Kriminelle, die mit Hilfe von bösartiger Software Informationen und Geld stehlen, werden immer erfolgreicher, das hat Trend Micro herausgefunden. In einem bestimmten Fall von Online-Banking-Krminalität hat der Security-Anbieter festgestellt, dass 84 Prozent der Angriffe seitens der Cyber-Gangster erfolgreich waren. Das Erschreckende daran: Die Nutzer selbst spielen den Kriminellen in die Hände. Leicht zu erratende Passwörter oder solche, die persönliche Informationen enthalten, wie zum Beispiel die eigene Telefonnummer, lassen die Gangster in der Online-Kommunikation mit der Bank wie in einem offenen Buch lesen. Offensichtlich wiegen sich viele Anwender immer noch in zu großer Sicherheit. Hier liegt es nun an Resellern und IT-Dienstleistern, ihre Kunden über diese neu aufkommenden Gefahren zu informieren.
Vorsicht! Infektionsgefahr!
"Kriminelle Software, mit der sich persönliche Informationen ausspionieren und die Rechner der Anwender fernsteuern lassen, ist wahrlich nichts Neues mehr. Und natürlich gehört die Analyse solcher bösartiger Software zum Kerngeschäft eines Sicherheitsanbieters wie Trend Micro. Aber unsere jüngsten Analysen haben sogar die hart gesottenen Forscher in unserem Haus sprachlos gemacht - eine Erfolgsquote von 84 Prozent ist einfach erschreckend. Völlig zu Recht bezeichnet das Bundeskriminalamt diese Art von Kriminalität als den Bankraub des 21. Jahrhunderts", so Martin Rösler, Director Threat Research bei Trend Micro.
Immer noch scheint das Wissen darüber nicht genug verbreitet zu sein, dass diese bösartige Software heutzutage nicht mehr nur Zugangsdaten stiehlt. Vielmehr ist sie in der Lage, laufende, verschlüsselte Online-Sitzungen der Bankkunden zu kapern und zu kontrollieren. Kunden, die glauben, sie hätten gerade eine Überweisung auf ihr Zweitkonto getätigt - was ihnen auf dem Bildschirm auch scheinbar bestätigt wird - werden erst Tage später feststellen, dass das Geld auf ein Konto der Kriminellen umgelenkt wurde - von wo natürlich auch die Bank es nicht mehr zurückholen kann.
Soziale Spionage
Im Beobachtungszeitraum von ungefähr drei Wochen wurden von insgesamt 10.487 Domänen Zugangsdaten gestohlen. Wer glaubt, von diesem Risiko nicht betroffen zu sein, weil er sich nur auf sehr vertrauenswürdigen Websites aufhält, irrt gewaltig. Die Gefahr ist buchstäblich überall. Auch auf den Seiten allgemein bekannter, gut abgesicherter und ehrbarer Unternehmen kann man sich bösartige Software einfangen. Freilich bilden diejenigen Adressen die größte Gefahrenquelle, auf denen die Menschen sich mit anderen Internetsurfern austauschen können. So haben sich über ein Viertel der betroffenen Anwender auf nur fünf Internetadressen infiziert. Darunter finden sich bekannte Namen wie Microsoft.com, Google.com oder Facebook.com, so die Analyse von Trend Micro.
Der Grund ist einfach: Die Cyberkriminellen missbrauchen das natürliche Vertrauen, das die Menschen ihren Kommunikationspartnern entgegenbringen. Meistens ist ihnen gar nicht bewusst, dass der Link, auf den sie geklickt haben und der die Infektion ausgelöst hat, gar nicht von einem Bekannten oder Freund stammt.
"Der Nachteil an sozialen Medien ist, dass sie mit dem Trugschluss eines kostenlosen Angebots arbeiten. Doch nichts ist im Internet kostenlos, nur die Währung lautet anders: Statt mit Euros bezahlen wir mit unseren Daten", betont Martin Rösler. "Daher lautet die einfache Regel: Niemals auf eine Internetadresse klicken, von der man nicht absolut überzeugt ist, dass sie ungefährlich ist. Mal ehrlich: Würden Sie jemandem glauben, der an Ihrer Haustür klingelt und Ihnen mehrere Millionen Euro anbietet? Kann es wirklich sein, dass ein solches verdächtiges Angebot von Bekannten oder Freunden kommt? Natürlich nicht. Für die digitale Welt gilt wie für die reale: Der gesunde Menschenverstand ist eines der wirksamsten Mittel im Kampf gegen die Kriminellen."
