Die PSG nach der HP-Entscheidung

PSG-Chef Frank Obermeier erklärt Hintergründe und Pläne

04.11.2011 von Beate Wöhe
In einem Webcast, zu dem HP seine Partner eingeladen hatte, gab Frank Obermeier genauere Hintergründe zu der in der vergangenen Woche getroffenen Enscheidung bekannt. CEO Meg Whitman verkündete - schneller als erwartet - den Verbleib der PSG als strategische Einheit innerhalb des Unternehmens Hewlett-Packard.
Foto:

In einem Webcast, zu dem HP seine Partner eingeladen hatte, gab Frank Obermeier genauere Hintergründe zu der in der vergangenen Woche getroffenen Enscheidung bekannt. CEO Meg Whitman verkündete - schneller als erwartet - den Verbleib der PSG als strategische Einheit innerhalb des Unternehmens Hewlett-Packard. Der PSG-Chef nutzte zu Beginn die Möglichkeit, sich bei den Partnern für ihre Treue und Unterstützung in der turbulenten Zeit. Gleichzeitig drückte er sein Bedauern aus, dass dieser Zustand in den vergangen drei Monaten den Geschäftspartnern viel Energie, auch in der Zusammenarbeit mit deren Endkunden, gekostet hat.

Zu der Entscheidung des Verbleibs der PSG innerhalb von HP haben laut Obermeier Analysen geführt, die die drei Fokusthemen: finanziell, operational und strategisch beinhaltet haben.

- Finanzieller Aspekt
Hier habe sich herausgestellt, dass durch einen Spin-off der PSG sowohl bei der PSG als auch bei der verbleibenden HP mit Umsatzeinbußen in Höhe von mehr als 1 Milliarde Dollar zu rechen gewesen wäre. Außerdem wären Kosten in Höhe von 1,5 Milliarden auf die PSG zugekommen, um dem neuen Unternehmen ein neues Immage und Branding zu geben. Zusätzliche Kosten wären noch hinzugekommen, um eine neue Infrastruktur aufzubauen. In der Summe seien diese Kosten signifikant über einem Benefit eines Spin-offs gelegen.

- Operationaler Aspekt
In diesem Bereich hat die PSG eine Risikoanalyse durchgeführt, indem durchleuchtet wurde, welches Risiko HP und der Geschäftsbereich eingehen würden, wenn die PSG aus den heutigen Workstreams herauslösen würden. Dieses Risiko wurde nicht nur für eine neue herausgelöste PSG als auch für die verbleibenden Geschäftsbereiche bei HP als extrem hoch bewertet. PSG sei ein tief verzahnter Bestandteil innerhalb des Unternehmens und habe in den vergangenen fünf Jahren signifikant zum Wachstum des Unternehmens beigetragen.

- Strategischer Aspekt
In diesem Zusammenhang analysierte die PSG den Einfluss eines Spin-offs bezüglich der drei Bereiche: Brand, Go-to-market und interne Infrastruktur. So sei der Brand, der zudem für Marktführerschaft, auch in diesem Segment steht, extrem gefährdet. Auf der Go-to-market-Seite sprach Obermeier die Auswirkungen auf das Tagesgeschäft der Partner an, die zum Großteil innerhalb des Herstellers ihre Geschäfte nicht nur alleine mit der PSG sondern auch mit den anderen Business-Units abwickeln. Hier sah HP ein erhebliches Risiko, dass diese Möglichkeit in der Außendarstellung nicht mehr transparent gewesen wäre. Zu diesem Thema seien auch viele Fragen der Partner an HP gestellt worden, was die Partnerprogramme betrifft.

Auch die Auswirkungen auf die Infrastruktur wurde beleuchtet. Hier spielten Themen wie Supply-Chain und Beschaffungsmanagement sowie innerbetriebliche Abteilungen wie Personal und Finanzen eine Rolle. Auch an diesem Punkt sei das Management zu der Entscheidung gekommen, dass das Risiko erheblich gewesen wäre.

Aufgrund der oben genannten Punkte sei Hewlett-Packard zu der Entscheidung gekommen, das die PSG am besten innerhalb des Unternehmens bleibt. Um die Partner nachhaltig zu beruhigen, setzte Obermeier im Webcast nach: "Wir haben alle Alternativen geprüft und nach vorne geschaut. Es gibt keinen offenen Punkt. Diese Analyse ist final."

Was bedeutet das für die Partner?

