Security-Spezialist, Plattformanbieter oder einfach nur Open-Source-Lieferant? Wie positioniert sich Collax am Markt, und wo soll die Reise hingehen? CEO Boris Nalbach im Gespräch mit ChannelPartner-Redakteur Alexander Roth.
Herr Nalbach, der Bekanntheitsgrad von Collax wächst rapide am Markt, teils wegen Ihrer All-One-Lösung, dem Business-Server, teils wegen Ihrer UTM-Appliance, mit der Sie dank günstiger Preise zusehends Marktanteile gewinnen. Was ist Collax denn nun: ein Plattform- oder ein Security-Anbieter?
Eindeutig Ersteres: Wir sind Plattformanbieter. Unser Kernprodukt, der Collax Business Server, deckt im Stile eines "All-in-one-Pakets" die komplette Infrastruktur inklusive Kommunikation und Security von KMUs ab. Der CBS kann in beliebiger Kombination als Groupware-, Datei-, Proxy-, E-Mail- oder Security-Server eingesetzt werden.
Für Security bieten Sie doch mit dem Collax Security Gateway (CSG) ein eigenes Produkt an?
Die CSG ist eine weiterführende Lösung für Unternehmen, die vollständiges Unified-Thread-Management (UTM) betreiben wollen: Dazu gehört aus unserer Sicht beispielweise auch Intrusion Prevention und Detection, die der Business Server nicht bietet. Mit der CSG erzielen wir derzeit beachtliche Erfolge: Wir verdoppeln momentan jeden Monat unseren Umsatz, den wir mit dem UTM-Gerät erzielen. Insgesamt haben wir etwa 8.300 Installationen am Markt.
Welche Rolle kommt dabei Linux zu?
Im kleineren Mittelstand spielen Linux und Open Source bislang eine unbedeutende Rolle. Viele der kleineren Unternehmen können mit dieser Technologie überhaupt nicht umgehen. Das ist die Kehrseite von Open Source - man kann zu einem günstigen Preis fast alles damit machen, aber man muss es eben auch selber zusammenbasteln, ohne Linux-Know-how unmöglich. Und wenn man sich einen Spezialisten ins Haus holt, wird es schnell teuer. Das ist der Grund, warum wir Collax gegründet haben. Wir sehen im KMU-Bereich, den wir von fünf bis 250 Mitarbeiter pro Unternehmen definieren, hein ervorragendes Potenzial für unsere Lösungen.
Inwiefern?
Wir führen für den Kunden eine Art "Best-of-Breed"-Auswahl durch, das heißt, wir wählen für unsere Lösungen die besten Open-Source-Komponenten aus. Ein Mail-Server als Beispiel: Damit dieser optional funktioniert, benötig man einen "Mail-Transfer-Agent". In gewöhnlichen Open-Source-Lösungen findet sich ein halbes Dutzend solcher Agents. Der Kunde ist hier überfordert.
Genau diesen Aufwand nehmen wir ihm ab und wählen das beste Modul aus und integrieren esin das Betriebssystem. Darüber packen wir dann eine vereinheitlichende Oberfläche.
Könnte man Collax als "Open-Source-Alternative" zu Microsoft bezeichnen?
Das trifft es. Es ist doch immer gut, eine Auswahl zu haben. Zwar lassen sich unsere Lösungen in Windows-Umgebungen einsetzen, es ist aber auch möglich, eine komplette Serverinfrastruktur ausschließlich mit Collax aufzubauen.
Da gäbe es aber schnell ein Problem mit den Applikationen, so ganz ohne Microsoft.
Wir sind gerade dabei, unsere Technologien für Independent-Software-Vendors (ISV) zu öffnen. Unabhängige Softwareanbieter sollen ihre Anwendungen, egal ob ERP- oder Office-Lösungen, auf Basis unserer Plattform anbieten. Dabei können alle Beteiligen profitieren: ISVs können sich besser positionieren, der Kunde kann seine Umgebung einheitlich administrieren, und wir profitieren vom Wachstumsgeschäft.
Gab es schon konkrete Gespräche?
Ja, auch wenn jetzt hier keine Namen nennen kann. Unser Ziel ist es, ein richtiges "Collax-Eco-System" aufzubauen.
Inwieweit spielt Ihre "herkömmliche" Partnerwelt dabei eine Rolle?
Wir halten in jedem Fall an unserer rein indirekten Vertriebsstrategie fest. Wir versuchen im Moment, Deutschland geographisch vollständig mit unseren Fachhandelspartnern abzudecken. Nachholbedarf gibt es noch in Hessen, dem Saarland und den neuen Bundesländern. Zukünftig werden wir unsere Partnerwelt in drei Achsen einteilen: Regionale Präsenz, Spezialisierung, und das Entwicklungspotential des Partners.
Welches Ziel haben Sie sich gesteckt?
Wir wollen Collax als die Standardplattform für den mittelständischen Markt etablieren. Darüber hinaus sind wir dabei, unser Partnerprogramm zu überarbeiten. Zukünftig werden wir unseren Partnern beispielsweise Instrumente des Marketings, wie etwa die Möglichkeit zum Aufsetzen eigener Webinars und Web-Casts zur Verfügung stellen. (aro)