Der schwer angeschlagene Smartphone-Hersteller Palm gerät nach dem 70-prozentigen Umsatzeinbruch für das dritte Quartal in Übernahmespekulationen. Wie Palm in der Nacht auf heute, Freitag, nach US-Börsenschluss bekannt gab, wurden 90,6 Mio. Dollar umgesetzt. Damit weitete das Unternehmen seinen Fehlbetrag von 57 Mio. Dollar im Vorjahr bis Ende Februar auf 98 Mio. Dollar aus.
Wie CNN unter Berufung auf RBC-Analyst Mike Abramsky berichtet, sei das Unternehmen gegenwärtig "ein attraktives Akquisitionsziel" in der Preisspanne zwischen 15 und 16 Dollar pro Aktie. Würde sich ein Käufer finden, der den Preis akzeptiert, entspräche dies dem doppelten Börsenwert. Als mögliche Interessenten werden RIM, Nokia, Samsung, LG und Sony Ericsson gehandelt.
"Dass Nokia oder RIM ein ernstes Interesse an Palm haben könnten, schließe ich aus, weil die Unternehmen einen anderen Plattform-Ansatz haben und damit nicht in Frage kommen. Sony Ericsson hat heute ein Profit Warning veröffentlicht und LG hat ohnehin viele eigene Handys im Markt. Eine Übernahme halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für eher unwahrscheinlich", sagt Nicolas von Stackelberg, Analyst bei Sal. Oppenheim .
Laut dem Experten sollte auch die Verschuldung von Palm Berücksichtigung finden. Der Konzern selbst begründet die geschäftlichen Probleme vor allem damit, dass die ohnehin schwächelnde Nachfrage nach älteren Palm-Produkten in der Wirtschaftskrise noch stärker eingebrochen sei. Aber auch bei der Veröffentlichung von neuen Geräten hinkt das Unternehmen hinterher.
Lieferverzögerungen schuld am Umsatzeinbruch
Branchenbeobachter machen für den immensen Umsatzeinbruch vor allem die Verzögerung beim Smartphone Treo Pro verantwortlich. "Ein weiterer Grund, warum die Umsätze Palms zurückgegangen sind, ist darin zu sehen, dass das Palm Pre noch immer auf sich warten lässt und sich viele Kunden daher in Kaufzurückhaltung üben", so von Stackelberg.
Das Palm Pre soll noch im ersten Halbjahr 2009 in den USA erhältlich sein. Zu einem potenziellen Marktstart in Europa hüllt sich das Palm-Management jedoch noch in Schweigen. Das Touchscreen-Gerät gilt für Palm als Hoffnungsträger im Wettbewerb mit dem iPhone und dem BlackBerry. Wegen den Verzögerungen prognostiziert Palm daher auch ein "schwieriges viertes Quartal".
Erst Anfang März dieses Jahres hatten die Amerikaner angekündigt, zwischen 85 und 90 Mio. Dollar umgesetzt zu haben. Mit dieser Prognose lag das Unternehmen aber weit hinter den Erwartungen der Analysten. Diese hatten mit fast doppelt so viel, 155 Mio. Dollar, gerechnet.
Dass Hardware- und Software-Unternehmen wie Hewlett Packard, Dell oder Microsoft schon bald ein Auge auf Palm werfen könnten, schließt von Stackelberg aus. Abramsky geht davon aus, dass Palm 2,6 Millionen Geräte mit Web-OS-Plattform bis Mai 2010 und 4,1 Millionen bis Mai 2011 absetzt. Obwohl dies im Vergleich zu anderen Wettbewerbern einen weltweiten Marktanteil von gerade einmal ein bis drei Prozent ausmacht, würde dies Palm einen leichten Aufschwung garantieren. Insidern nach hängt der Erfolg des Palm Pre jedoch vor allem von der Preisgestaltung ab. (pte)/(bw)