Mit einer eigenen Infrastruktur in Deutschland will Oracle seine Cloud-Geschäfte hierzulande weiter ankurbeln. In der zweiten Jahreshälfte sollen drei sogenannten Availability Domains (Ads) in der Region rund um Frankfurt am Main an den Start gehen.
Oracle hat angekündigt in den Ausbau seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland investieren zu wollen. Demzufolge soll die EU-Region um eine zusätzliche Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Architektur in Deutschland mit neuen IaaS- und PaaS- (Platform-as-a-Service) Cloud-Services erweitert werden. Dafür sollen in Deutschland drei mit hoher Bandbreite und niedriger Latenz verbundene Standorte, sogenannte Availability Domains (ADs), eingerichtet werden.
Diese ADs befinden sich Oracle-Angaben zufolge in der Metropolregion Frankfurt und arbeiten vollständig unabhängig voneinander. Diese Architektur soll für Ausfallsicherheit und eine hohe Verfügbarkeit für die Cloud-basierten Anwendungen der Kunden sorgen. Die Oracle Cloud EU Region in Deutschland baut auf der bereits im Januar dieses Jahres angekündigten Oracle Cloud UK Region auf und wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte dieses Kalenderjahres in Betrieb gehen.
Komplettes Cloud-Portfolio
Mit der erweiterten Cloud-Infrastruktur für die EU-Region trage man der wachsenden Nachfrage der eigenen Kunden nach integrierten Cloud-Lösungen Rechnung, verlautete von Seiten Oracles. Durch die angekündigten Neuerungen sei der US-Konzern eigenen Angaben zufolge nun in der Lage, seinen Kunden in der EU künftig ein umfassendes Portfolio an Cloud-Services inklusive SaaS sowie den neuen PaaS- und IaaS-Kapazitäten bereitzustellen. Außerdem profitierten Oracle Cloud Nutzer zudem von einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zu existierenden On-Premise-Infrastrukturen oder zu Cloud-Angeboten von Mitbewerbern, trommeln die Oracle-Verantwortlichen für ihr Cloud-Angebot.
Die Geschichte von Oracle
Eine Zeitreise durch die Oracle-Geschichte Oracle ist das Werk von Ellison, und es passt zu dem ehrgeizigen und charismatischen Gründer, dass er sein Hobby, das Segeln, professionalisiert. Mit Erfolg: Das Team gewann 2013 den America´s Cup.
Oktober 2015: Erster Oracle-Sparc kommt heraus Auf der Kundenkonferenz OpenWorld stellt Larry Ellison mit dem M7 die erste Sparc-CPU vor, die komplett unter der Ägide Oracles geplant und gebaut wurde. Mit speziell für den Prozessor entwickelten und tief in der Hardware verankerten Security-Funktionen will der Hersteller die Sicherheit von Anwendungen und Daten verbessern - vor allem in Cloud-Umgebungen.
Februar 2015: Neuer Deutschlandchef Frank Obermeier wird neuer Country Leader von Oracle in Deutschland. Obermeier kommt von Hewlett-Packard und löst Jürgen Kunz ab, der künftig als Senior Vice President Northern Europe die Geschäfte von Oracle in Nordeuropa verantwortet.
September 2014: Ellisons Paukenschlag Nach 37 Jahren an der Spitze von Oracle gab Larry Ellison überraschend seinen Rücktritt als Konzernchef bekannt. Gründe nannte der 70-jährige nicht, Ellison will aber weiterhin als CTO für das Unternehmen wirken. Die bisherigen Stellvertreter Mark Hurd und Safra Catz sollen als Doppelspitze das Ruder übernehmen. Zugleich kündigte Oracle Aktienrückkäufe über 13 Milliarden Dollar an.
2011: Investition ins Cloud Computing Hat Larry Ellison seine Spürnase für Erfolgstechnologien verloren? Ende 2011 hatte Oracle zwar den Cloud-CRM-Anbieter RightNow Technologies für 1,5 Milliarden Dollar gekauft, doch im Vergleich zu agileren Wettbewerbern wie Salesforce hängt das Unternehmen aus Redwood Shores hinterher. <br/><br/>Die „Computerwoche“ schreibt: „Nachdem Gründer und CEO Lawrence "Larry" Ellison noch vor wenigen Jahren über die IT-Wolke gelästert hatte und das Ganze als schnell vorübergehenden Hype abgetan hatte, muss er heute sehen, dass er nicht den Anschluss verliert“. Konkurrent SAP hatte sich 2011 für 3,4 Milliarden Dollar den Cloud-HR-Anbieter Successfactors einverleibt. Oracle legte mit der Übernahme von Successfactors-Wettbewerber Taleo an für 1,9 Milliarden Dollar nach.
