Oracle klagt gegen SAP wegen geistigen Diebstahls

23.03.2007
Der deutsche Softwarekonzern SAP AG sieht sich mit einer spektakulären Klage seines amerikanischen Erzrivalen Oracle konfrontiert.

Der deutsche Softwarekonzern SAP AG sieht sich mit einer spektakulären Klage seines amerikanischen Erzrivalen Oracle konfrontiert. Am Donnerstag hat Oracle bei einem Gericht in San Francisco eine Klage eingereicht, in der dem Walldorfer Softwareriesen "Diebstahl in großem Stil" vorgeworfen wird.

In der 43 Seiten umfassenden Klageschrift wirft Oracle SAP vor, es habe sich "systematisch" Zugang zu den Computern von Oracle und deren Kundenbetreuungsprogrammen verschafft. Dort habe es sich "tausende Softwareprodukte" sowie anderes vertrauliches Material angeeignet. "Im Ergebnis hat SAP eine illegale Bibliothek von Oracles urheberrechtlich geschützten Software-Code und anderen Materials gesammelt", heißt es in der Klage.

SAP habe eine falsche Identität vorgetäuscht und Zugangsdaten von Oracle-Kunden benutzt.

Oracle ist der Meinung, SAP sei nach den zahlreichen Zukäufen der Ellison-Company in Trübsinn verfallen und habe infolge dessen versucht, "anstatt die eigenen Produkte und Angebote zu verbessern, Oracle zu unterminieren", steht in der Klage.

Festgestellt haben die Amerikaner die angeblichen Versuche SAPs, als sie im November und Dezember 2006 eine "ungewöhnliche Download-Aktivität" auf besagter Website feststellten. Dabei seien von einigen Kunden-Konten extrem viel Material abgerufen worden. Beispielsweise seien über ein Kundenkonto an vier aufeinander folgenden Tagen im Schnitt 1.800 Dokumente pro Tag abgerufen worden - Oracle gibt als gewöhnliche Aktivität eines Kunden mit normalerweise rund 20 Downloads im Monat an. Erschwerend sei, dass solche Konten benutzt worden seien, die kurz vor dem Ablauf standen oder bereits abgelaufen seien, außerdem seien Zugänge von Kunden, die von Oracle zu SAP gewechselt seien, benutzt worden.

Oracle habe die Login-Information verfolgt und sei auf die SAP-Tochter SAP TomorrowNow gestoßen. Diese Firma, die auf die Betreuung von PeopleSoft-Kunden spezialisiert ist, ist seit 2005 im Besitz von SAP.

Oracle fordert nun Schadensersatz in nicht genannter Höhe sowie eine einstweilige Verfügung, mit der SAP der Zugang zu Oracle-Systemen verboten werden soll.

Die Walldorfer äußerten sich zu den Vorwürfen nicht. "Unsere Anwälte prüfen die Klage", sagte ein Sprecher. (wl)