European Refurbishment Association

Refurbisher organisieren sich

14.09.2021 von Peter Marwan
Im April 2021 wurde die European Refurbishment Association (EUREFAS) gegründet. Sie will sich dafür einsetzen, dass die EU-Politik einen fairen und nachhaltigen Markt anstrebt und bessere Voraussetzungen für den Aufbau einer langfristigen Kreislaufwirtschaft schafft.
Reparierbarkeit ist gerade bei Smartphones eines der Probleme, mit denen Refurbisher zu kämpfen haben. Aber auch mehr Software-Updates für ältere Modelle würden helfen, den Zweitmarkt anzukurbeln.
Foto: tkyszk - shutterstock.com

Anfang des Jahres haben sich Fenix.eco, Foxway, Recommerce Group, Reware und Tech2com in der European Refurbishing Association (Eurefas) organisiert. Inzwischen sind Back Market (aus Frankreich) und Refurbed (aus Österreich) beigetreten. Kilian Kaminski, Geschäftsführer und Co-Gründer des auch in Deutschland tätigen Refurbisher-Marktplates Refurbed, erklärt, was er sich von der Interessensvertreung der Branche auf europäischer Ebene erhofft.

ChannelPartner: Was erwarten Sie von Ihrer Beteiligung an Eurefas?

Kilian Kaminski: Die EU-Politik muss sich in Richtung eines fairen und nachhaltigen Marktes entwickeln und bessere Voraussetzungen für den Aufbau einer langfristigen Kreislaufwirtschaft schaffen. Dafür setzen sich alle beteiligten Unternehmen ein. Die primäre Aufgabe des Verbandes ist es, einen Dialog mit europäischen Institutionen und Regierungen zu führen, um sicherzustellen, dass die Branche und deren positive Auswirkungen korrekt adressiert werden.

Welche konkreten Aktivitäten sind im Rahmen der Eurefas geplant?

Kaminski: Wir möchten die Fortschritte der Branche kommunizieren und bedeutende Themen gezielt angehen. Konkret geht es hierbei um Themen wie Mehrwertsteuerbetrug, Urheberrechtsabgaben, neue standardisierte Qualitätskriterien und die Festlegung des Stellenwerts von Refurbishment im "European Green Deal".

"Ein großes Problem sind unter anderem fehlende Software-Updates für ältere Modelle. Außerdem designen die Hersteller heutzutage die neuen Modelle so, dass diese immer schwieriger zu reparieren sind", bedauert Kilian Kaminsik, Co-Gründer von Refurbed die Entwicklungen im Smartphone-Markt.
Foto: refurbed

Laut Eurefas-Website liegt der Fokus derzeit auf Smartphones. Wird das so bleiben oder wird der bald erweitert?

Kaminski: Smartphones sind einerseits im Refurbishment-Prozess leicht zu handhaben, zu versenden und sind und werden sehr stark nachgefragt. Andererseits haben die Geräte gleichzeitig einen sehr großen Einfluss auf unsere Umwelt. Ein neu produziertes Smartphone verbraucht allein 13.000 Liter Wasser und verursacht 79 Kilogramm CO². Ebenso machen sie einen beachtlichen Anteil der jährlich steigenden Menge an Elektroschrott aus. Wir werden laufend weitere Kategorien ausbauen und auch für andere Refurbished-Produkte die Nachfrage steigern - von Haushaltsgeräten über Unterhaltungsmedien bis hin zu Laptops und weiteren Geräten.

Ist die aktuelle Situation in Bezug auf Reparaturmöglichkeiten befriedigend?

Kaminski: Ein großes Problem sind unter anderem fehlende Software-Updates für ältere Modelle. Außerdem designen die Hersteller heutzutage die neuen Modelle so, dass diese immer schwieriger zu reparieren sind. Aktuell ist es also sehr schwer, etwas dagegen zu unternehmen. Daher finden wir es folgerichtig, dass die EU-Kommission Hersteller künftig dazu verpflichten will, Software-Updates länger zu liefern. Mit der Eurefas verschaffen wir uns als Branche noch größeres Gehör.

In der Eurefas sind Firmen aus mehreren europäischen Ländern organisiert. Sind die Probleme überall gleich, oder gibt es nationale Vor- und Nachteile?

Kaminski: In Europa stehen eigentlich alle Unternehmen vor den gleichen Herausforderungen, da die Hersteller dazu verpflichtet werden müssen, Ersatzteile und Software-Updates sicherzustellen. Langfristig ist es unser wichtigstes Ziel, den europäischen Markt zu stärken.

Mit Eurefas setzen wir uns auch dafür ein, ein europaweites Gütesiegel einzuführen, damit Verbraucherdarauf vertrauen können, geprüfte Qualität zu kaufen. Derzeit gibt es diese Standards noch nicht, und jeder Refurbisher kann seine Einstufungen selbst vornehmen. Für Refurbed haben wir daher einen sehr detaillierten Guide für unsere Partner erstellt, der Geräte in drei Kategorien einteilt: neu, sehr gut und gut. Alles darunter wird über Refurbed nicht verkauft.

Zumindest in Deutschland sind Kommunen gehalten, die wirtschaftlichsten Lösungen auszuwählen. Damit Refurbished-Produkte eine Chance haben, müssten die aber in Ausschreibungen zumindest zugelassen oder sogar gefordert werden. Bewegt sich da etwas? Ist der Bereich für Sie und den Markt überhaupt wichtig?

Kaminski: Ja, es ist absolut notwendig, dass in den öffentlichen Ausschreibungen explizit Refurbished-Angebote zugelassen, gefordert und womöglich sogar präferiert werden. Der Staat in Deutschland sagt regelmäßig, dass er die Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit fördern will. Daher sollte der Staat eine Vorbildfunktion einnehmen, den ersten Schritt machen und die staatlichen Einrichtungen mit Refurbished IT-Produkten ausstatten!

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