Den sicheren Browser gibt es nicht
Immer wieder machen Behauptungen die Runde, dieser oder jener Browser und diese oder jene Betriebssystemsversion sei sicherer als andere. Die jüngste Trend Micro-Analyse zeigt genau das Gegenteil. So liegt der wegen seiner vermeintlich höheren Sicherheit so beliebte Browser Firefox mit 42 Prozent unangefochten an der Spitze der Einfallstore für die Cyberkriminellen. Weit dahinter folgt mit 17 Prozent der Internet Explorer von Microsoft. Auch sind neuere Versionen eines Betriebssystems nicht sicherer als ihre Vorgänger.
Zwar führt Windows XP mit 53 Prozent die Liste der am meisten betroffenen Betriebssystemversionen an, während die Zahlen für Windows Vista bei 23 Prozent und Windows 7 bei 24 Prozent liegen; gemessen an der Verbreitung dieser Windows-Versionen in Europa aber, lassen sich daraus keine Rückschlüsse auf unterschiedliche Sicherheitsniveaus der Versionen ziehen. Denn nach einer Untersuchung von AT Internet lautet die Verbreitung der genannten Windows-Versionen, mit denen die Anwender im Internet unterwegs sind: 51,3 Prozent für XP, 20,2 Prozent für Vista und 17,5 Prozent für Windows 7.
Das sichere Passwort
"Ich kann die Nutzer von Online-Banking nur eindringlich warnen: Egal wie der eingesetzte Browser heißt oder welches Betriebssystem installiert ist - die Gefahr besteht überall. Deshalb müssen die Anwender so weit wie möglich selbst für ihren Schutz sorgen. Wesentlich ist dabei die Verwendung starker Passwörter", so der Trend Micro-Manager Rösler.
Doch genau in diesem Punkt ist es nicht zum Besten bestellt, wie die Trend Micro-Analyse zeigt: Zeichenfolgen wie vier oder fünf Nullen, die eigene Telefonnummer, das Geburtsdatum, eine aufsteigende Zahlenfolge angefangen mit Eins oder Kombinationen daraus sind einfach nicht sicher, machen aber den absoluten Großteil der verwendeten Passwörter aus. Die Anwender müssen sich dessen bewusst werden, dass die Cyberkriminellen absolute IT-Profis sind, die solche unsicheren Zeichenfolgen mühelos knacken.
Grundsätzlich gilt: Die sichersten Passwörter sind keine Wörter. Die Anwender sollten stattdessen zufällige Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen nutzen, zwischen Groß- und Kleinschreibung abwechseln und die Passwörter in regelmäßigen Abständen ändern. Es ist ohne Wenn und Aber notwendig, nur solche Passwörter zu verwenden, die mindestens acht Zeichen lang sind, und zwar für jeden Zweck ein anderes. Konkret heißt das, dass sichere Passwörter wie das folgende Beispiel aussehen sollten: qWe4%6zUi.
Richtiges Verhalten in sozialen Netzwerken
Viele soziale Netzwerke arbeiten mit Begriffen, die für deutsche Muttersprachler eine andere Bedeutung haben als für Engländer oder Amerikaner. So bedeutet persönlich im angelsächsischen Raum schlicht und einfach, dass eine Information einen Bezug zu einer Person hat. Privat muss diese Information deshalb noch lange nicht sein. Deshalb gilt: Wo immer die Anwender in sozialen Netzen aufgefordert werden, persönliche Informationen preiszugeben, sollten diese in keinem Fall privat sein. Nur so lässt sich die Privatsphäre effektiv schützen, erfahren Cyberkriminelle zu wenig, als dass sie die gestohlenen Daten zu Geld machen könnten. (rw)