Unsere Schwesterpublikation PC-WELT hat den TV-Stick WinTV-HVR-900 von Hauppauge getestet. Lesen Sie hier den vollständigen Test:
Von Hans-Christian Dirscherl (PC-WELT)
Er ist ausgesprochen handlich, der Stick für den USB 2.0-Anschluss. Ideal für unterwegs, wenn man aus dem Notebook quasi einen tragbaren Fernseher machen will. Die mitgelieferte Stabantenne lässt sich schnell zusammen bauen und mit ihrem magnetischen Fuß Platz sparend und sicher aufstellen. Ein kleines Manko gibt es allerdings: Das Verbindungskabel zwischen Antenne und USB-Stick sowie das ebenfalls mitgelieferte USB-Kabel sind beide recht kurz geraten. Gerade wenn Sie mit der DVB-T-Antenne unterschiedliche Empfangspositionen ausprobieren wollen, geraten Sie schnell an die Grenzen der Kabellänge.
Der Lieferumfang umfasst neben der bereits erwähnten Antenne und den beiden Kabeln noch eine CD-ROM mit Treibern, WinTV 2000-Software und dem ausführlichen Bedienhandbuch im PDF-Format. Außerdem liegt eine gedruckte Kurzanleitung vor, nach der Sie schnell und sicher das Gerät anschließen und die Software installieren sowie in Betrieb nehmen können.
Installation
Verbinden Sie den Stick mit dem USB 2.0-Port Ihres Notebooks oder Rechners. Installieren Sie dann Treiber und Bediensoftware. Letztere hört auf den Namen WinTV 2000.
Dabei handelt es sich um eine Software, die Hauppauge schon länger als Bedienoberfläche für seine diversen TV-Karten einsetzt. Wenn man sich an diesen TV-Veteranen gewöhnt hat, kommt man aber gut damit zurecht. Etwas ärgerlich: Man kann keinen Installationspfad für die Software angeben. Die Installationsroutine knallt die Software also in jedem Fall auf die Systempartition C.
Sendersuche
Wenn Sie WinTV 2000 das erste Mal starten, werden Sie gefragt, ob Sie die Sendersuche durchführen wollen. Das bejahen Sie (die Sendersuche lässt sich jederzeit wiederholen). Nun haben Sie die Wahl, ob Sie nach DVB-T-Sendern suchen wollen oder nach Kanälen, die analog via Fernsehkabel empfangbar sind. Der Sendesuchlauf nimmt einige Minuten in Anspruch, funktioniert aber reibungslos, sofern Sie DVB-T empfangen können. Die gedruckte Kurzanleitung führt Sie sicher durch die Sendersuche.
Selbst wenn Sie in einem DVB-T-Ausstrahlungsgebiet wohnen, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass Sie einwandfreien Empfang haben. Verändern Sie deshalb einige Male die Position der Stabantenne, um die optimale Sendeleistungen zu erreichen. Wie gut die aktuelle Sendeleistung ist, zeigt Ihnen der blaue Balken an.
Bei unserem Test verdoppelte sich beispielsweise die Empfangsqualität, als wir die Antenne zirka 50 Zentimeter höher und rund einen Meter näher zum Balkon stellten. Bis das verbesserte Signal durch den blauen Balken angezeigt wird, können aber einige Sekunden vergehen, gedulden Sie sich also ein wenig, bis Sie die nächste Position austesten. Grundsätzlich gab es an der Empfangsqualität von Bild und Ton aber nichts auszusetzen.
Tipp: Lesen Sie hierzu auch Besserer Empfang von DVB-T
Funktionsumfang
Der WinTV-HVR-900 (der Stick wird im Betrieb übrigens schnell warm, das sollte Sie aber nicht beunruhigen) bietet die üblichen Features, wie man es von TV am PC erwartet. Also Standbildaufnahmen (einfach per Mausklick erstellen; die Standbilder werden links in der vertikalen Leiste von WinTV 2000 aufgelistet) und Timeshift.
Ferner EPG (eine 30-tägige EPG-Trial wird mitgeliefert und kann separat installiert werden), Multisendervorschau (von jedem Kanal wird ein kleines Standbild angezeigt) und TV-Aufzeichnung (auch programmierbar; der Speicherpfad lässt sich nach Belieben einstellen).
