3D-Power für Centrino-Notebooks: Der Geforce Go 6600 im Test

08.02.2005
Wie bei Desktop-PCs macht auch bei Notebooks der Umstieg auf PCI-Express neue Grafikchips nötig. Nvidia stellt mit dem Geforce Go 6600 einen PCI-Express-Chip vor, der vor allem in Notebooks der Centrino-Klasse zum Einsatz kommen soll.

Bei mobilen Grafikchips werden die Karten neu gemischt – hofft zumindest Nvidia. Denn den Umstieg auf PCI-Express bei Notebooks begreifen die Kalifornier als neue Chance. Bei AGP-Grafikchips sah Nvidia bisher gegen die Mobility-Radeon-Serie von ATI wenig Land: Der Mobility Radeon 9700 galt als Grafik-Chip der Wahl für Notebook-Spieler – Nvidias Geforce-Go-Modelle fand man nur selten in Mobilrechnern.

Mit dem Geforce Go 6600 soll sich dies ändern: Nvidia sieht ihn als erste Wahl für Notebooks der Centrino-Klasse, die auf Intels neuer Centrino-Generation Sonoma und damit auf PCI Express basieren. Denn Intels neuer Notebook-Chipsatz 915PM bietet neben Unterstützung für DDR2-Speicher und die Festplattenschnittstelle Serial-ATA auch einen PCI-Express-x16-Anschluss für Grafikkarten.

Der Geforce Go 6600 verfügt über ein 128-Bit-Speicherinterface. Er arbeitet mit 375 MHz Chiptakt und je nach Speicherausstattung mit bis zu 700 (DDR) beziehungsweise 1000 MHz (GDDR3) RAM-Takt. Eine höher getaktete Ultra-Version mit 450 MHz Chiptakt will Nvidia Ende Mai vorstellen.

Ebenso wie die Geforce 6er-Serie der PC-Grafikchips unterstützt der Geforce Go 6600 das Shader Model 3.0. Außerdem verfügt er über den Pure-Video-Prozessor, der die CPU beim Abspielen und Erstellen von Videos entlasten und hochwertiges Skalieren niedrig aufgelösten Videomaterials erlauben soll.

Zum Stromsparen nutzt der Geforce Go 6600 die Technik Powermizer: Im Treiber lässt sich zwischen den Einstellungen „Maximale Leistung“, „Ausgeglichen“ und „Niedrigster Energieverbrauch“ wählen. Bei „Ausgeglichen“ und „Niedrigster Enmergieverbrauch“ schraubt der Geforce Go 6600 Chip- und Speichertakt hinunter - so soll sich im Batteriebetrieb eine längere Akkulaufzeit ergeben.

Komplettes PCI-Express-Angebot

Im Fall des Geforce Go 6600 war Intels Pech übrigens Nvidias Glück: Denn aufgrund eines Fehlers im Chipdesign konnte Intel die neue Centrino-Generation Sonoma nicht wie geplant im Herbst letzten Jahres, sondern erst vor wenigen Wochen vorstellen. Zum ursprünglichen Termin war der Geforce Go 6600 aber noch nicht verfügbar – viele Notebook-Hersteller setzten deshalb auf ATIs Mobility Radeon X600. Nvidia behauptet nun, der Geforce Go 6600 sei dem ATI-Konkurrent überlegen: Notebook-Hersteller, die also länger mit ihren Sonoma-Designs gewartet haben, greifen nun auf den Geforce Go 6600 zurück. Dies tun unter anderem Gericom, Maxdata und Toshiba.

Die eigentliche Antwort von ATI auf den Geforce Go 6600 soll der Mobility Radeon X700 sein – doch der findet sich bisher kaum in Sonoma-Notebooks. Nur Acer stattet das Travelmate 8100 damit aus.

Den Geforce Go 6600 gibt es auch im MXM-Formfaktor. Gericom nutzt dieses Grafikkartenmodul beispielsweise im 1st Supersonic PCI E

Mit dem Geforce Go 6600 besitzt Nvidia jetzt ein durchgehendes Angebot an PCI-Express-Grafikchips: Der Geforce Go 6800 kommt nur in Desktop-Ersatz-Notebooks zum Einsatz – sein hohes Tempo kostet enorm viel Strom und Akkulaufzeit. Auch hier soll es demnächst eine Ultra-Version geben – Gerüchten zufolge will Dell ein damit ausgestattetes Gamer-Notebook auf den Markt bringen.

Im Einsteigerbereich setzt Nvidia auf den Geforce Go 6200 und 6250 mit der Turbocache-Technik: Der Grafikchip verfügt dabei über lokalen Speicher, nutzt aber zusätzlich den System-Arbeitsspeicher für Grafikdaten. Gegenüber einer voll ausgestatteten Grafikkarte soll der Geforce 6200 mit Turbo Cache weniger stromhungrig sein sowie leichtere und schmalere Notebook-Designs ermöglichen. Sony zum Beispiel baut den Geforce Go 6200 in einige seiner neuen Sonoma-Notebooks ein.

Geforce Go 6600 im Test

Zum Test des Geforce Go 6600 stellte uns Gericom das 1st Supersonic PCI E zur Verfügung. Das Sonoma-Notebook verfügt über einen Pentium M 740 (1,73 GHz), 1024 MB DDR2-533 im Dual-Channel-Modus und ein 15,4-Zoll-Widescreen-Display. Der Geforce Go 6600 läuft im Gericom-Notebook mit 376 MHz Chip- und 600 MHz Speichertakt. Er besitzt 128 MB GDDR3-RAM.

