Was aus dem Rollout gelernt wurde

Riesiges Projekt: 5.000 iPads bei Lidl

16.07.2014 von Christoph Lixenfeld
Beim Discounter Lidl laufen 5.000 iPads im Business-Einsatz. Die Einführung ist ein großer Erfolg. Projektleiter Mirko Saul berichtet über die Erfahrungen.

Egal, ob sich Vorstände oder Abteilungsleiter treffen, zu Konferenzen zum Beispiel oder zu einfachen Meetings: Überall liegen schicke iPads vor den Entscheidern auf dem Tisch. Mit einer Handbewegung aufgedeckt, sind die Tablets sofort bereit zu ... Ja, wozu eigentlich?

Wer sich die Indiskretion erlaubt, den Nutzern – zum Beispiel in einer Konferenzpause – mal über die Schulter zu schauen, stellt schnell fest, dass iPads zum Surfen benutzt werden, um Mails zu lesen, Bilder anzusehen oder eine Präsentation. Aber für Business-Anwendungen? Eher nicht.

"Wir wollten auf jeden Fall vermeiden, dass die Verkaufsleiter die neuen Geräte wie ein Faxgerät verwenden, also dass sie für den Datentransfer Mails mit PDF-Anhängen verwenden", sagt Mirko Saul, Projektleiter Lidl Mobile Office und Leiter IT-Koordination International.
Foto: Joachim Wendler

Stört niemanden, denn dazu wurden die iPads ja nicht angeschafft. Sondern weil sie schick sind, Spaß bringen, und sich seine Benutzer trendig, vorne und jung fühlen. Genauso vermarktet Apple die Geräte ja auch.

Wichtig: eigenes Tablet-Know-how aufbauen

Wie effizient sich die Flachmänner darüber hinaus für Business-Anwendungen nutzen lassen, "davon war Apple anfangs selbst überrascht", sagt Mirko Saul, Projektleiter von LiMO (Lidl Mobile Office) und Leiter IT-Koordination International. Es gibt eben – unglaublich, aber wahr – Hersteller, die im Privatkundengeschäft so viel Geld verdienen, dass sie die Business-Anwender links liegen lassen können.

Firmen, die dennoch iPads einsetzen wollen, müssen eigenes Know-how aufbauen. Genau das hat der Lebensmitteleinzelhändler Lidl aus Neckarsulm getan, und damit auch Apple schlauer gemacht.

Der Projektstart 2012

Aber der Reihe nach. Angefangen hatte das Projekt vor mehr als zwei Jahren auf Anregung des Lidl-Vertriebs. Der störte sich daran, dass die Verkaufsleiter so viel Zeit mit Administrativem verbringen mussten. Mit Notizen auf Klemmbrettern, die anschließend per Fax oder Mail an die Regionalgesellschaft oder die Zentrale gesendet wurden, manchmal auch per Mobiltelefon.

Diese Kommunikation mit Medienbrüchen verschwendete nicht nur Arbeitszeit, sie machte den Job auch wenig attraktiv für den dringend benötigten Nachwuchs. Verkaufsleiter ist eine typische Einstiegsposition von Hochschulabgängern, für Menschen also, die ein Leben weitgehend ohne Medienbrüche führen (wollen). Klemmbretter und Faxgeräte sind für sie Relikte aus staubiger Vergangenheit.

Laptops kamen nicht in Frage

Normale Laptops kamen als Lösung des Problems nicht in Frage. Aufklappen, hochfahren, online gehen: viel zu umständlich, außerdem sind die Geräte zu schwer. Lidls Verkaufsleiter - zuständig für fünf bis sechs Filialen – sind immer unterwegs, müssen vor Ort den Vertrieb steuern und intensiven Kontakt zu Mitarbeitern pflegen. Tablets zu benutzen, lag bei dieser Arbeitsplatzbeschreibung nahe.

Und die Idee setzte sich in rasendem Tempo durch: Im Herbst 2010 startete der Discounter mit Sitz in Neckarsulm bei Heilbronn das Projekt LiMO offiziell, anschließend gab es einen Praxistest. Im Mai 2012, also vor ziemlich genau zwei Jahren, waren 300 Geräte im Einsatz.

Heute arbeiten sämtliche Verkaufsleiter bei Lidl sowie die beiden Ebenen darüber (Vertriebsleiter und Geschäftsführer) mit Tablets, insgesamt nutzen im Unternehmen etwa 5000 Menschen in 26 Ländern iPads für ihre tägliche Arbeit.

