Ein Absolvent benötigt in der Regel mehrere Anläufe, um seinen ersten Arbeitsplatz zu bekommen. Klar, je mehr Bewerbungen man versendet, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Treffer landet. Dabei sind manche Bewerber vielleicht etwas übereifrig. Denn mit einem Standardanschreiben kommt man nicht so weit, wie manche vielleicht vermuten.
"Bei der Bewerbung sollte man immer im Blick behalten, für welche Stelle man sich bewirbt. Auch im Vorstellungsgespräch ist das natürlich sehr wichtig. Wer sich im Vorfeld nicht genügend informiert hat oder sogar Stellenprofile verwechselt, verbaut sich damit seine Chancen auf den Job.", sagte Leonie Hlawatsch von doubleSlash, einem Beratungs- und Softwarehaus aus Friedrichshafen, bei der Diskussion "Die größten Patzer in der Bewerbung" (siehe Film) auf dem Job- und Karrierezentrum auf der CeBIT.
Bewerbung nicht zu schnell abschicken
Wenn ein Unternehmen eine Jobanzeige veröffentlicht, hat der Bewerber in der Regel genug Zeit, seine Bewerbung gründlich vorzubereiten: "Wenn wir am Samstag eine Anzeige online stellen und am Montag liegt uns schon eine Bewerbung vor, ist das ein Hinweis darauf, dass der Bewerber die Bewerbung nicht gezielt für unser Unternehmen ausgearbeitet hat und es sich um eine Massenbewerbung handelt", so Matthias Busold, Associate Partner bei Rochus Mummert. Oft werden Bewerbungen zu schnell abgeschickt, weil die Bewerber befürchten, dass der Job binnen kurzem vergeben ist. Tatsächlich warten Personaler in den meisten Fällen mindestens zwei Wochen bis sie die Stelle vergeben.
Nicole Mamier, Personalleiterin von Realtech, rät den Bewerbern sogar, den Ansprechpartner anzurufen und die Bewerbung anzukündigen. So weiß das Unternehmen, dass der Bewerbungsprozess noch nicht abgeschlossen werden kann. In der Jobanzeige gibt es in den meisten Fällen eine Angabe zu der bevorzugten Art der Zustellung der Bewerbungen. Soll die Bewerbung per E-Mail verschickt werden, so ist darauf zu achten, dass alle Dokumente in ein PDF eingefügt werden und nicht 40 verschiedene Dokumente anhängen", weiß Mamier. Ob Online-Bewerbung oder per E-Mail ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich - aber auch das lässt sich im Zweifel durch ein kurzes Telefonat abklären.
Den Job wirklich wollen
Trotz des viel beschworenen Fachkräftemangels bekommen die meisten Personalverantwortlichen - vor allem in größeren Unternehmen - Unmengen von Bewerbungen auf den Tisch. Neben dem laufenden Geschäft, bleibt da nicht viel Zeit, um sich in der Vorauswahl jede Bewerbung sorgfältig anzusehen. "Grundsätzlich schauen sich Personaler eine Bewerbung zehn bis 20 Sekunden an. Wenn die Unterlagen in dieser kurzen Zeit nicht wirklich überzeugen, nehmen sie sich die nächsten Bewerbungsunterlagen vor", berichtet Christof Müller, Senior HR Manager bei Immobilien Scout.
Wie also überzeugt eine Bewerbung? Ein Personalleiter muss beim ersten Blick auf die Unterlagen erkennen, dass der Bewerber diesen Job wirklich will und sich mit der Stellenausschreibung und dem Unternehmen beschäftigt hat. "Wenn sich der Bewerber mit der ausgeschriebenen Stelle identifizieren kann, dann wird das auch die Personalabteilung nicht übersehen", ist sich Busold sicher. "Bewirbt sich aber jemand auf eine Manager Position und legt dem Lebenslauf ein Bild in Wanderkleidung bei, so ist die Bewerbung schlichtweg nicht stimmig". Einige Unternehmen bevorzugen inzwischen eine Bewerbung ohne Bild, "die meisten Personalverantwortlichen freuen sich jedoch über ein Bild, das gut in das Gesamtpaket der Bewerbung passt", ist sich Dieter Schoon, Personalchef von Itelligence sicher.
Partybilder sind kein KO-Kriterium
Natürlich sichten die Personaler nicht nur die Mappen des Kandidaten. Die Präsenz eines Bewerbers im WWW sagt oftmals mehr über die Persönlichkeit aus als Bewerbungsunterlagen. "Falls wir recherchieren, gehen wir meist den Weg über Google", so doubleSlash-Personalreferentin Hlawatsch. Wenn etwas Interessantes auffällt, führt der Weg weiter zu den verschiedenen Profilen in sozialen Netzwerken. Laut Hlawatsch werde in der Personalabteilung ihres Unternehmens besonders Wert auf die Karriereplattform Xing gelegt; Facebook stehe dagegen nicht an erster Stelle.
Während sich Bewerber oft die Frage stellen, wann sich der Auftritt im Web positiv oder negativ für sie auswirkt, hat sich bei Personalern ein grundsätzlicher Wandel eingestellt: Im Gegensatz zu den Anfängen der Internet-Kommunikation und Social Media wird heute der Aufenthalt im Netz nicht mehr mit Skepsis gesehen. Itelligence-Mann Schoon erklärt: "Für uns ist es inzwischen wichtig, wie souverän ein Kandidat mit den digitalen Kommunikationsplattformen umgeht und wie gut er vernetzt ist."
Generell sollte sich trotzdem jeder Gedanken darüber machen, welche Seiten er "liked", teilt und kommentiert und welche Art von Fotos er hochlädt. Hlawatsch: "Fotos oder Kommentare, die in irgendeiner Form ausdrücken, dass die Bewerberin oder der Bewerber die Diskriminierung von Minderheiten unterstützt, wären für uns ein absolutes KO-Kriterium. Auch Beiträge unter dem Motto 'Kein Bock auf Arbeit' können den Bewerbungsprozess negativ beeinflussen". Wer sich wegen Party-Bildern im Web sorgt, den kann die Personalexpertin beruhigen: "Für viele Unternehmen sind Partyfotos kein Ausschlusskriterium im Bewerbungsprozess. Schließlich wissen auch wir, dass es nach der Arbeit auch einen Feierabend gibt." (kf)
Berücksichtigt man ein paar Tipps für die Selbstvermarktung im WWW, steht einem schnellen Einstieg ins Berufsleben nichts mehr im Wege: