Love Scaming

Polizei fasst Bandenmitglieder der Nigeria-Connection

03.12.2012 von Armin Weiler
In Hessen und in Nordrhein-Westfalen sind der Polizei zwei Mitglieder einer international operierenden Betrügerbande ins Netz gegangen. Eine 59jährige Göttingerin wurde von der so genannten "Nigeria Connection" um fast 240.000 Euro betrogen.
Die Polzei Göttingen konnte zwei Mitglieder der "Nigeria Connection" dingfest machen. (Symbolbild)
Foto: www.polizei-beratung.de

In Hessen und in Nordrhein-Westfalen sind der Polizei zwei Mitglieder einer international operierenden Betrügerbande ins Netz gegangen. Eine 59jährige Göttingerin wurde von der so genannten "Nigeria Connection" um fast 240.000 Euro betrogen.

Die beiden aus Nigeria stammenden Gauner bedienten sich der "Love Scam"-Masche. Dabei bauen die Täter via Chats, E-Mails, in sozialen Netzwerken und Telefonaten ein Vertrauensverhältnis zu den Opfern auf. Es entwickelt sich eine regelrechte Liebesbeziehung, welche sogar in Online-Verlobungen münden kann. Die Täter senden Fotos von attraktiven Frauen oder Männern, die zuvor einfach von fremden Internetseiten kopiert wurden. Die Betrüger spenden den Opfern über Monate Zuwendung und sind Tag und Nacht für sie da. Ist die Liebesbeziehung erst einmal aufgebaut, folgen mit immer neuen Lügengeschichten finanzielle Forderungen.

Identitäten von Generälen gestohlen

Im aktuellen Fall hatten die beiden Tatverdächtigen die Identitäten eines US-amerikanischen und eines kanadischen Generals gestohlen. Als die betrogene Göttingerin misstrauisch wurde, zeigte sie die Betrüger bei der Göttinger Kripo an.

An Bitten um Geld / Visum / Päcken- oder Briefversand / gemeinsames Konto:
Es gibt viele Gründe, das Opfer um Geld zu bitten. Weigert es sich, Geld zu schicken, finden Betrüger andere Wege. Gefälschte Schecks, die in Deutschland eingezahlt werden sollen, gehören dazu. Zudem bitten die Gauner um Einladungen, gemeinsma Konten oder Kopien von Ausweisen.
An Verbindungen nach Westafrika/Russland/Südostasien:
Ob Geschäftsreise oder familiäre Probleme, es gibt vielfältige Gründe für eine Verbindung nach Nigeria, Ghana usw. Frauen hingegen leben oft in osteuropäischen / südostasiatischen / südamerikanischen Ländern.
Am Inhalt der Mails:
Scammer überhäufen ihre Opfer schon nach dem ersten Kontakt mit ellenlangen Briefen voller schwülstiger Liebesschwüre. Aber es geht auch anders: Seriös wirkende Mails sollen das Interesse wecken.
An den Bildern:
Die Bilder sind unscharf und nur in sehr kleiner Auflösung im Internet eingestellt, da sie gestohlen wurden. Ausnahme: Scamm-Frauen locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind.
An der Sprache:
Die Betrüger kommunizieren meistens in gutem Englisch. Insider gehen davon aus, dass rund 95 Prozent der englisch sprechenden Kontakte auf „deutschen“ Dating-Seiten Romance- oder Love-Scammer sind. Allerdings gibt es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.
An der Kontaktaufnahme:
Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Scammer an Mailadressen. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat dient als Lockmittel. Da die Betrüger oft mit deutschen Mailadressen arbeiten, ist selten ersichtlich, dass sich hinter den netten Zeilen ein Scammer verbirgt. Finger weg von Chatnamen mit ungewöhnlichen Zeichen (z.B. Prozentzeichen) – diese schicken mit ihren Nachrichten Software mit, die dem Computer schaden kann.

Die Ermittler mit speziellen Kenntnissen im Cybercrime-Bereich konnten dann nach umfangreichen, intensiven Ermittlungen am 09.11.2012 einen Täter in Frankfurt festnehmen, den zweiten am 26.11.2012 in Düren. Der am in Düren festgenommene Nigerianer erhielt seine Aufträge direkt aus Ghana und leitete sie an den Frankfurter weiter. Als dieser weitere 7.500 Euro vom Opfer entgegen nehmen wollte, wurde er dabei von Spezialkräften der Polizei dingfest gemacht. Weitere geplante Betrugsversuche im benachbarten Kassel konnten vereitelt werden. Im Zuge der Ermittlungen wurde auch bekannt, dass Opfer via Singlebörsen gezielt in Deutschland, Spanien und den USA gesucht wurden. (awe)