Nach wie vor wies Obermeier auf "ein deutliches Kommitment zu unserem Channel" hin. "Unsere klare Zielsetzung ist es, mit unserem breiten Portfolio innerhalb der PSG aber auch mit der gesamten Wertschöpfungskette den Partnern ein umfassendes Angebot bieten zu können, so dass wir weiterhin gemeinsam erfolgreichen zusammenarbeiten können", erklärte der PSG-Chef den Plan in kurzen Worten. Als Botschaft in Richtung der Kunden solle auch weiterhin die Marktführerschaft in den einzelnen Bereichen nach vorne getragen werden. Weiterhin bedeute das nachhaltige Kommitment zum PC-Geschäft, dass das Unternehmen auch weiterhin in diesen Geschäftsbereich investiere. "Es gab zu keiner Zeit einen Stopp oder eine Reduzierung der Investments in das PSG-Geschäft. Wir haben weiterhin in Entwicklung und in die Programme investiert, und das werden wir auch fortführen", ergänzte Obermeier.

Lobende Worte fand der PSG-Chef auch über Meg Whitman, die als neuer CEO des Unternehmens rasch dafür gesorgt habe, dass diese Unsicherheit schnell aufgelöst würde. Sie habe hohes Tempo, aber auch hohe Professionalität bei den Analysen gefordert. "Wir sind davon überzeugt, dass die getroffene Entscheidung die beste Lösung für die PSG, die HP-Partner und deren Kunden ist", schließt Obermeier dieses Thema.

Hausaufgaben der PSG

Gut gemeint, aber fehlgeschlagen. Der erste Versuch mit dem TouchPad unter WebOS in den Tablet-Markt einzusteigen.
Foto: HP

Die Analysen hätten deutlich gezeigt, dass die PSG mehr in Innovation investieren muss, was auch geschehen soll. Weiterhin will HP im PC-Geschäft die Marktführerschaft halten und die Position, wenn möglich, auch ausbauen. Das dritte Thema auf der zukünftigen Tagesordnung betrifft das Produktangebot der PSG. Veränderungen im PC-Markt durch neue Formfaktoren und Geräte wie Tablets oder Ultrabooks seien hier zu nennen. "Hier sehen wir maßgeblichen Einfluss der neuen Formfaktoren auf unser Geschäft, und wir investieren mit Hochdruck in diese Formfaktoren hinein, um dort auch gleich vorneweg diesen Markt mitbestimmen zu können. Wir arbeiten um Beispiel mit Hochdruck - aber auch dort professionall - an einem Markteintritt in den Tablet-Markt. Wir haben in den vergangenen Monaten bereits einen Markteintritt gemacht und ihn dann sehr schnell zurückgezogen. Wir legen alle Kraft in die Überlegung, was der richtige Markteintritt in diesen Markt ist. Bei gegebener Zeit werden wir das kommunizieren", erklärte Obermeier die Strategie an einem Beispiel. Neue Business-Modelle will der Hersteller auch im Consumer-Markt analysieren. (bw)

Meinung der Redakteurin

Auch wenn vielen HP-Partner mit der Entscheidung, die PSG innerhalb des Unternehmens Hewlett-Packard zu belassen, ein Stein vom Herzen gefallen sein mag, so heißt es jetzt für die PSG erst einmal, neue Impulse umzusetzen. Wie Frank Obermeier erwähnte, will die PSG "gleich vorneweg" den Markt in Bezug auf neue, gut nachgefragte Produkte wie Tablets mitbestimmen. Wie der Begriff sagt, heißt vorneweg, als einer der Ersten mit dabei zu sein. Sowohl im Tablet-Markt war HP einer der letzten Brand-Hersteller, der mit dem TouchPad in den Markt ging, und die ersten Ultrabooks kommen diese Tage in Deutschland auf den Markt. Auch hier ist von HP nichts zu sehen. Nicht einmal ein Announcement. Auch wenn manche Marktsegmente für einen Hersteller, der mit seinen Partnern vorwiegend den B2B-Markt adressiert, nicht sofort interessant zu sein scheinen, sollte HP langsam beginnen, die Investitionen in neue Produkte/Formfaktoren etwas zügiger in die Tat umzusetzen. Bestimmt würden viele Partner ihren Kunden gerne auch mal ein HP-Produkt als Erster präsentieren, bevor andere Hersteller aus dem "Way to market" für das Produkt bereits einen Trampelpfad gemacht haben. BW