17 Prozent Arbeitszeit gespart

Er will nicht nur spielen: Apple war zu Beginn selbst verwundert, wie gut sich seine iPads im Business einsetzen lassen.

Die Lösung umfasst zwei Komponenten:

Erstens die mobile Informationsteilung ("VL mobil"): Mit dieser Anwendung checken die Verkaufsleiter den Warenaufbau und -bestand in den Filialen. Sie sehen auf dem Bildschirm die Verkaufsflächen-Planung und können sie vor Ort mit dem Istzustand einer Filiale abgleichen.

Zweites Element ist das sogenannte Cockpit: Es erlaubt den Zugriff auf das Data-Warehouse, also zum Beispiel auf die Abverkaufsdaten auf vortagesaktuellem Stand. Aus vordefinierten Berichten lassen sich Kennzahlen bis hinunter auf die Artikelebene herauslesen, für jede Filiale und auf Wunsch auch im Vergleich zum Vorjahr. So lässt sich die Verkaufsflächenplanung wenn nötig kurzfristig anpassen. Mit den leichten Tablets in der Hand sind die Mitarbeiter beweglich, die Geräte sind ständig online und sofort betriebsbereit.

Um neben aller Begeisterung auch die quantitativen Effekte zu belegen zu können, musste eine Gruppe von Verkaufsleitern detailliert dokumentieren, wie viel Arbeitszeit des Tages sie ohne den Einsatz von iPads wofür verwandten. Denn setzte dieselbe Gruppe die Tablets ein und maß wieder, welcher Vorgang wie lange dauerte.

Ergebnis: Weil die rein administrativen Teile der Arbeit sehr viel schneller zu erledigen waren, benötigten sie insgesamt 17 Prozent weniger Zeit für ihr Tagespensum, Zeit, die höchst nutzbringend in Verkaufsoptimierung und Mitarbeiterführung investiert wurde.

Datenpflege und Kategorisieren wichtig und arbeitsintensiv

Möglich wurde dieser Gewinn allerdings erst durch umfangreiche Datenpflege. Alles musste so kategorisiert werden, dass bei der Übertragung tatsächlich Medienbrüche vermieden wurden. Damit der Verkaufsleiter, der gerade vor dem Tiefkühlregal steht, tatsächlich nur noch jene Daten sendet und empfängt, die für diese Produktgruppe relevant sind.

Mirko Saul: "Das Kategorisieren war viel Arbeit, aber wir haben damit eine riesige Hebelwirkung erzeugt. Und zwar nicht nur in den Filialen, sondern auch in den Regionalgesellschaften, die viel Zeit mit Ausdrucken und Sortieren verbracht hatten. Früher standen ja Tiefkühl, Obst und Getränke oft auf einem Fax."

Die Gründe gegen Android und Windows

Für all das Apple-Technologie zu nutzen und nicht etwa Android- oder Windows-Tablets, dafür gab gute Gründe. Projektleiter Mirko Saul nennt hier als erstes die einheitliche Plattform, will sagen vom Betriebssystem gibt es anders als bei Android nicht gleichzeitig mehrere leicht unterschiedliche Spezifikationen. IOS werde dafür öfter aktualisiert, außerdem sei die Technik abwärtskompatibel und besser als andere gegen das Eindringen über ungesicherte Verbindungen geschützt.

Trotzdem eigne sich diese Tablet-Technologie nicht als Rückgrat der gesamten Unternehmens-IT, auch weil Apple nach Lage der Dinge keine eigenen Business-Anwendungen – wie zum Beispiel ERP-Systeme - plant.

"iPads haben einfach von Beginn an Begeisterung ausgelöst"

Der wichtigste Vorteil hat allerdings mit Technik nichts zu tun, oder jedenfalls nicht direkt. Mirko Saul: "Die iPads haben einfach von Beginn an Begeisterung ausgelöst, und zwar auch bei denen, die vorher noch nie so ein Gerät in der Hand hatten."

Anders als in Großbritannien oder Skandinavien, wo Apple-Produkte im privaten Einsatz weit verbreitet sind, gibt es in Süd- und Osteuropa viele auch junge Menschen, die damit noch nicht in Berührung gekommen sind. "Das intuitive Konzept erweist sich als großer Vorteil", sagt Mirko Saul, "die Bedienung lässt sich blitzschnell erlernen."

