Februar 2013 kündigte Sage an, die eigenen CRM-Produkte "ACT!" und "SalesLogix" nicht mehr vertreiben zu wollen. Diese beiden Bereiche hat der Softwarehersteller an das US-amerikanische Unternehmen Swiftpage verkauft (ChannelPartner berichtete). Den Business-Partnern sicherte Sage zu, sie beim Vertrieb dieser beiden Softwarelösungen bis Ende Juni 2013 zu betreuen. Doch nun kam alles anders.
Ende Mai 2013 verschickte der neue ACT!- und SalesLogix-Eigentümer ein Schreiben an die bisherigen Sage-Partner. Darin verkündete Swiftpage, dass man die zwei Produktbereiche am 20. März 2013 erworben hat und vom 3. Juni 2013 an die Betreuung der ACT!- und SalesLogix-Vertriebspartner übernehme. Wer als Reseller nun diese beiden CRM-Produkte vertreiben möchte, muss die neue Partnervereinbarung unterschreiben und sie in zweifacher Ausfertigung an eine Agentur in Erlangen zuschicken.
Außerdem benennt Swiftpage in diesem Schreiben Asmus Jacobsen als den neuen Business Partner Manager für die DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) mit E-Mail-Adresse und Telefonnummer. Gleichzeitig betont Swiftpage in dem Anschreiben, dass jeder Reseller, der ab Anfang Juni 2013 ACT!- und SalesLogix-Produkte bestellt, automatisch dem neuen Partnervertrag zustimmt. Der Brief von Swiftpage an ACT!- und SalesLogix-Reseller liegt ChannelPartner vor.
Nach Erhalt dieses Schreibens wandte sich ein langjähriger Sage-Partner (seit 2005) an die ChannelPartner-Redaktion. Seiner Meinung nach ist der neu mit Swiftpage abzuschließende Partnervertrag "sittenwidrig". So müssen alle ex-Sage-Partner, die weiterhin ACT! und SalesLogix-Software vertreiben wollen, den in englischer Sprache englischer Sprache verfassten Partnervertrag mit Swiftpage ohen wenn und aber unterschreiben. Außerdem ist der Gerichtstandort London zu akzeptieren. Zwar findet sich auf der Swiftpage-Website auch die Übersetzung des Partnervertrages ins Deutsche, doch einzig allein gültig und bindend ist der Originalvertrag in englischer Sprache.
Wer also als ex-Sage-Reseller bei Swiftpage zum ersten Mal ein CRM-Produkt ordert, geht automatisch eine Geschäftsbeziehung mit diesem Lieferanten ein und akzeptiert seine in dem Partnervertrag festgelegten Bedingungen. Und die haben es in sich: So wird beispielsweise jeder Swiftpage-Partner dazu abkommandiert, sämtliche Zahlungen von Zollgebühren, Import- und Exportabgaben selbst zu leisten.
Es ist ferner dem Swiftpage-Partner nicht gestattet eine Bestellung zu widerrufen. Er muss also die Ware auch dann bezahlen, wenn der Kunde sie nicht mehr haben möchte. Ferner heißt es in dem Partnervertrag "Sie willigen ein, … den Support … nicht für oder im Namen Ihrer Kunden zu nutzen, andernfalls stellt dieses ein wesentliche Verletzung des Vertrages dar."
Der ChannelPartner kontaktierende ex-Sage-Partner geht nun davon aus, dass er nun keine Rückfragen mehr an Swiftpage stellen darf, falls er von seinem Kunden dazu aufgefordert wurde. "Wozu braucht uns dann Swiftpage noch?", fragt dieser besorgte Reseller.
Und dies ist beileibe kein Einzelfall, einige weitere Vertriebspartner äußern sich dazu in der geschlossenen und nur für akkreditierte Sage-Partner offenen Xing-Gruppe "Sage Business Partner Lounge" mit aktuell 314 Mitgliedern: "Ich habe mir gerade die "Partnervereinbarung" von Swiftpage angesehen (durchgelesen wäre zu viel gesagt) und muss sagen: Selten so gelacht!". Fast übereinstimmend sind die in dieser Xing-Gruppe sich zum Thema Swiftpage äußernden Sage-Partner der Meinung, dass Swiftpage hier noch nachbessern muss und dass der Partnervertrag- selbst wenn er unterschrieben wird - nicht rechtsgültig ist.
Swiftpage will nachbessern
ChannelPartner hat nun den deutschen Ansprechpartner bei Swiftpage, Asmus Jacobsen, telefonisch mit diesen Vorwürfen konfrontiert. "Wir haben das Feedback unserer Partner vernommen", so der Business Partner Manager DACH zu ChannelPartner. "Es wird einen deutschen Partnervertrag geben, der Entwurf liegt derzeit bei unseren Anwälten zur Prüfung". Laut Jacobsen bekommen die CRM-Reseller den neuen Partnervertrag noch in der Kalenderwoche 25/2013, also bis zum Freitag den 21. Juni 2013 in ihre Hände. "Damit haben wir das Kernproblem gelöst", zeigt sich der Swiftpage-Manager zuversichtlich.
Außerdem betont Jacobsen, dass Reseller, die in einen festen Geschäftsbeziehung zu Sage stehen und einen gültigen Partnervertrag mit dem Softwarehersteller aus Frankfurt vorweisen können, die CRM-Produkte "ACT!" und "SalesLogix" weiterhin bei Sage ordern können - zu den mit Sage vereinbarten Konditionen, "wir übernehmen nur das Fulfillment". Der neuen Partnervertrag wäre nur ein "Angebot" an die Sage-Partner.
Ferner weist der Swiftpage-Manager daraufhin, dass alle Sage-Reseller, die den Partnervertrag mit Swiftpage unterzeichnet haben, in den Genuss eines zusätzlichen, bis Ende September 2013 gültigen, fünfprozentigen Rabattes auf die in der Swiftpage-Preisliste für "ACT!" und "SaleslLogix" angegebenen Endkunden-Nettopreise erhalten haben. Allerdings verlor am 3. Juni 2013 die Sage-eigene Preisliste ihre Bindung, von da an gilt für die Reseller, die den neuen Partnervertrag unterzeichnet haben, nur noch die Swiftpage-Preislisten für "ACT!" und "SaleslLogix". Von Beginn 2014 an sind dann nur noch diese Preislisten gültig, denn zum Ende des Kalenderjahres verlieren die Sage-Partner-Verträge üblicherweise ihre Gültigkeit und müssten gegebenenfalls verlängert werden, was im Falle von "ACT!" und "SaleslLogix" dann nur noch mit Swiftpage möglich sein wird. Dann soll aber auch schon der neue Partnervertrag fertig sein.
Im Gespräch mit ChannelPartner ging Jacobsen auch auf den Vorwurf des Sage-Händlers, Swiftpage würde Support-Anfragen zu restriktiv halten, ein. Seiner Meinung nach geht es dabei um Qualitätssicherung: "Wir wollen sicher stellen, dass nur ausgebildete Partner Support-Fragen an uns stellen." Jacobsen befürchtet ansonsten mit Anfragen technisch zu wenig versierter Partner bombardiert zu werden. (rw)