Zwar ist bei der HP-Tochter Palm sechs Wochen vor Abschluss ihrer Integration vieles in der Schwebe, doch die deutsche Palm-Truppe zeig sich im Gespräch mit ChannelPartner optimistisch, was die Roadmap und den möglichen Marktauftritt anbelangt.
So ist die Rolle von Helge Alter, Senior Director Sales Germany bei Palm, gewiss nicht leicht. Einerseits muss er Kunden, insbesondere Service Providern, eine verlässliche Roadmap in Sachen Smartphones und Strategie vorlegen. Was er auch tut, wie er im Gespräch mit ChannelPartner versichert. Andrerseits ist noch immer unklar, welche Konsequenzen die in knapp sechs Wochen abgeschlossen sein sollende Integration des einstigen PDA-Königs in HP für ihn, sein derzeit vier Köpfe zählendes Team und Palm überhaupt mit seinen rund 1.000 Mitarbeiter haben wird.
Denn ob Palm zum Beispiel unter eigenem Namen weitermachen oder sich mit dem bis dato wenig erfolgreichen Brand iPaq neu im Smartphone-Markt positionieren wird, ist Alter zufolge noch offen.
Klar ist: HP hat 1,2 Milliarden Dollar für Palm nicht vorrangig dafür gezahlt, um die Geräte Palm Pre und Pixi im Markt zu halten, sondern wegen dem dahinter stehenden Betriebssystem WebOS. Es werde von Kennern als innovativ bewertet, so Alter, und habe gegenüber konkurrierenden Systemen deutliche Vorteile, zum Beispiel beim Multitasking, der Mail-Anbindung und B2B-Anforderungen. Insofern könne das WebOS Hewlett-Packard nicht nur im Smartphone-Segment nach vorne bringen. Es seien eine Reihe von Lösungen denkbar, die andere HP-Produkte, etwa die Lieblingssparte Drucker, aber auch Tablet-PCs und anderes, noch nicht Spruchreifes, meinten.
Doch was Palm selbst betrifft, versichert Alter, er und sein Team seien zum Beispiel gerade dabei, Service-Provider wie Telefonica/O2, seit Oktober 2009 Vertragspartner, und Vodafone weiter an sich zu binden. Vodafone, seit April dieses Jahres an Bord, sei die Roadmap vertraut und es fehle nicht an" Commitments".
Neue Smartphones
Konkret sei auch, dass die im Herbst vergangenen Jahres reaktivierte Deutschlandvertretung von Palm wieder um Marktanteile im Smartphone-Segment kämpfe. "Im November 2009 hatte Palm laut GfK einen Marktanteil von sieben Prozent", legt Alter rückblickend als Startmarke fest.
Zuwenig angesichts der davon eilenden Konkurrenz. Deshalb habe sich Palm auf die To-do-Liste geschrieben, sein Produktangebot "schneller zu skalieren" und überhaupt seinem Auftritt das Gepräge eines B2B-Anbieters mit Zukunft zu geben. Dass dabei HPs Vertriebskanäle, sowohl indirekt als auch direkt, eine entscheidende Rolle zukäme, unterstreicht Alter. Doch darauf müssen er und seine Mitarbeiter eben noch warten.
Neben dem Carrier-Vertrieb setzt Palm auch auf den Verkauf durch ITK-Händler. Diese beziehen die beiden aktuellen Smartphones-Modelle Pixi Plus und Pre Plus sowie die Oldies Pre und Pixi über die Distributoren NT Plus, Komsa, Brodos, Herweck, Netcom und The Phone House.
Allerdings bewegten sich Projektgeschäfte mit Palm Smartphones bis dato allein im kleinen SoHo- und SMB-Kundensegment. Große Projekte sind laut Aussage von Alter "noch schwierig".
Palm sitzt damit zwischen zwei Fronten: Auf der B2C und B2B-Seite hat sich Apple mit dem iPhone und über 100.000 Apps (Palm derzeit 1.200 Apps) platziert, während auf der der Hersteller RIM als vertrauenswürdige B2B-Plattform gesehen wird. Auch die Analysten von IDC sahen die Zukunft des Smartphone-Herstellers noch im Januar dieses Jahres nicht gerade rosig.
Es ist also festzuhalten: Erstens sollen neue Smartphones nach der abgeschlossenen Übernahme mit Palms WebOS auf den Markt kommen. Dass zweitens HPs bemerkenswert schlecht laufender iPAQ neben Palms Pre oder Pixi friedlich existieren wird, erscheint wenig wahrscheinlich. Wie es drittens überhaupt an HP liegt, für die Palm-Initiativen ein verlässliches Fundament anzulegen.
Dann dürften auch Alter und seine Truppe endlich ohne Wenns und Abers agieren können. (bw; wl)