Wichtiger als die neuen Produkte "iTunes 9", "iPod touch" mit 64 GB und "iPod nano" mit Videokamera war deren Präsentator: Der aus dem Krankenstand zurückgekehrte Apple-Chef Steve Jobs erhielt enthusiastischen Beifall, als er die Bühne des Yerba Buena Centers in San Francisco betrat.
Jobs’ erste Worte drehten sich um seine neue Leber, die er von einem Unfallopfer erhalten habe, das mit Mitte zwanzig bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei. Worte des Dankes an die Apple-Gemeinde und insbesondere an die Mitarbeiter und den COO Tim Cook, der während Jobs’ Absenz die Firma führte rundeten den Blick zurück ab. Das Thema der Veranstaltung sollte jedoch Musik sein und nicht der Gesundheitszustand von Steve Jobs.
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Wie erwartet stellte Apple die neue iPod-Kollektion für das Weihnachtsgeschäft 2009 vor. Überraschungen blieben weitestgehend aus, die größten Änderungen bei der Hardware erfuhr der iPod Nano, seitens der Software verbessert Apple das Zusammenspiel von iPod/iPhone mit iTunes und dem iTunes Store weiter. Das Apple-Tablet, das einige schon für diesen September herbeireden wollten, bleibt weiterhin Wunschdenken - oder zumindest in der Entwicklungsabteilung in Cupertino.
iPhone 3.1
Zunächst kündigte Jobs jedoch die neue iPhone-Firmware 3.1 an, die selbst nur wenige Neuerungen bringt, aber im Zusammenspiel mit iTunes 9 deutliche Verbesserungen erzielen soll. Auch das iPhone kennt nun die Genius-Funktion, anhand der auf dem Handy installierten Software macht das iPhone Empfehlungen, welche Programme dazu passen, respektive, welche Apps iPhone-Nutzer zusammenhängend verwenden. Klingeltöne kann man nun auch direkt vom iPhone aus beziehen, die großen vier Labels stellen das Angebot.
iTunes 9
Weit interessanter sind die Neuerungen von iTunes 9. Der iTunes Store ist laut Jobs nun der größte Musikhändler der Welt, 8,5 Milliarden Downloads seit April 2003 zählt das Angebot nun. Weit interessanter ist aber die Zahl, die Jobs sofort nachgeschoben hat: 100 Millionen iTunes-Konten sind weltweit registriert, von allen Nutzern kennt Apple die Kreditkartennummer. Eine größere Sammlung derartiger Daten hat wohl sonst keiner. Die von den iTunes-Nutzern freiwillig gewährten Einblicke in ihre Musikbibliotheken nutzt Apple dazu, die Genius-Funktion aufzubohren. Aus 27 Millionen Bibliotheken kennt man 54 Milliarden Songs, eine wahrhaft umfangreiche Basis, um die Musikgeschmäcker der Kunden zu erfahren. So ist es nun möglich, Genius-Playlist aus der eigenen iTunes-Bibliothek zu erstellen. Man wählt einen Song und "Genius Mixes" erstellt automatisch aus ähnlichen Stücken eine Playlist.
Weitere Verbesserungen nennt Apple für die Synchronisation. War es bisher nur möglich, entweder die gesamte Bibliothek oder ausgewählte Playlist mit iPod oder iPhone zu synchronisieren, erstreckt sich diese Synchronisation nun auch auf Alben, Genres oder Interpreten. Die verbesserte Synchronisation betrifft auch Bilder und Apps. So lassen sich nun auch Gesichter und Ereignisse synchronisieren und vor allem die Apps für iPod Touch und iPhone gleich in iTunes sortieren. War das Arrangieren von Programmen auf dem iPhone bisher mühselige Kleinarbeit, lässt sich das nun in iTunes bequem erledigen, inklusive einer Vorschau, wie denn die neue Anordnung von Programmen auf dem iPhone aussieht.
