iPad beruflich verwenden

Parallels Access 3.1 bringt Desktop auf iPad Pro

14.06.2016 von Stephan Wiesend
Die Fernsteuerungssoftware Parallels Access erlaubt die einfache Fernsteuerung von Mac und PC per iOS-App oder Webbrowser.

Verwendet man sein iPad beruflich, stößt man öfter an die Grenzen des iOS-System: Beispielsweise wenn die Projektdatenbank auf Access basiert oder eine Web-Anwendung Flash voraussetzt. In solchen Fällen hilft eine Fernsteuerungssoftware wie Parallels Access weiter, die vom iPad oder iPhone auch den Zugriff auf Mac und PC ermöglicht. Die komfortable und zuverlässige Lösung von Parallels ist für kleine Firmen und Privatanwender gedacht, pro Jahr Nutzung kostet der webbasierte Dienst 20 Euro.

Konfiguration von Parallels Access

Besonders einfach und komfortabel gelingt die Verbindungsaufnahme zwischen zwei Geräten. Nach der Installation der Desktop- und iOS-App muss man sich nur an seinem Parallels-Access-Account anmelden. Alle registrierten Desktops und Notebooks sind hier aufgeführt und können ausgewählt werden. Dank diesem zentralen „Vermittlungsdienst“ ist die Fernsteuerung selbst über ein Firmennetz oder fremdes WLAN kein Problem. Geschützt wird die Verbindung per AES-Verschlüsselung. Auf dem Desktop muss die Software nun ständig im Hintergrund aktiv sein, ein Symbol in der Menüleiste zeigt den Status der Verbindung an.

Performance der Fernsteuerung

Typische Probleme bei der Nutzung von Fernsteuerungssoftware sind Bildqualität und die Latenz bei der Eingabe – selbst bei der schnellsten Internetanbindung kommen vor allem Open-Source-Lösungen wie VNC schnell an ihre Grenzen. Parallels Access gehört dagegen zu den performantesten Lösungen, die wir kennen. In unseren Tests greifen wir problemlos von einem iPad Pro auf einen entfernen Mac zu und können fast wie an einem Desktop Excel, Photoshop und Word verwenden. Die Verzögerung bei Eingaben ist selbst per Webzugriff kaum störend, auch Texteingabe ist kein Problem. Als Standard überträgt das System den Ton ebenfalls. Kleinere Darstellungsfehler beim Scrollen durch ein Textdokument lassen sich manchmal allerdings nicht vermeiden und einmal müssen wir uns neu anmelden, weil das Bild schwarz wurde – wohl ein Verbindungsfehler. Noch besser sind Latenz und Performance natürlich, wenn sich Mac und iPad im gleichen WLAN-Netz befinden. Das Abspielen von HD-Videos ist in einem WLAN-Netz ebenfalls möglich, die Bildqualität leidet jedoch spürbar. Zwischen drei Darstellungsmodi kann man auf dem Mobilgerät wählen, so kann man als Nutzer eines iPad Pro auf die volle Auflösung zurückgreifen oder eine auf Performance optimierte verkleinerte Darstellung wählen. Auch ein iPhone funktioniert mit Parallels Access, die Verwendung per iPad ist aber ungleich komfortabler. Es werden zwar ältere iPhones und iPads unterstützt, wir würden aber ein schnelles iOS-Gerät und einen aktuellen Mac empfehlen.

Grundsätzlich würden wir den Fernzugriff nur als ergänzende Maßnahme ansehen, beispielsweise um auf entfernte Dokumente zuzugreifen oder Korrekturen vorzunehmen. Mehrere Stunden würden wir dann doch nicht an einem entfernten Excel- oder Word-Dokument arbeiten wollen. Nicht unterschätzen sollte man übrigens die zusätzliche CPU-Last durch die Fernsteuerungssoftware. Auf einem älteren Macbook Pro ließ der Fernzugriff schnell die Lüfter anspringen.