2010: Mark Hurd wechselt von HP zu Oracle Nur einen Monat nach seinem unrühmlichen Ausscheiden als CEO bei Hewlett-Packard (HP) kommt Mark Hurd zu Oracle. Ellison hatte zuvor Hurds Rauswurf heftig kritisiert "Das war die dümmste Personalentscheidung, seitdem die Idioten im Apple- Verwaltungsrat vor vielen Jahren Steve Jobs gefeuert haben." <br/><br/>In der Folge gab es einen erbitterten Streit zwischen den beiden Unternehmen, wobei es nur vordergründig um den Wechsel von Hurd ging: Oracle hatte die Unterstützung von Intels Itanium-Chips durch die eigene Software beendet und damit den Verkauf von HP-Server mit diesen Chips geschadet.
2009: Oracle kauft Sun Microsystems Sun heißt jetzt Oracle. Der Datenbankspezialist hatte den Hardwarehersteller für 7,4 Milliarden Dollar eingekauft. Dabei ging es Ellison jedoch weniger um die etwas aus der Mode gekommene Hardware, sondern um die Software: Java und MySQL gehören jetzt Oracle.
2008: Übernahme von Bea Systems Das Siebel On Demand CRM Release 15 kommt auf den Markt und Oracle kauft weiter ein, größter Brocken ist BEA Systems, ein Anbieter für Sercive-oriented Architecture, für 8,5 Milliarden Dollar. (Im Bild: Bea-CEO Alfred Chuang)
2007: Konsolidierung im BI-Markt Der Markt für Business Intelligence ist auf Konsolidierungskurs, die großen Player werden geschluckt. Oracle macht im März den Anfang und kauft Hyperion für 3,3 Milliarden Dollar. Im Oktober schlägt SAP bei BusinessObjects zu und IBM im November bei Cognos. Der Kampf mit Rivale SAP spitzt sich zu: Oracle reicht in den USA eine Klage gegen wegen Urheberrechtsverletzung ein. Der Vorwurf: SAP habe Diebstahl geistigen Eigentums in großem Stil begangen und unerlaubt von einer Kundenbetreuungs-Web-Site „Tausende Softwareprodukte“ sowie anderes vertrauliches Material heruntergeladen. Erst in 2010 ist klar: SAP muss Oracle 1,3 Milliarden Dollar Schadensersatz zahlen.
2005: Siebel, die nächste Großakquisition Kundenbeziehungs-Management wird immer wichtiger und Oracle schnappt sich den CRM-Marktführer Siebel Systems. Für rund 5,85 Milliarden Dollar wechseln Anfang 2006 die 5.500 Siebel-Mitarbeiter zu Oracle.
2004: Übernahme von Peoplesoft Oracle übernimmt nach 18-monatigem erbitterten Widerstand Peoplesoft für 10,3 Milliarden Dollar und wird damit zum zweitgrößten Business-Software-Anbieter nach SAP. Erst 2003 hatte Peoplesoft den ERP-Hersteller J.D. Edwards für 1,7 Milliarden Dollar übernommen.
2000: Oracle entdeckt Linux Die Open-Source-Bewegung nimmt Fahrt auf: “Im Jahr 2000 haben wir ein Linux-Engineering-Team gebildet. Dessen Aufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass Linux ein Betriebssystem wird, das sich für unsere Kunden im Rechenzentrum eignet”, erinnert sich Ed Screven, Chief Corporate Architect bei Oracle.
1998: Oracle Applications 11i 1998: Schon ein Jahr später geht der Hersteller in puncto Internet aufs Ganze: Oracle Applications 11i soll den Wandel von Client-Server- hin zu Internet-Computing einleiten, kurz darauf bekommt auch die Datenbank ein “i” für „Internet“ angehängt. “Wenn sich herausstellt, dass die Zukunft des Computings nicht im Internet liegt, sind wir erledigt. Aber wenn es die Zukunft ist, liegen wir goldrichtig“, sagte Ellison über die forsche Internet-Strategie von Oracle.
