Ab sofort können Unternehmen die Vorteile der Public Cloud auch in ihrem eigenen Data Center nutzen. So lautet das große Versprechen des Oracle-Managements um den Gründer und Ex-Chef Larry Ellison, der die Bedeutung des Cloud-Konzepts lange Zeit kleingeredet hatte. Mit der Oracle Cloud Machine hätten CIOs künftig die Wahl, wo sie ihre Enterprise-Software installieren. Zugleich eröffne Oracle ihnen einen besonders einfachen Weg, geschäftskritische Anwendungen in die Cloud zu transferieren.
Nach Lesart des amerikanischen Softwarekonzerns beseitigen die neuen Services einige der größten Hürden auf dem Weg in die Cloud, darunter Fragen der Datenhoheit und juristische Vorgaben. So könnten Unternehmen beispielsweise frei entscheiden, welche Daten im eigenen Rechenzentrum oder auch innerhalb einer bestimmten Region gehalten werden sollen. Die Cloud Machine erlaube es, die gleichen Umgebungen, Tool-Sets und APIs zu nutzen, die Oracle auch in seinen On-Premise-Kernprodukten wie der Datenbank "Database 12c" und der Middleware "Fusion" verwendet.
Je nachdem, wie sich Business-Anforderungen veränderten, ließen sich Workloads auf einfache Weise zwischen On-Premise-Plattformen und der Oracle-Cloud verschieben, werben die Marketiers. Ähnliches verspricht Microsoft mit dem kürzlich angekündigten Azure Stack, aber auch VMware mit dem hybriden Ansatz von vCloud Air. Eine Kooperation mit IBM ermöglicht es VMware-Kunden darüber hinaus, ihre VMware-Umgebungen auch in der IBM-Cloud laufen zu lassen.
"Mit der Cloud Machine verfolgt Oracle konsequent seine Strategie, Kunden die Wahl des Deployment-Modells zu überlassen", kommentiert René Büst, Senior Analyst bei Crisp Research, die Ankündigung. Oracle mache seinen vollwertigen Public-Cloud-Stack nun auch in On-Premise-Rechenzentren verfügbar. Dazu werde der Konzern auch eine eigene Hardware-Plattform liefern, auf der die hauseigenen PaaS-Dienste sowie die Oracle-IaaS-Umgebung zur Verfügung ständen. Das Management der Cloud Machine werde Oracle anschließend in einem Managed-Cloud-Modell selbst in die Hand nehmen.
Die Strategie Oracles, Kunden über einen hybriden Ansatz in die eigene Public Cloud zu überführen, könnte angesichts der großen installierten Basis durchaus funktionieren, erwartet Büst. Dies sei auch notwendig, denn "im Verhältnis zur On-Premise-Infrastruktur- und der Datenbank-Deployments ist Oracle in der Public Cloud immer noch ein Zwerg."
Oracle sei allerdings nicht der einzige Cloud-Anbieter, der eine solche Strategie verfolge. Auch Microsoft oder VMware versuchten, die Attraktivität ihrer Cloud-Dienste über einen hybriden Ansatz zu steigern. Damit stellten sich für Oracle dieselben Herausforderungen wie für die Konkurrenten. So müsse der Datenbankriese "das große Versprechen halten, neue Services und Funktionen aus der Public Cloud schnellstmöglich auch auf der Cloud Machine auszurollen."
Oracle verweist im Zuge der Ankündigung auf das starke Wachstum im Markt für Public-Cloud-Services, das unter anderem IDC prognostiziert. Die Auguren erwarten bis 2019 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 19,4 Prozent im weltweiten Public-Cloud-Markt. Das Cloud-Segment würde damit sechsmal schneller zulegen als die weltweiten IT-Ausgaben insgesamt. Für das abgelaufene Geschäftsquartal hatte Oracle Mitte März rückläufige Einnahmen gemeldet. Zugleich verwies das Management auf einen um 40 Prozent gestiegenen Cloud-Umsatz.