Restrukturierung als Trend

Private-Equity-Branche rüstet mit "Geierfonds" gegen Pleitewelle

09.07.2008 von Armin Weiler
Private-Equity-Firmen bereiten sich mit milliardenschweren Fonds auf die für kommendes Jahr erwartete Pleitewelle von Unternehmen vor.

Private-Equity-Firmen bereiten sich mit milliardenschweren Fonds auf die für kommendes Jahr erwartete Pleitewelle von Unternehmen vor. Wie die Financial Times Deutschland unter Berufung auf den britischen Branchendienst Preqin berichtet, haben die "Firmenjäger" im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 33 Mrd. Dollar für Investitionen in die Kredite angeschlagener Gesellschaften eingesammelt. Experten sehen dies als einen neuen Trend in der Branche, da sich Private-Equity-Gesellschaften nicht mehr, wie noch vor einigen Jahren, ausschließlich über die Eigenkapitalseite in Unternehmen einkaufen. Vielmehr dominieren in zunehmendem Ausmaß Fremdkapital-Lösungen über sogenannte "Geierfonds". Einem Bericht des Handelsblatts zufolge ist dies auch Ausdruck des zusammengebrochenen Markts für Private-Equity-Transaktionen.

Als Beleg für den Boom, im Private-Equity-Bereich, Fonds als Fremdfinanzierungsmittel stärker zu fokussieren, kann der Investor Oaktree gelten. Das Unternehmen erreichte mit einem 10,6 Mrd. Dollar schweren Fonds einen Rekordwert. Aber auch die Kriegskasse in Form eines Fonds von Avenue Capital über sechs Mrd. Dollar sowie das von der Texas Pacific Group angestrebte Volumen über sieben Mrd. Dollar für ein Distressed-Debt-Vehikel verdeutlichen den Boom. Die mit dieser Art von Finanzvehikeln beabsichtigte Vorgehensweise ist dabei fast immer die gleiche: Geierfonds investieren in die Kredite notleidender Firmen und treiben schließlich die Restrukturierung der krisengeschüttelten Unternehmen voran. Exemplarisch für ein solches Vorgehen sind für die vergangenen Jahre vor allem die Automobilzulieferer Kiekert, TMD Friction und Schefenacker zu nennen. Aber auch Branchengiganten wie Blackstone und KKR haben inzwischen solche Fonds aufgelegt.

Unterdessen wird das Risiko von Ausfallraten bei Firmen, die sich in Private-Equity-Hand befinden, von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) als "substanziell gewachsen" betrachtet. So könnten ironischerweise Private-Equity-Konzerne selbst zur Zielscheibe für Finanzinvestoren werden. Einer aktuellen Erhebung der BIS zufolge müssen solche Unternehmen bis 2010 Kredite von 500 Mrd. Dollar ablösen, wobei Bankenkreise dies in vielen Fällen als kaum möglich erachten. Vor diesem Hintergrund erwarten Experten, dass die anstehende Pleitewelle schon im kommenden Jahr einsetzen könnte. "Wir fangen gerade an zu sehen, dass die Unternehmensgewinne sinken. Das wird Druck auf die Bilanzen ausüben", so Martin Gudgeon, Leiter der Restrukturierungsberatung bei Blackstone. Derzeit ist der Handel mit Distressed Debts, also problembehafteten Firmenkrediten, aber noch nicht lukrativ. Insider machen dafür verantwortlich, dass Investoren glauben, die Kredite könnten noch billiger werden.

Für die nur verhaltene Geschäftssituation im Private-Equity-Bereich zeichnet sich laut einem Bericht des Handelsblatts kurzfristig keine Erholung ab. Erst vergangene Woche scheiterte der knapp neun Mrd. Dollar schwere Kauf des US-Casinobetreibers Penn National Gaming. Wesentlicher Grund für das schleppende Geschäft ist die Zurückhaltung der Banken bei der Großkreditvergabe. Ihnen sei es, anders als vor der Krise, kaum noch möglich, Finanzierungen per Syndizierung an andere Institute oder über Verbriefungen an institutionelle Investoren weiterzureichen. Transaktionen bis vorerst maximal 1,5 Mrd. Euro seien jedoch möglich, während sich für größere Akquisitionen erst noch der Syndizierungsmarkt weiter erholen müsste, so die Zeitung abschließend. (pte)