Ein Schritt zu mehr Transparenz und Überblick für die Ziele der nachhaltigen Entwicklung und der Umweltpolitik stellt die Plattform der Umweltgesamtrechnung dar. Die seit heute im Internet veröffentlichte Seite des österreichischen Umweltbundesamtes und der Statistik Austria veranschaulicht Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft, privaten Haushalten und Umwelt. Die Darstellung soll eine wichtige Grundlage für umweltpolitische Entscheidungen bieten. "Hauptziel der Seite ist es, Überblick zu geben über alle beteiligten Stellen und Adressen. Bisher waren Wissenschaftler wie auch Privatpersonen ja auf die Google-Suche angewiesen", erklärt Eva Milota, Leiterin des Fachbereichs Umwelt der Statistik Austria, im pressetext-Interview.
Die Umweltgesamtrechnung erweitert das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um die Komponente der Umwelt. "Das ist keine Begrünung des BIPs, sondern eine Erweiterung der Darstellung um verschiedene umweltrelevante Zugänge wie Umweltkosten und Aufwendungen für den Umweltschutz", betont Milota.
Herangezogen werden dabei etwa die Umweltsteuern, die seit einigen Jahren EU-weit speziell ausgewiesen werden, sowie die jährlich erstellte Umweltschutz-Ausgabenrechnung. Physische und monetäre Umweltrechnungen werden somit mit wirtschaftlichen Daten verknüpft und erlauben Vergleiche. Diese sollen künftig auch über die Nationalgrenzen möglich sein. "Bis 2012 will die UNO statistische Standards entwickeln, die alle Aspekte der Umweltgesamtrechnung abdecken. Das macht direkte Vergleiche zwischen Ländern möglich", so die Wiener Statistikerin.
Auskunft gibt die Plattform unter anderem darüber, wie sich die einzelnen Branchen auf die Umwelt auswirken. Wichtige Komponenten dieser Berechnung sind die Anzahl der Erwerbstätigen in einer Branche, die Bruttowertschöpfung und Umweltdaten wie beispielsweise die Emissionsdaten. "Damit kann etwa gezeigt werden, dass sich eine bestimmte Wirtschaftsbranche möglicherweise auf Kosten der Umwelt weiterentwickelt", so die Wiener Statistikerin. Als Beispiel führt sie die chemische und petrochemische Industrie an. "Sie hat in den letzten Jahren eine relative Entkoppelung der deutlich gestiegenen Bruttowertschöpfung vom Materialeinsatz und dem energetischen Endverbrauch geschafft, die jeweils wesentlich geringer stiegen. Zudem gingen einzelne Luftschadstoff-Werte zum Teil deutlich zurück. Gleichzeitig stiegen die Umweltschutzausgaben wie auch die Umweltsteuerbelastung stark an." Im Fahrzeugbau beobachtet Milota eine ähnlich positive Entwicklung, wenngleich hier die Umweltschutzausgaben sanken.
Die Plattform informiert zudem über die Methodik, stellt konkrete Anwendungen wie die Material- oder Energieflussrechnung vor und verweist auf andere Institutionen, erklärt Milota. "Unsere Vorstellung ist, dass künftig alle relevanten Akteure in diese Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Umwelt integriert werden." (pte)