Dennoch war intensive Schulung notwendig: "Wir wollten auf jeden Fall vermeiden, dass die Verkaufsleiter die neuen Geräte wie ein Faxgerät verwenden, also dass sie für den Datentransfer Mails mit PDF-Anhängen verwenden."

Die besten iPad-Apps fürs mobile Büro
Pages
Die Office-Programme Pages, Keynote und Numbers von Apple, die auf dem Mac als „iWork“ bekannt ist, gibt es auch für das iPad. Pages stellt dabei eine Mischung aus Textverarbeitung und Layout-Programm dar. Mit der App können Dokumente erstellt sowie Grafiken und Fotos für Broschüren und Einladungen bearbeitet werden. Zudem unterstützt Pages iCloud, sodass alle Dokumente auf allen iOS-Geräten auf dem neuesten Stand sind. <br><br> Preis: 8,99 Euro
Keynote
„Keynote“ nennt sich die Apple-Präsentations-App. Mit ihr lassen sich Präsentationen mit animierten Diagrammen und Übergängen, Balken-, Linien-, Flächen- und Kreisdiagramme in 3D sowie 3D-Animationen erstellen. Die Funktion „Bildschirme synchronisieren“ erlaubt es die Präsentation auf einem HD-Fernseher anzuzeigen. Zusätzlich steht ein Moderatorenmodus zur Verfügung. Auch Keynote unterstützt den Cloud-Dienst iCloud. <br><br> Preis: 8,99 Euro
Numbers
Das dritte iWork-Programm heißt „Numbers“ und ist eine Tabellenkalkulations-App. Zahlen lassen sich als Balken- oder Tortendiagramm darstellen sowie aufwändige Berechnungen sind möglich. Excel- oder CSV-Dateien importieren Sie per Drag&Drop vom PC über iCloud auf das Tablet. Ihre Tabellenkalkulationen exportieren Sie als Numbers ’09-, Microsoft Excel- oder PDF-Datei. <br><br> Preis: 8,99 Euro
Office² HD
Mit der mehrsprachigen App Office²HD können Word-, Excel- und PowerPoint-Dateien vom iPad aus betrachten, erstellen, verwalten und bearbeiten. Zudem hat man Zugang zu den Dokumenten bei Google Docs, Dropbox und Microsoft SkyDrive. Fertig bearbeitete Dateien können per E-Mail verschickt werden. <br><br> Preis: 6,99 Euro
Smart Office 2
Auch "Smart Office 2" unterstützt die drei wichtigsten Office-Dateiformate und gibt die Möglichkeit Dokumente aus verschiedenen Cloud-Diensten wie Dropbox, Box und Google Drive zu holen. Die App ist in der Lage PDFs zu erstellen und erlaubt das Weiterleiten, Löschen, Umbenennen und Drucken. <br><br> Preis: 8,99 Euro
Documents To Go® - Office Suite
Die App Documents to Go kann neben Word-, Excel- und Powerpoint-Dateien auch die Apple-Formate iWorks anzeigen, erstellen und bearbeiten. Zudem erweitert sie die Mail-App von Apple mit der Funktion E-Mails mit Anhängen senden und empfangen zu können. <br><br> Preis: 8,99 Euro
Business Model Toolbox
Mit “Business Model Toolbox” erstellen Sie einen Business-Plan mit allen Schritten, die bei einer Produktentwicklung oder neuen Geschäftsidee erforderlich sind, und hält sie präsentierbar und übersichtlich fest. Zudem erhält man eine Budgetübersicht, die als CSV an Excel weitergeleitet werden kann. <br><br> Preis: 26,99 Euro
OmniGraffle
Die App OmniGraffle ist eine Modellierungssoftware, mit der sich Diagramme, Ablaufprozesse, Webseitenlayouts, Grafiken und Modellierungssprachen zur Spezifikation anfertigen lassen. Die Multitouch-Gesten des iPads wurden sehr gut auf OmniGraffle umgemünzt und erleichtern die Bedienung enorm. <br><br> Preis: 44,99 Euro
Textkraft Deutsch
„Textkraft“ ist eine intelligente Textverarbeitungs-App für das iPad und eignet sich für alle, die schnell und einfach Texte verfassen wollen. Sie bietet fünf Schnellspeicher auf Tastendruck und zeigt Korrekturvorschläge, Synonyme, ähnliche Wörter und mögliche Fortschreibungen auf einen Blick an. Bei jedem Aufruf startet die App dort, wo die Arbeit zuletzt unterbrochen wurde und ist kompatibel zu den Cloud-Diensten Dropbox und iCloud. <br><br> Preis: 5,49 Euro
SketchBook Pro for iPad
Die App „SketchBook Pro for iPad“ von Autodesk funktioniert das iPad zum Zeichenblock um und ist wegen der ausführlichen Hilfsfunktionen auch für Zeichenlaien zu empfehlen. Flussdiagramme und neue Designstudien lassen sich ganz neu in Szene setzen und in iCloud abspeichern, um auf anderen iOS-Geräten daran weiterzuarbeiten. <br><br> Preis: 4,49 Euro
