Wie schnell sind Intels Zwei- und Vier-Kern-CPUs aus der kommenden Penryn-Baureihe? Die PC-WELT hatte auf dem IDF die Gelegenheit, die beiden 3,33-GHz-Varianten etwas genauer zu begutachten.
von Michael Schmelzle, PC-Welt
Testbericht
Wie schon bei den beiden letzten Entwicklermessen durfte die Fachpresse auch auf dem Intel Developer Forum (IDF) in Peking die zukünftigen Penryn-Prozessoren etwas genauer unter die Lupe nehmen. Allerdings konnten wir die bereits von Intel installierten Benchmarks größtenteils nicht selber durchführen und in aller Ruhe die Test-Plattform prüfen. Die folgenden Messergebnisse können daher nur einen groben Anhaltspunkt über die Leistungsfähigkeit der Penryn-Familie vermitteln.
Wann wir Ihnen einen unabhängigen Test des Penryn bieten können, steht noch nicht so genau fest: Laut Intel soll die Baureihe im zweiten Halbjahr 2007 auf den Markt kommen. Ob dies bereits im Juli oder erst im Dezember der Fall sein wird, hängt von vielen Faktoren ab. Großen Einfluss auf den tatsächlichen Starttermin dürfte aber sicherlich Intels Ausbeute bei der Halbleiterproduktion und die Wettbewerbsfähigkeit des Erzrivalen AMD spielen.
Was sich beim Penryn im Vergleich zur aktuellen Core-Architektur alles geändert hat, haben wir im Beitrag „Intel: brandneue „Penryn“-CPU im Detail“ skizziert.
Testfeld und Systemkonfiguration
Stellvertretend für die zukünftigen Zwei-Kern-Prozessoren, Codename „Wolfdale“, schickt Intel eine 3,33-GHz-Version des Penryn mit 6 MB L2-Cache und 333 (effektiv 1333) MHz Front Side Bus ins Rennen. Für die kommenden Vierkerner, Codename „Yorkfield“, tritt ebenfalls eine 3,33-GHz-Version des Penryn mit einem Systemtakt von 333 (effektiv 1333) MHz an. Der Quad-Core greift allerdings auf insgesamt 12 MB L2-Cache zu.
Das Testfeld komplettiert das derzeit schnellste Modell aus der aktuellen Prozessorbaureihe: Der 2,93-GHz-Vierkerner Core 2 Extreme QX6800 arbeitet mit einem Front Side Bus von 266 (effektiv 1066) MHz und nutzt einen 8 MB großen L2-Cache.
Den 3,33-GHz-Varianten Wolfdale und Yorkfield stellt Intel die hauseigene Vorserien-Hauptplatine D975XBX2 mit 975X-Chipsatz zur Seite - sie unterstützt den schnelleren Prozessorbus des Penryn. Der Core 2 Extreme QX6800 nimmt in der Serienversion der D975XBX2-Platine Platz. Bei allen drei Plattformen war der aktuelle Chipsatz-Treiber 8.1.1.1010 installiert.
Die weitere Hardware-Ausstattung der Testsysteme ist identisch - zumindest zeigten der Geräte-Manager von Vista Ultimate sowie das Prozessor-Tool CPU-Z nichts Gegenteiliges an. Ein Blick ins Bios der Penryn-Systeme wurde uns hingegen verwehrt.
Alle Plattformen waren mit zwei 1-GB-Speichermodulen des Typs DDR2-800-SDRAM (5-5-5-15) im Zwei-Kanal-Modus konfiguriert. Die Grafikkarte mit dem Nvidia-Chip Geforce 8800GTX arbeitete mit den Standard-Taktraten und der Forceware-Treiberversion 100.65. Die 320-GB-Festplatte Barracuda 7200.10 stammt von Seagate. Als Betriebssystem kam die 32-Bit-Version von Vista Ultimate zum Einsatz.
Spiele-Leistung: 3D Mark 06
Der populäre Grafikkarten-Test von Futuremark unterstützt symmetrische Multiprozessorsysteme. Bei den CPU-Tests muss der Prozessor beispielsweise die Wegfindung der künstlichen Intelligenz berechnen sowie physikalische Effekte korrekt simulieren. Beide Aufgabenstellungen lassen sich in mehrere Aufgaben (Threads) unterteilen, so dass alle vorhandenen Rechenkerne beschäftigt sind. Zudem finden die CPU-Test nun direkten Eingang in die Gesamtnote des 3D Mark 06.
Der Penryn-Vierkerner erreichte mit den Standardeinstellungen ein Gesamtergebnis von 11941 Punkten sowie 4907 Punkte im CPU-Test. Die Dual-Core-Version des Penryn erzielte insgesamt 10990 Punkte. Das Ergebnis im CPU-Test betrug 3058 Punkte. Der Core 2 Extreme QX6800 kam auf ein Gesamtergebnis von 11122 Punkten und erreichte im CPU-Test 4070 Punkte.
Damit erzielte der Penryn-Vierkerner im CPU-Test gegenüber dem Core 2 Extreme QX6800 einen Vorsprung von rund 22 Prozent. Da die Taktrate der Penryn-Version allerdings 14 Prozent höher ist, stellte sich unterem Strich nur ein geringfügiges Leistungsplus ein. Immerhin: Die Dual-Core-Version des Penryn konnte beim Gesamtergebnis fast mit dem Core 2 Extreme QX6800 mithalten.