Bibliotheken gemeinsam nutzen
Inhalte über iTunes gemeinsam zu nutzen, erleichtert Apple nun auch. Konnte man bisher im lokalen Netz nur Musik von anderen Rechnern auf den eigenen streamen lassen, ist nun für bis zu fünf Rechner in einem Haushalt die gemeinsame Nutzung von Musik, Filmen und TV-Shows möglich. Einzelne Inhalte lassen sich gar von Rechner zu Rechner kopieren und nicht nur per Stream nutzen. Für den Zusammenschluss der Rechner braucht es jedoch einen iTunes-Account, bei 100 Millionen gezählten Konten dürfte aber die Nutzerbasis dafür vorhanden sein.
iPod Touch, die Spielekonsole
Kaum hatte Steve Jobs bei seiner Präsentation Apples Marketingchef Phil Schiller Platz gemacht, der zuletzt den Hauptpräsentator auf der WWDC gab, verlor die Veranstaltung an Schwung. Doch Schillers stete Betonung der Vorzüge des iPod Touch als überragenden iPod, als smarten Taschencomputer und Internetgerät (über Wifi) und vor allem als Spielekonsole hatte den Grund, der versammelten Presse eine zentrale Botschaft zu vermitteln: "Der iPod Touch ist die heißeste Spielekonsole für das Weihnachtsgeschäft 2009". Gleich fünf Spielehersteller durften die Bühne zur Präsentation ihrer neuen Titel nutzen, vom Ballerspiel bis zum musikalischen Geschicklichkeitsspiel reichte die Palette. Schiller wartete auch mit beeindruckenden Zahlen auf, nicht weniger als 20.000 Spiele stelle der App Store bereit. Erstmals nannte Schiller auch Zahlen zum iPod Touch: 20 Millionen Stück habe man bisher insgesamt verkauft. Seit der Premiere des iPod im Oktober 2001 gingen nun 220 Millionen Player über die Ladentische, alle Reihen zusammengenommen. Damit sei der iPod das bestverkaufte Produkt aller Zeiten, verkündete Schiller stolz. Und ein Ende sei so schnell nicht in Sicht: Für die Hälfte der iPod-Käufer sei es ihr erster iPod - eine Marktsättigung sieht anders aus. Damit diese auch weiterhin ausbleibt, senkt Apple den Preis für den iPod Touch. Das Modell mit 8 GB ist ab sofort für 199 US-Dollar zu haben. Damit unterschreite man eine psychologische Schwelle, führte Schiller aus, als man seinerzeit den Preis für den iPod Mini ebenso von 249 US-Dollar auf 199 US-Dollar reduzierte, verdoppelten sich die Verkäufe des Players. Über dem Einstiegs-Touch klafft jedoch eine Lücke, das nächst größere Modell hat schon 32 GB Kapazität und kostet 299 US-Dollar, eines mit 64 GB ist für 399 US-Dollar zu haben. Weitere kleine Neuerung des iPod Touch: Der Chipsatz verspricht nun eine bessere Leistung.
iPod Classic größer, iPod Shuffle bunter
Wenig tut sich beim iPod Classic. Dieser fasst nun 160 GB statt bisher 120 GB, bei gleicher Dicke und Preis. Farbe fügt Apple dem iPod Shuffle hinzu. Zu den Modellen in silber und schwarz gesellen sich welche in pink, grün und blau. Weiterhin 79 US-Dollar kostet das 4-GB-Modell, zudem ist der Shuffle auch mit 3 GB für 59 US-Dollar zu haben. Ein iPod Shuffle in Edelstahl und mit 4 GB Kapazität (99 US-Dollar) rundet das Angebot ab.
iPod Nano mit Kamera und Radio
Mehr als erwartet, hält der iPod Nano bereit. Wie erwartet bekommt der Player eine Kamera spendiert, die jedoch nur bewegte Bilder aufnehmen kann und keine Fotos. Womit aber kaum jemand gerechnet hat, sind der UKW-Empfänger und der Schrittzähler für den Abgleich mit Nike+. Die Preise bleiben bei 149 und 199 US-Dollar, die Kapazitäten bei 8 GB und 16 GB. Kaum geändert haben sich auch die Regenbogenfarben, das Display ist ein wenig größer geworden. (Macwelt/haf)