Roambi Analytics
Roambi Analytics bereitet Finanzdaten des eigenen Unternehmens für das iPad auf und bietet einen ständigen Zugriff. Die App unterstützt Datenbanken wie beispielsweise Microsoft SQL Server, Teradata, Oracle, MySQL, Hive, IBM Netezza und weitere sowie Business Intelligence Produkte wie QlikView, SAP Business Objects, IBM Cognos, Oracle OBIEE 11g und weitere. <br><br> Preis: Basisversion ist kostenlos. Einzel-User-Lizenz: 80 Euro
Presentation Link
Die App „Presentation Link“ bietet die Möglichkeit interaktive Präsentationen auf dem iPad zu erstellen. Dabei können fertige Präsentationen als PDFs oder Bilder sowie Videos importiert werden. Das Setzen von Hyperlinks ermöglicht direkt zu einer bestimmten Sektion der Präsentation zu springen oder mit Informationen aus dem Internet anzureichern. <br><br> Preis: 4,49 Euro
Polaris Office
Mit „Polaris Office“ können MS-Office-Dateien aus Textverarbeitungen, Tabellenkalkulationen und Präsentationsprogrammen auf dem iPad betrachtet und bearbeitet werden. Laut Hersteller stehen über 300 Funktionen zur Verfügung. Darunter befindet sich auch der Kamera-Modus mit dem sich Fotos in Dokumente einfügen lassen. Zudem werden Cloud-Dienste wie Google Docs, Dropbox und box.net unterstützt. <br><br> Preis: 11,99 Euro
Penultimate
„Penultimate“ von Evernote ist eine Notiz-App, die dem Benutzer das Gefühl gibt, als würde er auf Papier schreiben. Notizen lassen sich gleichzeitig bearbeiten und können mit einem vorhandenen Evernote-Konto synchronisiert werden. Für jedes Projekt, Thema oder Kategorie kann ein eigenes Notizbuch mit beliebig vielen Seiten angelegt werden. <br><br> Preis: kostenlos
MicroStrategy Mobile
Die App „MicroStrategy Mobile“ erlaubt es von unterwegs wichtige Unternehmensdaten abzurufen. Um dies zu ermöglichen wird ein stationärer MicroStrategy Mobile Server vorausgesetzt, um auf Dokumente, interaktive Berichte und Dashboards zuzugreifen. Mit der Zeitungskiosk-Integration lassen sich durch Informationen gesteuerte Magazine für geschäftliche Anwender erzeugen, um Geschäftsinformationen schnell zur Verfügung zu stellen. <br><br> Preis: kostenlos
iThoughtsHD
"iThoughtsHD" ist ein Mindmapping-Programm für das iPad mit Cloud-Zugang. Sie importiert und exportiert Mindmaps der meisten Desktop-Versionen, beispielsweise Freemind, X-Mind, Novamind, MindManager, MindView und iMindmap. An Dokumenten kann gemeinsam gearbeitet werden, indem man sie in Dropbox-, Box- oder WebDAV-Service exportiert. <br><br> Preis: 8,99 Euro
iMExchange 2
Die App „iMExchange 2“ erlaubt es Geschäftsreisenden auch unterwegs Notizen und Aufgaben mit ihrem Outlook-Konto zu synchronisieren und zu managen. Ebenso kann bei einem kurzfristigen auswärtigen Termin der Out-Of-Office-Status gesetzt werden. <br><br> Preis: kostenlos
GoodReader for iPad
Mit “GoodReader for iPad” lassen sich PDF-Files, TXT-Dateien und alle gängigen Office-Formate auf dem Tablet darstellen. Die App bietet die Funktion Dokumente zu verwalten und lokal auf dem iPad zu speichern. Datei-Übertragungen erfolgen über WiFi oder E-Mail. <br><br> Preis: 4,49 Euro
FileMaker Go 12 für iPad
Die App „FileMaker Go 12“ unterstützt Geschäftsreisende mit einer ausgiebigen Datenbankfunktion. Projekte können erfasst werden und unterwegs bearbeitet und überprüft werden. So kann beispielsweise der Lagerbestand online bestätigt werden oder Ergebnisse aus dem Meeting in die Firmenzentrale an Mitarbeiter geschickt werden. <br><br> Preis: kostenlos
Faster Scan HD
Mit der kostenlosen App “Faster Scan HD” fotografieren Sie Dokumente oder Bilder mit dem iPad ab und können die Scans per E-Mail oder Fax zügig an weitere Personen weiterleiten. Das kostenpflichtige Upgrade „Faster Scan HD+“ bietet zusätzlich die Cloud-Dienste Google Drive und Dropbox an, um ihre Dokumente mit anderen zu teilen. <br><br> Preis: kostenlos

