Wi-Fi-Infrastruktur

Planung und Koordination großer WLAN-Installationen

29.04.2024 von Andreas Th. Fischer
Dienstleister, die für ihre Kunden eine größere WLAN-Installation planen, sind auf leistungsfähige Lösungen angewiesen. Gibt es noch etwas neben Ekahau?
Bei der Planung eines großen WLANs müssen viele Faktoren berücksichtigt werden.
Foto: metamorworks - shutterstock.com

Größere WLAN-Installationen erfordern eine sorgfältige Planung, sonst kommt es beim Aufbau und später im laufenden Betrieb zu vermehrten Fehlern und Störungen. Wie man es nicht macht, hat gerade erst ausgerechnet Google bewiesen. Am neuen Hauptquartier kämpft der Internetgigant seit Monaten mit gravierenden WLAN-Problemen. Sie reichen bis zu Totalausfällen des Funknetzes.

Vorteile einer sorgfältigen Planung

Vergleichbare Situationen lassen sich nur durch eine vorherige gründliche Standortanalyse, Ausleuchtung und zum Beispiel eine darauf aufbauende Kanalzuweisung vermeiden. Interferenzen können etwa durch andere drahtlose Geräte oder physische Hindernisse auftreten. Fehler bei der Planung und der Platzierung der Access Points (APs) führen zu verminderter Leistung in womöglich dem gesamten Funknetz. Das äußert sich dann in niedriger Bandbreite, zu hohen Latenzen und einer mangelhaften Signalabdeckung.

Ein weiterer Aspekt, der für eine sorgfältige Planung spricht, ist das Thema Skalierbarkeit. Gerade größere WLAN-Installationen müssen skalierbar bleiben, um sie an sich ändernde Gegebenheiten anpassen zu können, ohne dass dafür jedes Mal das gesamte Netzwerk umgestaltet werden muss.

Nicht zu vernachlässigen ist auch das Thema Sicherheit. Große Funknetze sind anfälliger für Sicherheitsbedrohungen wie unautorisierte Zugriffe, Datenlecks oder Denial-of-Service-Attacken (DoS). Letztlich spielen zudem auch die Vorstellungen und Wünsche der Kunden eine wichtige Rolle. Oft haben sie spezifische Anforderungen an Abdeckung, Leistung oder Sicherheit ihres Funknetzes.

So bestätigt Daniel Stockerl, Channel Account Manager beim Distributor Sysob, dass "eine qualitativ hochwertige WLAN-Vorabplanung aufgrund zunehmender kritischer Infrastrukturen immer essenzieller" wird. Nur so ließen sich "Ausfälle mit entsprechend hohen Folgekosten vermeiden". Dafür würden Tools benötigt, "um schnell reagieren zu können, falls es doch einmal zu Störungen kommen sollte".

Marktführer Ekahau

Größere WLAN-Installationen sind weitaus komplexer als kleinere Funknetze und erfordern daher eine genauere und umfassendere Planung, um alle Aspekte des Netzwerkdesigns, der Konfiguration und der Integration zu berücksichtigen. Die bekanntesten Tools und Dienste für diesen Zweck stammen von Ekahau. Der Spezialist für Wi-Fi-Planungen wurde 2019 vom Netzwerkanalyse-Anbieter Ookla übernommen, der wiederum zum Ziff-Davis-Konzern gehört.

Einblick in die Produktpalette von Ekahau.
Foto: Ekahau

Neben den Tools von Ekahau bieten einige wenige Netzwerkhersteller und WLAN-Anbieter noch eigene Lösungen für Planung und Koordination größerer WLAN-Installationen an. Nach Aussage von Stockerl seien diese Anwendungen aber "auf einem ziemlich gutem Stand". Wenn es um Analysen und Troubleshooting, herstellerunabhängige Access-Point-Datenbanken für Vorabsimulationen während der Planung oder Cloud-Features rund um Co-Working gehe, sei Ekahau in der Regel jedoch den Herstellerlösungen überlegen.

Das bestätigt auch Enrico Aderhold. Er ist Network & Field Service Engineer beim oberbayerischen Systemhaus PromoData GmbH, das zu HCD Consulting gehört. Wer mit den Lösungen von Ekahau gearbeitet hat, will nach Aussage von Aderhold danach "nichts anderes mehr nehmen". Andere Lösungen, die er ausprobiert habe, hätten sich für ihn "in der Praxis nicht bewährt". Die Ekahau-Tools seien komfortabler und böten zudem Funktionen wie eine moderne 3D-Darstellung oder bessere Cloud-Integrationen.

Zunehmender Bedarf im Channel

Sysob spürt nach Aussage von Daniel Stockerl einen "deutlich steigenden Bedarf an hochwertigen Design- und Analyse-Tools" für größere WLAN-Installationen. Mit den Anwendungen von Ekahau biete man daher "Lösungen für sämtliche Bedarfsfälle der Partner an, wenn es darum geht, ein stabiles und sicheres WLAN zu installieren". Zudem stehe man ihnen bei ihren ersten Schritten mit durch Ekahau zertifizierten Technikern unterstützend zur Seite.