1997: Java kommt 1997 stellt Larry Ellison die neue Version Oracle8 der Datenbank vor, die mit dem Network-Computer (NC) arbeitet und die Daten an Thin-Clients liefert. Mit dem Application Server 4.0 stellt Oracle eine Lösung vor, die das Management von Business-Software zentralisiert und damit effizienter machen soll. Vor allem aber schlägt die Stunde der Programmiersprache Java. Der Hersteller kündigt mit Oracle Applications Release 10.7 NCA die weltweit erste Enterprise-Applications-Suite an, die auf offenen Standards basiert.
1995: Business Intelligence 1995 investiert der Datenbankriese in Business Intelligence und kauft die OLAP-Produktlinie (Express Server) von Information Resources Inc. für 100 Millionen Dollar. Außerdem beginnt das kalifornische Unternehmen nicht nur, seine Produkte über das Internet zu verteilen, sondern verkündet als einer der ersten Anbieter eine Internet-Strategie. Mit parallel queries lassen sich jetzt deutlich komplexere Datenbankabfragen gestalten.
1990: CFO Henley kommt an Bord Nachdem sich bisher der Umsatz jedes Jahr verdoppelt hatte, geriet das Unternehmen 1990 das erste Mal in schwereres Fahrwasser. Oracle baute sein Management-Team um und ernannte Jeff Henley zum CFO. Henley brachte das Unternehmen wieder auf Spur und blieb bis 2004 CFO, danach wurde er Vorstandsvorsitzender. 1991 stellt Oracle eine Datenbank vor, die auf MPP (massively parallel processing) basiert und mit der sich deutlich schneller und billiger in Datenbeständen suchen lässt als mit dem Mainframe. 1993 kam Oracles Cooperative Development Environment (CDE) auf den Markt.
1989: Oracle zieht um Neuer Firmensitz wird Redwood Shores. Ab jetzt unterstützt die Datenbank auch OLTP, Online Transaction Processing. Anders als zuvor bei der Batch-Verarbeitung ist die Echtzeit-Transaktionsverarbeitung Grundlage der modernen Geschäftsanwendungen, bei denen die Verarbeitung von Transaktionen direkt erfolgt. Zu sehen sind Bilder aus der Bauphase des Headquarters.
1987: Entwicklung von Applikationen 1987 beginnt Oracle, eigene Enterprise-Applikationen zu entwickeln, die auf der Datenbank basieren. In der Folge setzt der Datenbankhersteller jedoch auf Übernahmen im Bereich der Business-Software und konzentriert sich auf deren Adaption für die eigenen DBMS-Produkte. (Im Bild "Oracle Financials").
1986: Der Börsengang Am 15. März 1986 ging Oracle an die Börse. 450 Leute arbeiten für den Datenbank-Hersteller. Auf dem Bild feiern unter anderem Ellison (Mitte) und Charles Phillips (damaliger Co-President, rechts) das 20-jährige Listing von Oracle an der Nasdaq.
1983: Die erste Datenbank 1982 benannte sich RSI nach seinem Produkt: Oracle. Ein Jahr später kam das neu in C programmierte Oracle V3 für Mainframes, Minicomputer und PCs auf den Markt. „Damals kamen die Datenbanken vom Hardware-Anbieter. Oracle bot als eines der ersten Unternehmen ein Datenbankmanagementsystem an, das auf unterschiedlichen Hardware-Plattformen und Betriebssystemen laufen konnte“, sagt Ken Jacobs, Vice President Product Strategy bei Oracle über die Anfänge. Als erstes DBMS unterstützt die Version 5.1 von 1986 verteilte Abfragen und läuft in Client-Server-Umgebungen.
1977: Das erste Büro Das allererste Büro hatte viel Ähnlichkeit mit Bill Gates Garage. 1979 benannte sich das Unternehmen kurz in Relational Software Inc. (RSI) um, Firmensitz wurde Menlo Park, Kalifornien. Zu den ersten Projekten gehörte eine Oracle-Datenbank für die Wright-Patterson Air Force Base. “Wenn du innovativ bist, musst du darauf vorbereitet sein, dass alle dir sagen, du spinnst”, sollte Larry Ellison später sagen.
1977: Die Gründung Im August 1977 gründen Larry Ellison, Bob Miner und Ed Oates Software Development Laboratories (SDL). Ellison hatte sich zuvor durch eine theoretische Arbeit von Edgar F. Codd über relationale Datenbanken daran gemacht, ein zu IBMs System R Database kompatibles System zu schaffen. SDL schuf die allererste Version des Datenbanksystems Oracle. Auftraggeber: der Geheimdienst CIA. 1978 feiern die Gründer ihren ersten Firmengeburtstag. Von links nach rechts: Ed Oates, Bruce Scott, Bob Miner und Larry Ellison.