Da beim DVB-T-Fernsehen die Sendungen ja ohnehin schon in digitaler Form vorliegen, muss die Rechner-CPU hier beim Aufzeichnen nicht viel leisten. Anders sieht es aus, wenn Sie analoges Fernsehen aufzeichnen wollen. Denn der WinTV-HVR-900 bietet nur SoftPVR, der Prozessor des Rechners muss also die Umwandlung der analogen Signale ins digitale Format vornehmen. Bei einem modernen Rechner mit einer leistungsfähigen CPU ist das aber kein Problem. Das von einigen Hauppaugekarten bekannte Feature des Hardware-MPEG-2-Encoders (von Hauppauge als HardPVR bezeichnet) steht bei der WinTV-HVR-900 schon aus Platzgründen nicht zur Verfügung.
Das Umschalten zwischen TV-Empfang und Aufnahme dauert ein paar Sekunden - das sollten Sie berücksichtigen, wenn Sie schnell etwas aufzeichnen wollen. Die aufgenommenen Videos lassen sich in WinTV 2000 auch wieder abspielen.
Auf Wunsch lässt sich das Fernsehbild immer im Vordergrund halten, auch ein Vollbildmodus ist möglich. Das Umschalten zwischen verschiedenen TV-Kanälen geht einigermaßen flott über die Bühne.
Für den Videotextempfang gibt es eine eigene Anwendung: VTPlus. Sie muss separat gestartet werden, zuvor sollten Sie aber WinTV 2000 abschalten.
Falls Sie bereits eine TV-Karte in Ihrem PC eingebaut haben: Sowohl die Software WinTV 2000 als auch die Hardware HVR900 lassen sich problemlos einsetzen, wenn bereits eine andere TV-Karte mit Software installiert ist.
Fazit: Für die richtige Zielgruppe das richtige Produkt
Für die WinTV-HVR-900 ermittelte unser Preisvergleich in Onlineshops Preise ab 68 Euro zuzüglich Versandkosten. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 99 Euro.
Wer nur DVB-T empfangen will, fährt mit einem reinen DVB-T-Empfänger besser (via DVB-T empfangen Sie allerdings meist viel weniger Programme, in manchen Gebieten sogar nur einige öffentlich-rechtliche Sender). Weil ein Nur-DVB-T-Empfänger nun einmal preiswerter als der Hybridstick WinTV-HVR-900 ist.
Gleiches gilt auch für Anwender, die sich nur analoges Fernsehen zu Gemüte führen wollen. Eine PVR 150-Karte hat beispielsweise einen um zehn Euro günstigeren Listepreis, besitzt aber einen eigenen Chip für das MPEG-2-Encoding. Das entlastet die Rechner-CPU, wenn Sie analoges Fernsehen aufzeichnen. Und wenn Sie einfach nur Kabel-TV ohne irgendwelche Extras empfangen wollen, hat Hauppauge bereits für einen Listenpreis von 39 Euro eine Karte im Angebot. Auch von anderen Herstellern gibt es solch preiswerte TV-Karten.
Der WinTV-HVR-900 lohnt sich also nur für Benutzer, die wirklich beide Optionen, also DVB-T und Analog-TV, benötigen. Nur dann rentieren sich die Mehrkosten für den WinTV-HVR-900. Dafür sind Sie dann aber auch auf der sicheren Seite, falls Sie einmal von einem DVB-T-Empfangsgebiet in ein Haus mit Kabelfernsehen umziehen. Oder wenn Sie zu Hause Kabelfernsehen haben, aber öfters mit dem Notebook in DVB-T-Sendegebieten unterwegs sind. Das Hybrid-Feature hat seinen Preis, aber eben auch seine Vorteile.
Systemvoraussetzungen: Die WinTV-HVR-900 setzt Windows XP SP2 voraus. In dem Rechner sollte mindestens eine 2-GHz-CPU verbaut sein, für MPEG-2-Aufnahmen von analogem Fernsehen ist sogar ein 2.8 GHz-Prozessor nötig. Als Schnittstelle ist zwingend USB 2.0 erforderlich.
(haf)