Darüber hinaus bietet Sysob zusammen mit Ekahau ECSE-Zertifizierungs-Trainings (Ekahau Certified Survey Engineer) an, um den Partnern das für die Praxis benötigte Wissen an die Hand zu geben. Eine aktuelle Übersicht über die zur Verfügung stehenden Trainings findet sich im Trainingskalender des Distributors.

Bei einem ECSE-Zertifizierungs-Training geht es unter anderem darum, wie die Partner neue Wi-Fi-Netzwerke für Büros, Bereiche mit hoher Kapazität sowie Gastronomie und Lagerhallen entwerfen können, wie sie manuelle und automatische Analysen mit dem Ekahau Optimizer durchführen oder wie sie bereits vorhandene WLAN-Netze optimieren.

Für die WLAN-Planung empfiehlt Stockerl die Tools Ekahau AI Pro sowie Ekahau Connect, für die Analyse und das Troubleshooting von Funknetzen eignen sich dagegen Ekahau Measure, Ekahau Connect und Ekahau Sidekick 2.

Alternativen zu Ekahau

Im Herbst 2022 hat Lancom Systems Active Radio Control 2.0 (ARC20) vorgestellt. Das selbstlernende Automatisierung-Tool optimiert WLAN-Installationen auf Basis der realen Nutzungsdaten. Damit will der deutsche Netzwerkhersteller den Arbeitsaufwand für IT-Administratoren reduzieren. So können sie je nach Dichte der Access Points zwischen mehreren Optimierungsschemata wählen oder sich für einen automatisierten Modus entscheiden. Ein Dashboard zeigt sowohl den Ist-Zustand inklusive vorhandener Interferenzen durch Fremdnetze als auch eine Simulation des optimierten Netzes.

Lancom ARC20: Analyse vor und nach der Optimierung eines Funknetzes.
Foto: Lancom Systems

Daneben ermöglicht ARC20 einen Vorher-Nachher-Vergleich, der Verbesserungspotenziale auf einen Blick sichtbar machen und damit ein risikofreies Austesten der verschiedenen Optimierungsoptionen erlauben soll. So könne das Tool Kanalkonflikte auflösen, Fremdnetze berücksichtigen, Kanalbreiten und Sendeleistung automatisch optimieren oder Kapazitäten auf Basis des erlernten Nutzungsverhaltens "dort bereitstellen, wo sie gebraucht werden".

Darüber hinaus bietet Lancom laut Pressesprecher Eckhart Traber einen WLAN-Survey-Service durch eigene Mitarbeiter an, der eine virtuelle Ausleuchtung eines Funknetzes auf Basis von Grundrisszeichnungen durchführt. So lassen sich sowohl die Planung als auch die Optimierung von WLAN-Infrastrukturen noch vor dem Bau- beziehungsweise Installationsbeginn optimieren. Um die praktische Umsetzung der Ergebnisse beim Kunden kümmern sich dann die Partner.

Weitere Tools zur WLAN-Planung

Cisco hat sein eigenes Angebot an Planungs-Tools mittlerweile eingestellt. Der amerikanische Netzwerkhersteller hatte nach Aussage von Markus Niedenhoff, Technical Solutions Architect bei Cisco, aber mal ein eigenes, relativ einfaches Planungs-Tool im Rahmen der Managementplattform Cisco Prime Infrastructure. Seit Ende September 2023 sei sie aber "End of Sales" und werde daher nicht mehr zum Einsatz empfohlen.

Ebenfalls eingestellt wurde nach Aussage von Niedenhoff der RF Wi-Fi Planer der Firma Yagna, der speziell für die Planung durch Partner gedacht gewesen sei. Daher verweise Cisco nun ebenfalls auf die Lösungen von Ekahau. Diese Firma sei "sehr gut bei unseren Kunden und Partnern bekannt". Außerdem ließen sich die Ekahau-Planungsdateien direkt in die Managementplattform Catalyst Center von Cisco importieren.

Extreme Networks bietet als Teil der Managementlösung ExtremeCloud IQ auch eine Möglichkeit, um WLAN-Planungen durchzuführen. Die Partner können damit einen Digital Twin erstellen, um "neue Netzwerkinfrastrukturen bereits in der Planungsphase abzubilden, zu konfigurieren und einzurichten", so ein Unternehmenssprecher. So sei schon vor der eigentlichen Implementierung sichergestellt, dass die "verschiedenen Lösungen und Komponenten sicher und zuverlässig miteinander vernetzt sind und das Netzwerk beim Go-Live voll funktionsfähig ist".

Zur Inbetriebnahme des Funknetzes müsse dann nur noch zum Beispiel ein passender AP am Einsatzort installiert und aktiviert werden. Die Konfiguration erfolge anschließend automatisch. Darüber hinaus empfiehlt aber auch Extreme Networks die Nutzung zusätzlicher Tools von Anbietern wie Ekahau oder Hamina - wie Ekahau ebenfalls ein finnisches Unternehmen. Durch Integrationen in ExtremeCloud IQ könne die geplante Infrastruktur dann "nahtlos in die Managementlösung von Extreme exportiert werden".