Auch Apple hat gelernt und stellt Business-Support bereit

Warenwirtschaft im Taschenformat. Lidls Mobile Office.
Foto: Joachim Wendler

Auch Apple hat durch das Projekt gelernt, zum Beispiel wie man einen professionellen Support für Business-Anwender bereitstellt. Zu Beginn von LiMO gab es den nicht. "Mittlerweile arbeitet Apple mit normalen Key-Account-Managern, und der Service ist dem anderer Anbieter absolut vergleichbar".

Auch bei der Weiterentwicklung seiner Software hat Apple mittlerweile Business-Anwender im Fokus. "Mit jeder neuen iOS-Version gibt es mehr Funktionen, die die zentrale Verwaltung vieler Geräte erleichtert."

Lidls Mobil Office funktionierte allerdings auch schon zu jener Zeit recht gut, als Apples Unterstützung noch mau war. Denn viele Mitarbeiter wussten durch ihre privaten Erfahrungen sehr gut, wie iPads funktionieren und was bei Problemen zu tun ist. So entstand bei Lidl schnell eine Menge eigenes Knowhow.

Apple ist aber keine Entscheidung für die Ewigkeit

Aus Sicht von Mirko Saul ist Apple "die richtige Plattform für die kommenden Jahre. Für unsere Zielgruppe und unseren Zweck sehe ich aktuell nichts Besseres." Dennoch sei das keine Entscheidung für die Ewigkeit, schon weil man in der IT nie sagen könne, "das lassen wir jetzt für die nächsten zehn Jahre so. Man muss den Markt immer beobachten, und das tun auch wir in Sachen Tablet-Technologie."

Die Lessons Learned aus dem iPad-Projekt

Das Projekt LiMO ist mit vergleichsweise wenig Fantasie auf andere Unternehmen und auch auf andere Branchen übertragbar. Die wichtigsten Learnings fasst Projektleiter Mirko Saul zusammen:

  • Ohne Unterstützung der Top-Führungsebene geht es nicht - wie bei jedem ambitionierten IT-Projekt.

  • Spannende Technik in einer Abteilung weckt schnell Begehrlichkeiten im gesamten Unternehmen. Wenn die Anzahl der Geräte wächst, muss die notwendige Infrastruktur mitwachsen. Beispiel: eine zuverlässige WLAN-Anbindung aller Standorte.

  • Eigenes Knowhow aufbauen: Ausschließlich vom Hersteller oder von externen Dienstleistern bei so einem Projekt abhängig zu sein, kann gefährlich und teuer werden.

  • Security: alle frühzeitig einbinden und sensibilisieren, Probleme offen ansprechen.

  • Zeit und Mühe in die Oberfläche investieren: Für die Akzeptanz ist die Usability von überragender Bedeutung. Die Oberfläche sollte auf das Wesentliche reduziert sein, das spart auch Schulungsaufwand.

  • Tablets sind nur Front-Ends der Infrastruktur dahinter, müssen deshalb Teil eines Gesamtkonzepts sein. Unternehmen sollten sich zu Beginn überlegen, was genau sie mit einem vergleichbaren Projekt erreichen wollen.