App mit hohem Bedienkomfort

Sehr gut gefällt uns der Bedienkomfort der App. So bietet Parallels einige nützlich Funktionen, um Maus und Tastatur zu ersetzen. Mit einfachen Gesten kann man eine Maus simulieren und beispielsweise Rechtsklicks durchführen oder durch Klicken und Halten gezielt Textstellen auswählen. Auf Wunsch arbeitet man auf dem iPad in einer Art Ein-Programm-Modus, Finder und andere Programme bleiben dabei ausgeblendet. Der ebenfalls mögliche Desktop-Modus wirkt zwar vertrauter, ist bei der Fernsteuerung per Touchscreen aber weniger komfortabel.

Eine eigene Programmübersicht und eine ausgereifte Dateiverwaltung hat die iOS-App ebenfalls zu bieten. Das Freigeben von Dateien ist außerdem möglich, ebenso das Einbinden von Cloud-Diensten. Ein Übertragen der Zwischenablage zwischen Mac und iPad wird dagegen nicht unterstützt.

Am iPad Pro lässt sich in der neuesten Version der App auch der Apple Pencilverwenden. Das Eingabegerät ist nach unserem Eindruck aber vor allem als Mausersatz nützlich, beispielsweise beim schnellen Auswählen einer bestimmten Excel-Zelle. Als Zeichengerät, etwa in Photoshop, funktioniert die Umsetzung dagegen weniger gut. Gut: Nutzer von Windows 10 können den Tabletmodus aktivieren und ihren Rechner mit Gesten steuern. Für Gamer besteht außerdem die Option, ein Gamepad zu simulieren.

Die aktuelle Version 3.1 bietet neben Unterstützung für iPad Pro und Pencil weitere neue Funktionen, so ist der Fernzugriff erstmals über einen beliebigen HTML5-Browser möglich – beispielsweise um an einem fremden Rechner auf seine Daten zuzugreifen. Man meldet sich dazu über seinen Parallels-Account an und kann ohne Software-Installation auf seinen Rechner zugreifen. Das funktioniert sehr gut, beim Zugriff per iOS-App stehen aber weit mehr Funktionen zur Verfügung.

Was man wissen sollte: Im Unterschied zu einer Fernzugriffs-App wie Teamviewer steht hier die volle Kontrolle über das zu steuernde Gerät im Vordergrund. Für die gemeinsame Lösung eines IT-Problem ist das Tool weniger gedacht, so fehlt etwa eine Chat-Funktion. Eine brauchbare Android-App ist ebenfalls verfügbar, die iOS-Version machte auf uns aber den ausgereifteren Eindruck.

Ein Problem, das Parallels mit allen Remote-Lösungen teilt: Damit das Tool den fernen Rechner erreichen kann, muss dieser aktiv sein. Das Aufwecken aus dem Ruhezustand ist zwar theoretisch möglich, aber problematisch. So muss der Mac per Ethernet mit dem Router verbunden sein und der Router Wake-on-LAN als Funktion bieten. Die Einzelplatzversion kostet ab 20 Euro im Jahr, der Preis ist angemessen. So ist ja auch der Konkurrent Teamviewer nur für Privatanwender kostenlos.

Fazit

Unschlagbar ist eine Fernsteuerungssoftware, falls man doch einmal schnell auf die Lightroom-Datenbank mit allen Foto-Daten zugreifen muss oder dringend die Excel-Datei von 2009 benötigt, die nur auf dem Heimrechner liegt. Will man dabei gute Performance und hohe Zuverlässigkeit, ist Parallels Access eine hervorragende Wahl. Vor allem die ausgereifte iOS-App macht die Software empfehlenswert.

Parallels Access 3.1

Fernsteuerungssoftware

Hersteller: Parallels

Preis: ab Euro 20 (Jahresgebühr)

Note: 1,6 gut

Vorzüge: Gute Performance und Zuverlässigkeit, einfache Bedienung

Nachteil: Schnelle Netzanbindung empfehlenswert, keine Chat-Funktion

Systemanforderungen: Ab iOS 8, Windows 7 bzw. OS X 10.7