Spiele-Leistung: Half Life 2
Das Actionspiel Half Life 2 ist nicht mehr ganz taufrisch, aber nach wie vor recht leistungshungrig. Für den Test kam die Version 2707 mit dem Direct-X-Rendering-Pfad zum Einsatz. Folgende Qualitätseinstellungen waren auf allen drei Systemen eingestellt: Model Detail, Texture Detail, Shader Detail und Shadow Detail: High; Water Detail: Reflect World; Texture Filtering: Trilinear; HDR: Full. Die Tests erfolgten bei einer Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten. Um die durchschnittlichen Bildraten zu ermitteln, fiel die Wahl auf die Timedemo „pbca_lost_coast“.
Der Penryn-Vierkerner erreichte 212 Bilder/s, sein Dual-Core-Pendant war mit 210 Bildern/s fast genauso flott. Der Core 2 Extreme QX6800 kam auf 153 Bildern/s. Damit lagen die beiden Penryn-Versionen circa 37 Prozent vor dem Core 2 Extreme QX6800.
HD-MPEG-2-Encodierung: Divx 6.6 Alpha
Premiere: Für die Überführung eines MPEG-2-Videos ins AVI-Format – die Auflösung lag bei 1920 x 1080 Bildpunkten - kam mit dem Divx 6.6 Alpha der weltweit erste SSE4-optimierte Codec zum Einsatz. Dies gilt es bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen, da Ihnen niemand garantieren kann, ob Ihr bevorzugter Komprimierungs-Algorithmus auch eines Tages für SSE4 optimiert wird. Als Encoder fungierte bei diesem Test Virtual Dub 1.7.1.
Der Penryn-Vierkerner hatte das Testvideo nach 18 Sekunden umgewandelt, sein Dual-Core-Pendant lies sich 4 Sekunden mehr Zeit. Der Core 2 Extreme QX6800 benötigte für die Transcodierung 38 Sekunden. Damit lagen die beiden Penryn-Versionen 111 respektive 72 Prozent flotter als der Core 2 Extreme QX6800.
H.264-Encodierung: Mainconcept
Der für hoch aufgelöste Filme von Kennern bevorzugte H.264-Codec (MPEG-4 AVC) ist sehr leistungshungrig und damit ein ideales Spielfeld für High-End-Prozessoren. Das Testvideo hatte bei diesem Benchmark die volle HD-Auflösung von 1920x1080 Bildpunkten. Als Encoder setzte Intel das beliebte Mainconcept in der aktuellen Version ein.
Der Penryn-Vierkerner hatte das Testvideo nach 73 Sekunden encodiert, sein Dual-Core-Pendant benötigte 119 Sekunden. Der Core 2 Extreme QX6800 war nach 89 Sekunden fertig. Somit betrug das Tempoplus des Penryn-Quad-Cores gegenüber dem Core 2 Extreme QX6800 rund 22 Prozent.
Rendering: Cinebench
Wie schnell die CPU Grafiken berechnet, prüft Cinebench 9.5 von Maxon. Der Benchmark kann mehrere Prozessoren(kerne) ansprechen. Der Fließkomma-lastige Benchmark profitiert vor allem von reichlich Prozessor-Leistung, so dass die Vierkerner hier ihre Stärken voll ausspielen können. Neben der aktuellen Version 9.5 kam auch die Beta der Version 10 zum Einsatz, bei der die Prozessoren eine aufwendigere Pixelgrafik berechnen müssen.
Cinebench 9.5: Der Penryn-Vierkerner erreichte 1903 Punkte und die Dual-Core-Version des Penryn erzielte 1134 Punkte. Der Core 2 Extreme QX6800 kam auf 1549 Punkte.
Somit betrug das Tempoplus des Penryn-Quad-Cores gegenüber dem Core 2 Extreme QX6800 rund 23 Prozent.
Cinebench 10 Beta: Die Quad-Core-Version des Penryn kam auf 12675 Punkte, sein Dual-Core-Pendant erreichte 7045 Punkte. Der Core 2 Extreme QX6800 erzielte 10416 Punkte.
Damit setzte sich der Penryn-Quad-Core mit knapp 22 Prozent vom Core 2 Extreme QX6800 ab.
Fazit
Das Leistungsplus des Penryn-Vierkerners „Yorkfield“ gegenüber dem Core 2 Extreme QX6800 liegt bei durchschnittlich 35 Prozent. Für eine objektive Betrachtung der beiden Architekturen muss man dann noch den höheren Takt von knapp 14 Prozent herausrechnen. Unterm Strich ist die Penryn-Architektur also um die 20 Prozent schneller. Das ist für einen Prototypen gar nicht schlecht.
Die Alpha-Version des Divx-Codec deutet hingegen an, wohin die Reise gehen könnte, wenn Programme SSE4-optimiert sind: Eine Leistungsexplosion von „bereinigten“ 97 Prozent klingt viel versprechend. Was der Penryn in der Praxis wirklich drauf hat, können aber erst unabhängige Tests belegen.