Die Empfehlung des schwedischen Standardisierungsinstitutes SIS, Microsofts offenen Dokumentenstandard Open XML als ISO-Standard anzuerkennen, ist auf heftige Kritik im eigenen Land gestoßen. Bei der gestern, Dienstag, abgehaltenen Abstimmung seien 23 zusätzliche Unternehmen aufgetaucht, die bisher nicht an den Diskussionsrunden des SIS teilgenommen haben, so der schwedische Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur (FFII) in einer Aussendung. Die FFII-Vertreter vermuten, dass Microsoft den 23 Firmen den Mitgliedsbeitrag für die Aufnahme ins schwedische Standardisierungsinstitut bezahlt und sich so deren Unterstützung gekauft habe.
"Abgesehen davon, dass die Vorgänge innerhalb der Standardisierungsgremien vertraulich sind, werden hier gezielt Emotionen ins Spiel gebracht, die bei einem Standardisierungsprozess nichts verloren haben", so Gerhard Göschl von Microsoft Österreich. Bedenken gegenüber dem offenen Dateistandard, wie sie der FFII in der Vergangenheit bereits des Öfteren artikuliert habe, seien prinzipiell legitim. Mitgliedern des Standardisierungsinstituts zu unterstellen, sie seien allesamt korrupt und käuflich, sei allerdings mehr als absurd. "Jeder ist eingeladen, beim Standardisierungsprozess mitzuarbeiten und Verbesserungsvorschläge einfließen zu lassen", so Göschl.
Die ideologischen Grabenkämpfe rund um den ISO-Standardisierungsvorgang haben sich in den vergangenen Wochen und Tagen verstärkt. Bis 2. September dieses Jahres sind die ISO-Mitglieder mit jeweils einer Stimme pro Land aufgerufen, eine Empfehlung abzugeben, ob die internationale Standardisierungsorganisation ISO das Open-XML-Format als ISO-Standard anerkennen soll. Während die nationalen Standardisierungsinstitute von Deutschland, USA und nun auch Schweden offiziell bestätigt haben, dass man die Standardisierung empfehle, waren die inoffiziellen Signale aus Ländern wie Indien, China und Brasilien bisher ablehnend. (pte/rw)