"Seit vielen Jahren vertrauen unsere Kunden und Partner in der EU und in Deutschland ihr Business und ihre geschäftskritischen Workloads der Oracle Cloud an", sagte Thomas Kurian, President of Product Development bei Oracle. Mit der Erweiterung der Cloud EU Region in Deutschland biete Oracle seinen Cloud-Kunden in der EU die notwendige Leistung, Verfügbarkeit sowie die volle Kontrolle über ihre Workloads.
"Die Oracle Cloud-Technologie ermöglicht es Unternehmen neue Services zu entwickeln, neue digitale Kundenerfahrungen zu schaffen und sich neue Märkte zu erschließen", ergänzte Frank Obermeier, Vice President und Country Leader bei Oracle Deutschland. Mit dieser Investition in Deutschland stelle Oracle die Infrastruktur bereit, die die Kunden bräuchten - "und zwar genau dort, wo und genau dann, wann sie sie brauchen". Dies sei Obermeier besonders wichtig, denn Kunden wollten sicherstellen, dass ihre Migration in die Cloud mit der kommenden EU-Datenschutzgrundverordnung konform sei.
Wahlfreiheit zwischen der Cloud und On-Premise
Oracle will seinen Kunden bei der Implementierung ihrer Cloud Services Wahlfreiheit und Flexibilität bieten. Organisationen könnten über die Oracle Cloud auf ihre Oracle Cloud-Dienste zugreifen, diese in ihrem eigenen Rechenzentrum mit dem Oracle Cloud at Customer Portfolio betreiben oder über eine Reihe von Partnern in verschiedenen Regionen weltweit, verspricht der Anbieter. Bei jeder dieser drei Varianten würden die Oracle Cloud Dienste von Oracle Cloud-Experten gemanaged.
Das Oracle-Management fokussiert sich in seiner Cloud-Strategie auf einen hybriden Ansatz aus Cloud-Anteilen sowie einer nach wie vor bestehenden On-Premise-Infrastruktur. Derartig aufgebaute Infrastrukturen würden auch noch in den nächsten zehn Jahren Bestand haben, sagte Oracles Co-CEO Mark Hurd. Die meisten Wettbewerber konzentrierten sich auf On-Premise oder Cloud, so der Manager. "Die Tatsache, dass wir beides können und unsere Kunden reibungslos von der einen Seite auf die andere hin- und herwechseln könnten sowie alles einheitlich managen können, ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für uns."
Oracle bleibt nur Verfolgerrolle
Oracle bemüht sich, seine Cloud-Ambitionen bei jeder sich bietenden Gelegenheit ins Rampenlicht zu rücken. Doch es bleibt mühsam für den Datenbankspezialisten, im Cloud-Business Fuß zu fassen. Im Software-as-a-Service (SaaS)Segment schafft es Oracle nach Zahlen der Synergy Research Group zwar in die Top Ten. Doch Auf ganz oben stehen mit Salesforce, Microsoft, Adobe und SAP andere Namen. Oracle platziert sich in der Verfolgergruppe gemeinsam mit ADP, Google, IBM, Intuit und Workday. Dieses Sechser-Grüppchen kommt den Synergy-Analysten zufolge auf einen Marktanteil von knapp 25 Prozent.
Cloud-Giganten: Oracle Cloud Platform
Oracle Cloud-Service Portfolio Oracle versucht sowohl in der Höhe als auch in der Breite seinen Kunden eine Service-Auswahl zu bieten.
Oracle Enterprise Cloud Manager Der Oracle Enterprise Manager Cloud Control liefert Administratoren einen Überblick über ihre Infrastrukturlandschaft.
Oracle IaaS Oracles IaaS-Angebot setzt konsequent auf Compute, Storage, Network und Security.
Oracle Deployment Oracle möchte seinen Kunden die Wahl über das für sie passende Cloud-Modell bieten.
Oracle Integrated Cloud Mit der Integrated Cloud versucht Oracle, sein Cloud-Service-Portfolio zu integrieren.
Oracle PaaS Oracle interpretiert seinen PaaS anders als der Mitbewerb und bietet über eine Programmierumgebung weitere Lösungen, etwa für die Zusammenarbeit.
Auch im Markt für Infrastructure as a Service hat Oracle derzeit noch klar das Nachsehen. In diesem Segment dominieren Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und die Google Cloud Platform das Geschäft. Die drei Anbieter kommen Experten zufolge zusammen genommen auf einen Marktanteil von über 80 Prozent.