Wie authentisch dürfen Bewerber sein? Ein Leser unserer Schwesterpublikation Computerwoche fragte einmal, wie es Firmen mit einem authentischen Auftreten des Bewerbers halten. Viele Experten würden zwar Kandidaten raten, offen zu ihrer Persönlichkeit zu stehen, aber so ganz sicher ist der Forumsbesucher sich nicht. Er möchte wissen, ob man so aufzutreten soll, wie man wirklich ist, ohne sich zu verbiegen? Und wie viel Enthusiasmus ist tatsächlich erwünscht?
Monika Becker, seit zehn Jahren Personalberaterin bei der Hager Unternehmensberatung, kennt die Sichtweise der Arbeitgeber. Sie rät: „Nach meiner Erfahrung erwarten Firmen Leidenschaft von ihren Mitarbeitern. Eine entspannte oder desinteressierte ‚Laid-back-Haltung’ in Bewerbungsinterviews führt in aller Regel zum Scheitern des Kandidaten. Auf der anderen Seite darf Begeisterung nicht zu Kompromisslosigkeit führen. Auch wenn man leidenschaftlich eine bestimmte Vorgehensweise vertritt, muss man akzeptieren, wenn der Manager zu einer anderen Entscheidung kommt. Wenn Führungskräfte Verbesserungsvorschläge von ihren Mitarbeitern nie aufgreifen, kann das ein Grund sein, sich zu fragen, ob man am richtigen Arbeitsplatz ist. Eine erfolgreiche Organisation hat nämlich ein großes Interesse daran, ständig zu lernen.“
Eine Karriere als Datenanalytiker?
Neue technische Entwicklungen bringen neue Jobprofile mit sich. Ein Leser schreibt: „Ich lese immer öfter, dass der Big-Data-Hype auch neue Jobs mit sich bringen wird, Stichwort Datenanalytiker. Empfehlen Sie dazu besondere Studiengänge? Oder sind Weiterbildungen in Unternehmen ausreichend? Ich würde gern in die Entwicklung gehen und hier bestens auch für die Zukunft ausgerüstet sein.“
Achim Röhe, Leiter Professional Services von arcplan, meint: „Big Data bedeutet, dass mehr Daten generiert werden und vorhandene Datenbank- und Berichtssysteme nun an ihre Grenzen geraten. Die Hersteller reagieren hierauf mit neuen Technologien, beispielsweise In-Memory-Datenbanken. Big Data wird daher in den Unternehmen zu einem immer wichtigeren Thema. Zurzeit befinden wir uns in den meisten Industriezweigen noch in der Orientierungsphase, das heißt, viele fragen sich, welche Bedeutung das Thema für sie haben wird. Aber die Wahrnehmung ist da und die Bedeutung wird wachsen. Dennoch ist mir kein Studiengang bekannt, der sich ausschließlich mit Big Data befasst und ich glaube auch nicht, dass es sinnvoll wäre, sich nur in dieser Richtung zu orientieren. Sicherlich integrieren vorhandene Studiengänge das Thema Big Data in ihr Curriculum. Der Blick muss dennoch über den Tellerrand hinausgehen. Insofern sehe ich das Thema immer in einem Gesamtzusammenhang. Belegen Sie entsprechende Angebote an Ihrer Hochschule und sprechen Sie mit Ihrem zukünftigen Chef über Fortbildungsmöglichkeiten des Unternehmens.“
Oder lieber SAP-Berater?
Ein anderer Leser würde gerne später im SAP-Umfeld arbeiten, ist sich jedoch unsicher, ob er sich für eine eher technische Schiene wie SAP-Implementierung (ERP) oder eine beratende beziehungsweise kaufmännische Tätigkeit als SAP-Consultant (im Vertrieb) infrage kommt.
Volker Buhl, Personalchef des IT-Dienstleisters Prodware, rät zunächst zu einer Analyse der eigenen Persönlichkeit: „Wichtig ist, neben der Prognose hinsichtlich Arbeitsmarktchancen, auch die persönliche Interessen und Stärken zu berücksichtigen. In welchem Umfeld fühlen Sie sich wohler – im technischen Bereich oder eher in beratender Funktion? Denn: Nur mit Leidenschaft und Zufriedenheit kann man sich langfristig im Beruf motivieren und erfolgreich sein.
Denkbar wäre in Ihrem Fall der Berufseinstieg als Junior Consultant in einem IT-Beratungsunternehmen oder ein direkter vertrieblicher Einstieg im gleichen Umfeld.
Fakt ist, dass man sich in der Aufgabe des Consultant im Microsoft-Umfeld beispielsweise, egal ob Technical Consultant oder Application Consultant, mit dem Thema Zertifzierung regelmäßig auseinander setzten muss. Und: Die Leidenschaft und Stärke für die Themen Vertrieb und Kundenorientierung sind wichtig. Als Vertriebsmitarbeiter oder auch im Rahmen von Pre-Sales-Aufgaben ist fachliches Know-how notwendig und äußerst hilfreich. In Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen bietet Microsoft zum Beispiel auch Trainee-Programme mit dem Schwerpunkt Vertrieb an.
Zu Beruhigung: Ein späterer Wechsel nach den ersten Berufsjahren – von der Beratungstätigkeit in den Vertrieb oder umgekehrt – ist durchaus denkbar und gar nicht unüblich.“
Was bringt ein Doktortitel?
Immer wieder interessieren sich Leser für das Thema Weiterbildung. So auch ein Forumsbesucher, der fragt, ob es sinnvoll ist, direkt nach dem Master in Wirtschaftsinformatik einen Doktortitel anzuhängen? Oder doch lieber einen MBA? Sein Berufsziel wäre eine Karriere in der Beratung in einem großen Unternehmen mit anschließender Selbständigkeit.
Tina Wemer, Personalchefin des Technologieberatungsunternehmens Invensity, antwortet: „Sie sollten sich überlegen, was Sie sich von einem weiteren Abschluss erhoffen: wissenschaftliches Arbeiten und Austausch oder zum Beispiel Spezialisierung auf einem Fachgebiet? Bei einem MBA sind Sie breiter aufgestellt und können Ihr bisheriges wirtschaftliches Wissen aus dem Studium durch diesen Abschluss noch weiter ausbauen. Dies könnte Ihnen vor allem bei der eventuellen Selbständigkeit in der Zukunft zu Gute kommen.
Nun haben Sie aktuell einen guten Master-Abschluss in der Tasche sowie interessante Praktika vorzuweisen. Brennen Sie dafür, Ihr bisheriges Wissen nun als Berater anzuwenden und weiter auszubauen, würde ich Ihnen den direkten Jobeinstieg empfehlen.
Seien Sie sich bewusst: ein längeres Studium bedeutet, das theoretische Wissen weiter zu vertiefen, ein kürzeres Studium bedeutet früher praktische Erfahrung sammeln zu können. Irgendwo dazwischen liegt der ‚richtige Weg’. Daher meine Empfehlung: jetzt mit dem international anerkannten Master praktische Erfahrungen zu sammeln und später gegebenenfalls einen MBA oder PhD berufsbegleitend oder als Sabbatical anzuhängen."