In direkter Konkurrenz zu den Einsteiger-Unix-Servern von HP und Sun will IBM den neuen E-Series Server Open Power 720 mit Linux als Betriebssystem etablieren. Laut Simone Rohde, Direktorin P-Series bei IBM, soll der neue 4-Wege-Server so leistungsfähig sein, dass er sich auch im 64-Bit-Umfeld behaupten kann. Grundsätzlich sei er aber als direkte Konkurrenz zu Intels 32-Bit-Produkten konzipiert, auch preislich.
Der Linux-Server kommt am 24. September 2004 wahlweise mit 1,5 GHz oder 1,65 GHz-Power5-Microprozessor sowie einer Drei-Jahres-Garantie auf den Markt. Er ist als 4-Wege-Rack oder als Tower mit maximal 64 GB Arbeitsspeicher erhältlich. Der Open Power 720 unterstützt SLES 9 von Novell Suse Linux und RHEL AS 3 von Red Hat. Der Einstiegspreis beträgt 5.000 Dollar. Demnächst folgt eine Virtualisierungslösung zum Preis von 2.000 Dollar. Das ist laut Rohde die einzige 64-Bit-Virtualisierungslösung für Linux auf dem Markt. Für die erste Jahreshälfte 2005 plant IBM zusätzlich noch ein 2-Wege-Open-Power-System.
Die Marktnachfrage ist laut Rohde sehr groß. Nicht allein die öffentliche Hand will ihre IT immer häufiger komplett auf Linux-Systeme umstellen, auch der Mittelstand konsolidiert seine Server-Leistungen immer häufiger in der 4+-Wege-Welt.
Das zeugt nach Ansicht von Rohde und Thomas Harrer, E-Server-System-Architekt bei IBM, für den Reifeprozess der Linux-Server. Kamen sie anfangs vermehrt im Bereich Infrastruktur als günstige, hochgradig standardisierte Server zum Einsatz, so können die Linux-Server nun vermehrt in geschäftskritischen Bereichen genutzt werden. Auch die mittelständischen Kunden hätten sich geändert; sie setzten nicht mehr auf proprietäre Systeme wie Unix und suchten im ERP-Umfeld nach Alternativen zum mächtigen SAP. Der Umstieg auf Linux würde zusätzlich vereinfacht, da immer mehr Studenten mit Solaris-Wissen im Mittelstand die IT verantworten und deshalb Linux bevorzugten.
Aber auch die Distribution wird offen. So kann jeder Fachhändler, auch ohne Zertifizierung, die Linux-Server über die Distributoren kaufen.
Meinung der Redakteurin
IBMs Angebot eines Linux-Only-Servers ist mutig. Dank des attraktiven Einstiegspreises sowie der Öffnung der Distribution für jedermann hat die neue Server-Familie aber gute Chancen, sich einen erklecklichen Marktanteil zu sichern.