Nach dem heutigen Scheitern des Gütetermins zwischen der Potsdamer A&O GmbH und der IG Metall herrscht bei den betroffenen Mitarbeitern der GmbH große Ratlosigkeit. "Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll", äußerte sich ein Mitarbeiter gegenüber ChannelPartner.
In dem Gütetermin sollte verhandelt werden, ob die rund 570 ehemaligen Sinitec-Mitarbeiter des IT-Dienstleisters A&O zu deutlich schlechteren Konditionen als bisher in der neugegründeten Tochtergesellschaft A&O 4tec GmbH arbeiten müssen. A&O-Chef Michael Müller meint ja; die IG Metall, die den 2005 ausgehandelten Sanierungstarifvertrag für die itec-Mitarbeiter unlängst gekündigt hat, meint nein.
Doch Müller beruft sich bei seiner Vorgehensweise auf einen am 30. März dieses Jahres von der IG Metall unterschriebenen "Anerkennungstarifvertrag", der seine Maßnahme, den Betriebsübergang zum 15. Mai 2007 zu vollziehen, absegne. Die IG Metall hingegen behauptete bis heute, diesen Vertrag nicht unterschrieben zu haben.
Bei dem Gütetermin äußerte sich nach Informationen von ChannelPartner die IG Metall-Rechtsanwältin ähnlich. Sie erklärte, dass der Vertrag, wie ihn Müller vorlegte, von der IG Metall nicht anerkannt werde. "Eine Willenserklärung durch die Übergabe (des Vertrages) war von Seiten der IG Metall nicht gegeben."
Allerdings bestritt sie nicht mehr, dass es die Unterschrift der beiden IG Metall-Vertreter auf diesem insgesamt sechs Seiten umfassenden Vertrag geben würde.
A&O-Chef Müller hingegen sieht sich in seinem Anliegen bestätigt. In einer heute versandten Presseerklärung sagte er: "Die Mitarbeiter von a&o hängen jetzt bis zum 31. Oktober in der Luft und wissen nicht, wie es weitergeht. Sie baden damit nur die Verweigerungshaltung der IG Metall und ihres stellvertretenden Vorsitzenden Berthold Huber aus. " Und weiter: "Die IG Metall hat bis heute keine Klageerwiderung eingereicht. Sie bestreitet mittlerweile nicht mehr, dass die Unterschrift ihres zweiten Vorsitzenden Berthold Huber unter dem Tarifvertrag steht, der für einen Teil unserer Belegschaft aufgrund des schwierigen Marktumfeldes Einkommenseinbußen beinhaltet."
Was nun bei der A&O geschieht, ist völlig offen. Eines aber steht fest: Die Mitarbeiter können und wollen nicht bis zum 31. Oktober, dieses Jahres warten. Selbst wenn der für diesen Tag anberaumte Kammertermin Klarheit bringen sollte, kommt er nach Ansicht der Mitarbeiter viel zu spät.
Zumal die Situation der A&O-Töchter itec beziehungsweise 4tec mehr als merkwürdig ist: Nach der Kündigung des bei Übergang von Sinitec zu a&o itec abgeschlossenen Sanierungstarifvertrags gilt laut der IG Metall "für alle betroffenen Beschäftigten nun wieder der Flächentarifvertrag".
Nach Ansicht von Müller ist die Kündigung unwirksam, weshalb der Sanierungstarifvertrag weiterhin für die in der itec GmbH angestellten rund 50 Mitarbeiter gelten soll. Zugleich dürfte Müller jetzt darauf pochen, dass für die rund 520 Mitarbeiter der 4tec GmbH der Anerkennungstarifvertrag gelte.
Es steht dahin, welche praktische Schlussfolgerung die IG Metall aus dem Scheitern des Gütetermins ziehen wird. Bis zur Stunde war keine Stellungsnahme der Gewerkschaft zu erhalten.
"Am besten wäre, wir gingen zu Siemens zurück", kommentierte ein anderer Mitarbeiter sarkastisch die gegenwärtige Situation. (wl)