Das Aldi-Notebook im 3D-Test

24.02.2005
Aldi bewirbt sein neues Notebook mit dem ATI Grafikchip Mobility Radeon 9700SE. Ob der Namenszusatz "SE" für "Special Edition" oder "spärliche Ergebnisse" steht, verrät unser umfangreicher Test.

Immer eine Extrawurst für Medion: Wie bei den Aldi-PCs findet sich auch in den Aldi-Notebooks immer eine Grafikkarte, deren Bezeichung Rätsel aufgibt und die sonst kein anderer Hersteller einbaut.
Bei früheren Aldi-Notebooks präsentierte Medion zum Beispiel eine Geforce Go 5300 von Nvidia - in anderen Mobilrechnern war dieser Chip nicht zu finden.

Im neuen MD95400 findet sich der Grafikchip ATI Mobility Radeon 9700SE - diesmal allerdings nicht nur exklusiv im Aldi-Notebook. Auch Fujitsu-Siemens bewirbt das Amilo 1424 mit diesem Grafikchip.

Die spannende Frage: Was verbirgt sich hinter dem Zusatz "SE"? Bei Desktop-Grafikchips bedeutet diese Kennzeichung: Vorsicht! Diese Chips laufen gegenüber der Standardvariante mit geringerem Takt und/oder besitzen eine geringere Speicherbandbreite.

Nicht anders ist es bei der ATI Mobility Radeon 9700SE im Aldi-Notebook: Der Chiptakt beträgt 351 MHz, der Speichertakt 405 MHz. Der Standardtakt beträgt beim Mobility Radeon 9700 405 MHz, bisweilen findet sich in Notebooks auch die Pro-Version, die mit 445 MHz läuft.

Statt Mobility Radeon 9700SE könnte man den Grafikchip im Aldi-Notebook eigentlich auch Mobility Radeon 9600 nennen: Die beiden Chips gleichen sich weitgehend, allerdings entwickelte ATI für den Mobility Radeon 9700 eine neue Fertigungsart, damit der Chip höhere Taktraten erreicht.
Im Aldi-Notebook läuft der Mobility Radeon 9700SE allerdings mit einem Takt, den auch schon die Pro-Version des Mobility Radeon 9600 erreichte - der Taktvorteil des Mobility Radeon 9700 ist also verschenkt.
Allerdings stehen dem Mobility Radeon 9700SE im Aldi-Notebook 128 MB zur Seite - der Mobility Radeon 9600 wurde meist nur mit 64 MB Grafikspeicher verbaut.

Soweit die Theorie - nun zu den Benchmarks!

3D Mark und Aquamark 3

Eine Bemerkung vorab: Die Benchmarks können nur zur groben Einordnung der Grafikchip-Leistung dienen - ein direkter Vergleich zu anderen mobilen Grafikchips ist nur schwer möglich: Anders als bei Desktop-Grafikkarten lässt sich der mobile Grafikchip (noch) nicht in ein festgelegtes System einbauen, das über alle Tests hinweg gleich bleibt. Und selbst bei sehr grafikintensiven Spielen darf man den Einfluß, den Komponenten wie CPU, Speicher und Festplatte auf die Grafikleistung haben, nicht unterschätzen.

Benchmarks von mobilen PCI-Express-Grafikchips finden Sie hier. Insofern vorhanden, geben wir als Vergleichswert zum Aldi-Notebook die Testergebnisse des Samsung P35 mit ATI Mobility Radeon 9700 an (Chiptakt: 391 MHz, Speichertakt: 410 MHz), das ebenfalls einen Pentium M 735 (1,7 GHz) und 512 MB DDR333 besitzt. Allerdings arbeitet der Grafikchip im Samsung-Notebook nur mit 64 MB und der zum damaligen Testzeitpunkt aktuellsten Treiberversion 7.982. Dem ATI Mobility Radeon 9700SE stehen im Aldi-Notebook 128 MB zur Seite, die Treiber haben die Versionsnummer 8.091.
Außerdem finden Sie die Testergebnisse des schnellsten mobilen AGP-Grafikchips, des Mobility Radeon 9800 mit 256 MB Speicher (Chiptakt: 350 MHz, Speichertakt: 600 MHz), den wir im Dell Inspiron 9100 getestet haben.

Alle Tests führten wir bei einer Auflösung von 1024 x 768 Bilpunkten durch - beim Aldi-Notebook testeten wir zusätzlich die Grafikleistung in der nativen Auflösung des Displays von 1280 x 800 Bildpunkten.

3D Mark

Die beiden 9700er-Chips liegen beim synthetischen Benchmark etwa auf gleichem Niveau. Der Abstand zum Mobility Radeon 9800 ist aber beträchtlich.

Aquamark 3

Ein ähnliches Bild wie bei den 3D Mark-Tests ergibt sich beim Aquamark. SE- und Standard-Version des Mobility Radeon 9700 liegen Kopf and Kopf, weit darüber der Mobility Radeon 9800.

Far Cry und Fazit

Far Cry

Beim Shooter Far Cry liegt der Mobiliy Radeon 9700SE in allen Qualitätsstufen mit einem kleinen Vorsprung vor dem Mobility Radeon 9700. Auch hier ist der Abstand zum Mobility Radeon 9800 - gerade bei höherer Qualität - deutlich. In der nativen Auflösung von 1280 x 800 sollte sich beim Aldi-Notebook Far Cry im Qualitätsmodus "Mittel" noch flüssig spielen lassen.

Far Cry 4x FSAA

Mit aktiviertem Full-Scene-Anti-Aliasing erreicht der Mobility Radeon 9700SE nur in der niedrigsten Qualitätsstufe wirklich spielbare Bildraten - wie der Mobility Radeon 9700 auch. Für ernsthafte Spieler kommt auch hier nur der Mobility Radeon 9800 als AGP-Lösung in Frage.

Batteriebetrieb

Obwohl der Mobility Radeon 9700Se über den Stromsparmechanismus Powerplay verfügt, fehlt das entsprechende Menü im Treiber. Beim Grafikchip im Aldi-Notebook ist aber offensichtlich Powerplay überhaupt nicht aktiviert - im Batteriebetrieb ändern sich weder die Taktraten noch die Benchmark-Ergebnisse.

Medion verzichtet hier also auf eine Funktion des Grafikchips: Doch diese Entscheidung ist nachvollziehbar, da bisherige Tests gezeigt haben, dass im Akkubetrieb die 3D-Werte aufgrund der herabgesetzten Chip- und Speichertaktraten deutlich einbrechen und so das Spielen ohne Netzstrom ohnehin keinen Spaß macht.

Fazit

Der Mobility Radeon 9700SE im Aldi-Notebook ist zwar nicht so hoch getaktet wie die Standardversion des Mobility Radeon 9700. In unseren Grafik-Benchmarks war das für ihn allerdings kein Nachteil: Er lag auf dem Niveau eines Mobility Radeon 9700 oder sogar leicht darüber.


Egal ob SE oder nicht - der Mobility Radeon 9700 ist ein Auslaufmodell: Das zeigen unsere Testergebnisse mit Far Cry, wo das Aldi-Notebook in den hohen Qualitätsstufen keine spielbaren Bildraten mehr lieferte. Für mobile Spieler liegt die Zukunft bei PCI-Express: Nur mit Grafikchips wie dem Mobility Radeon X800 oder X700 von ATI oder dem Geforce Go 6800 oder Geforce Go 6600 von Nvidia lassen sich aktuelle Spiele in (fast) voller Grafikpracht auch am Notebook geniessen.