Preiskarussell

Post erhöht erneut das Briefporto

04.12.2015
Bei der Briefzustellung will die Deutsche Post verlässlich und schnell sein. Das ist sie aber auch bei Preiserhöhungen. Ab 2016 müssen Briefeschreiber wieder ein höheres Porto auf den Umschlag kleben.
Ab 2016 steigt das Porto für einen Standardbrief von 62 auf 70 Cent.
Foto: Deutsche Post AG

Wie war das noch gleich? - 60 Cent, 62 Cent oder 70 Cent? Bei der Auswahl der richtigen Briefmarke für das Versenden eines normalen Standardbriefs gerät man schnell ins Grübeln: Kaum ist ein Jahr vergangen, schon sind die Preise nicht mehr gültig. Jetzt hat die Bundesnetzagentur die beantragten Preisaufschläge der Deutschen Post unter anderem für den Standardbrief erwartungsgemäß genehmigt. Es ist die vierte Preiserhöhung in Folge.

Das Porto für Briefe mit einem Gewicht von 20 Gramm wird um 8 Cent auf 70 Cent ansteigen, ein Plus von 13 Prozent. Im Vergleich zu 2013, als erstmals nach mehr als zehn Jahren die Portopreise angehoben wurden, ist es sogar ein Anstieg von 27 Prozent. Teurer werden auch der Maxi- und Großbrief sowie das Einschreiben. Und Verbraucher fragen sich allmählich: Wann kommt das Preiskarussell endlich zum Stillstand?

Selbst der Präsident der Bundesnetzagentur, Jürgen Homann, konstatiert nüchtern: "Die Preiserhöhung ist deutlich". Doch für die vielen Postkunden hat er zugleich eine gute Nachricht in seinem Genehmigungsgepäck: In den nächsten drei Jahren bleiben die Portopreise stabil. Die Deutsche Post, die sich als Marktführer jeden Preisschritt im lizenzierten Briefbereich genehmigen lassen muss, wurde darauf verpflichtet, bis einschließlich 2018 nicht an der Preisschraube zu drehen.

Zuvor hatte die oberste Aufsichtsbehörde über die Postmärkte die Maßgrößen für die Preisschritte festgelegt. Hintergrund waren dabei Anpassungen der Bundesregierung in der sogenannten Post-Entgeltregulierungsverordnung von Frühjahr dieses Jahres. Dabei sollte der Post wegen der sich verändernder Märkte in Richtung Digitalisisierung eine höhere Umsatzrendite zugestanden werden.

Vor wenigen Wochen veröffentlichte die Bundesnetzagentur die neu festgelegten Rahmendaten: Unter anderem ermittelte sie für die kommenden drei Jahre einen Produktivitätsrückstand von 5,8 Prozent. Einschließlich Inflationsrate ergibt sich daraus ein Preiserhöhungsspielraum von mehr als 7 Prozent.

Tatsächlich steht die Post seit einigen Jahren in der klassischen Briefsparte wegen eines rückläufigen Sendungsvolumens stark unter Druck. Immer mehr Menschen kommunizieren elektronisch über E-Mail, SMS oder Messenger-Dienste. Gleichzeitig laufen der Post die Kosten davon.

Wie schwierig es ist, diese zu drücken, hatte auch der vergangene Poststreik gezeigt. Gegen die Ausgliederung von Paketzustellern in DHL-Töchter mit günstigeren Tarifen waren Beschäftigte mehrere Wochen lang in den Ausstand getreten. Nun bekommen die Bonner durch einen größeren Preisschritt beim Porto etwas Luft, was die Postkonkurrenten wiederum erzürnt.

Der Chef des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik, Florian Gerster, spricht von "Ausbeutung eines Monopol zu Lasten der Briefkunden". Die vorgesehene Portoanhebung sei ein "Anschlag auf den Wettbewerb", schimpft er. Der Verband vertritt die Interessenten zahlreicher mit der Post im Wettbewerb stehenden Paket- und Postdienstleister wie Hermes, DPD, GLS, UPS oder Pin Mail.

Auch nach vier Anhebungen in Folge sieht sich die Post aber keineswegs als Preistreiber. Ganz im Gegenteil: Selbst nach der geplanten Anpassung auf 70 Cent liege der Preis für den Standardbrief in Deutschland immer noch im Mittelfeld, verglichen mit anderen europäischen Ländern. Und die Belastung der Postkunden, sagen selbst Verbraucherschützer, halte sich in Grenzen. Wer 50 Briefe im Jahr versendet, muss 4 Euro mehr fürs Porto zahlen, bei 10 Briefen sind es weniger als 1 Euro. (dpa/rs)