Eine niedriger getaktete Version des Geforce Go 6600 (240 MHz Chip-, 500 MHz Speichertakt) stand uns in einem Toshiba-Notebook mit Pentium M 760 (2 GHz) und 512 MB DDR2-Speicher zum Test zur Verfügung.
Zum Vergleich führen wir die Testergebnisse des Geforce Go 6800 auf (ausführlicher Test hier ). Leider stand uns kein Sonoma-Notebook mit ATIs Mobility Radeon X600 oder X700 zum Test zur Verfügung – wir geben deshalb die Testergebnisse des Acer Travelmate 1802WSMi an: Das PCI-Express-Notebook besitzt zwar einen Mobility Radeon X600 mit 64 MB RAM, als CPU und Chipsatz kommen hier mit dem Pentium 4 530 (3,0 GHz) und dem Intel 915P aber Desktop-Komponenten zum Einsatz.

Die AGP-Fraktion vertritt schließlich der Mobility Radeon 9800 : Der schnellste mobile AGP-Grafikchip findet sich in nur wenigen Notebooks, zum Beispiel dem Dell Inspiron 9100.

Die wichtigsten Angaben zu den Testgeräten finden Sie in folgender Tabelle:

Notebook

Dell Inspiron 9100

Sager Voodoo Envy

Toshiba-Notebook

Acer Aspire 1802WSMi

Gericom 1st Supersonic PCI E

Prozessor

Pentium 4 3,2

Pentium 4 3,6

Pentium M 760 2,0

Pentium 4 530 3,0

Pentium M 740 1,73

Grafikchip, -speicher

Mobility Radeon 9800 256 MB

Geforce Go 6800 256 MB

Geforce Go 6600 128 MB

Mobility Radeon X600 64 MB

Geforce Go 6600 128 MB

Chip-/Speichertakt

350/600

270/600

240/500

405/404

376/600

3D Mark
In den synthetischen Benchmarks von Mad Onion/Futuremark liegen die High-End-Chips Geforce Go 6800 und Mobility Radeon 9800 auch dank der Unterstützung durch die leistungsfähigen Desktop-CPUs vorne.
Der Geforce Go 6600 hält sich gut – zumindest in der höher getakteten Variante im Gericom 1st Supersonic PCI E – und bleibt auf Sichtweite des Mobility Radeon 9800. Der Mobility Radeon X600 im Aspire 1802WSMi kann da nicht mithalten.
Für den 3Mark 05 haben wir leider keinen Vergleichswert des Mobility Radeon X600.

Aquamark 3
Auch hier hat der Geforce Go 6600 nur einen geringen Abstand zum Spitzenduo Geforce Go 6800 und Mobility Radeon 9800, während der Mobility Radeon X600 kaum über das Niveau eines Mobility Radeon 9700 hinauskommt.

Far Cry
Stellvertretend für die aktuelle Riege graphisch anspruchsvoller Direct-X-9-Spiele steht in unserem Test Far Cry.
Im Qualitätsmodus „Niedrig“ liegt das Testfeld noch relativ eng beisammen, bei „Mittel“ verliert der Mobility Radeon X600 schon den Anschluss, während der Geforce Go 6600 in der Spitzenregion bleibt.
Auch in der höchsten Qualitätsstufe hat der Geforce Go 6600 noch Tuchfühlung zu den High-End-Chips – selbst die niedriger getaktete Variante im Toshiba-Notebook schafft noch spielbare Bildraten.

Das Aktivieren von 4-fach-Anti-Aliasing kostet den Geforce Go 6600 bei Far Cry rund 40 Prozent Leistung, die niedriger getaktete Version ist mit 4fach-Anti-Aliasing sogar nur noch halb so schnell wie ohne Anti-Aliasing.

Da sowohl ATI wie Nvidia immer wieder die Stromsparfunktionen ihrer Mobilgrafikchips hervorheben, testeten wir das Gericom 1st Supersonic PCI E auch im Akkubetrieb auf Spieletauglichkeit mit Far Cry.

Die Ergebnisse sind allerdings ernüchternd: In der Treibereinstellung „Ausgeglichen“ ließen sich nur im Qualitätsmodus „Niedrig“ eindeutig spielbare Bildraten erzielen. Im der Einstellung „Niedrigster Energieverbrauch“ schaltet der Geforce Go 6600 Chip- und Speichertakt soweit herunter, dass Far Cry selbst in niedrigster Qualität unspielbar ist.

Trotz der Versprechen der Hersteller müssen wir also immer noch auf einen auch im Akkubetrieb leistungsfähigen Grafikchip warten.

Fazit

Mit dem Geforce Go 6600 gelingt Nvidia ein sehr guter Kompromiss aus Leistungsfähigkeit und Stromverbrauch. Anders als die High-End-Chip Geforce Go 6800 und Mobility Radeon 9800 lässt er sich aufgrund seiner deutlich geringeren Abwärme auch in relativ leichte und flache Notebooks der Centrino-Klasse einbauen. Trotzdem ist er auch für aktuelle Spiele schnell genug – teilweise sogar mit aktiviertem Anti-Aliasing.

PCI-Express scheint bei Centrino-Notebooks also tatsächlich eine Wachablösung zugunsten Nvidias einzuläuten – der Mobility Radeon X600 ist dem Geforce Go 6600 wohl unterlegen. Die erste Runde geht also an Nvidia – ATI muss nun mit dem Mobility Radeon X700 zurückschlagen.