  • Die Trennung von privat und geschäftlich geling dann, wenn die Nutzer ausschließlich Job-Funktionen auf dem Gerät nutzen und keine eigenen Apps installieren können. Das erhöht auch die Sicherheit des Systems.

  • Das Projekt hat unternehmensintern das Image der IT weiter verbessert.

iPads für Immobilien, Bewerber und Personalstammdaten

Die Sortimente im Lebensmitteleinzelhandel sind regional unterschiedlich.
Foto: Eisenhans - Fotolia.com

Bei Lidl hat "LiMO" auch grundsätzliche Änderungen bewirkt. Beispielsweise bedienen sich Mirko Saul und sein Team jetzt des "Mobile First"-Prinzips: Neue Anwendungen werden als erstes für die Nutzung auf mobilen Endgeräten getestet und optimiert, die Anpassung an den PC folgt erst danach. Sauls Abteilung ist mittlerweile ein "Competence Center Mobility", das weitere Einsatzmöglichkeiten der mobilen Endgeräte ausloten soll.

Die haben sich natürlich längst über ihr ursprüngliches Einsatzgebiet im Vertrieb hinaus verbreitet. Das Lidl-Top-Management studiert seine Kennzahlen auf iPads, und die Immobilienabteilung – bei ca. 10.000 Standorten ein wichtiger Akteur – ruft auf den Geräten Infos für die Auswahl und die Errichtung neuer Filialen ab: Bebauungspläne, Kaufkraft am Standort, mögliche Wettbewerber etc.

Außerdem können sich die Verkaufsleiter auf dem iPad Bewerbungen spannender Kandidaten oder auch die Personalstammdaten vorhandener Mitarbeiter ansehen. Weitere Einsatzgebiete sind vorstellbar.

iPad hat Signalwirkung für Bewerber

Bleibt die Frage, wie sehr das Projekt beim Recruiting von Führungsnachwuchs hilft. "Natürlich vermarkten wir unsere Jobs in erster Linie über den Aufgabeninhalt", sagt Mirko Saul. "Aber das iPad hat eine Signalwirkung, es zeigt, dass bei Lidl auch moderne Arbeitsmittel eine wichtige Rolle spielen."

Diese Botschaft verbreitet das Unternehmen auch in Stellenanzeigen oder auf Bewerbermessen. Schließlich sind IT-Mitarbeiter ein heiß umkämpfter Markt, gerade in Süddeutschland. Mit einem Mangel an guten Bewerbern muss sich auch Kaan Bludau, Business Unit Manager bei der Hager Unternehmensberatung, immer wieder auseinandersetzen.

Spannendes Arbeitsumfeld wichtiger als ein Firmenwagen

Die Personalberater arbeiten seit Jahren übergreifend IT-seitig für Lidl. "Das iPad kann neben Entscheidungskriterien wie Standort, Einkommen, Entwicklungsperspektive und Unternehmenskultur des künftigen Arbeitgebers durchaus ein Argument für den Wechsel von einem anderen Unternehmen zu Lidl sein", so Bludau. "Darüber hinaus ist ohnehin ein flexibles und spannendes Arbeitsumfeld für viele junge Menschen heute wichtiger als zum Beispiel ein Firmenwagen."

Der Projektsteckbrief LiMO - Lidl Mobile Office

Lidl - Lidl Mobile Office

Branche

Handel

Zeitrahmen

  • Oktober 2010: Start

  • Juli 2011: erstes Pilotprojekt mit Verkaufsleitern, Vertriebsleitern und Geschäftsführer einer Regionalgesellschaft

  • November 2012: 1.000 Tablets in Deutschland

  • März 2014: 5.000 Tablets in 26 Ländern

  • Kommende Rollouts: z.B. Immobilienbereich

Mitarbeiter

Am Projekt beteiligt: phasenweise fünf bis zehn interne Mitarbeiter aus Fachbereich Vertrieb, (IT-)Consulting und Informationstechnik

Aufwand

für Hardware, Rollout, Schulung und Entwicklung: einstelliger Millionenbetrag in Euro (alle 26 Länder)

Produkte

  • Apple iPad

  • Mobile Device Management von MobileIron

  • Individual Apps von Excelsis und Sovanta

Dienstleister

Apple, MobileIron, Excelsis Business Technology AG, Sovanta AG, MicroStrategy

Einsatzort

Europa

Internet

www.lidl.com