Im Sommer 2020 sorgte Druckerhersteller Oki mit einer Ankündigung für Aufregung. Man werde sich aus dem Hardware-Geschäft im gesamten amerikanischen Markt zurückziehen, verkündeten die Japaner. Seither gibt es Befürchtungen und Gerüchte, dass dies nur ein Vorgeschmack auf das, was im europäischen Markt bevorsteht, sein könnte.
Ganz so heftig kommt es hierzulande nun doch nicht, doch der Umbruch, den die Oki-Verantwortlichen auch in Europa eingeleitet haben, wird nicht ohne Folgen für die Partner bleiben. Im Kern geht es um die Abkehr vom Geschäft mit dem Bürodruck. Schon vor der Corona-Pandemie waren die Zahlen rückläufig und Covid-19 hat die Entwicklung noch zusätzlich beschleunigt. "Infolgedessen haben wir, wie viele Unternehmen weltweit und insbesondere im IT-Sektor, Schritte unternommen, um das Oki-Geschäft neu auszurichten, indem wir unser Modell angepasst haben, was eine Abkehr vom traditionellen Bürodruckmodell beinhaltet", bestätigt Marzio Gobbato, Deputy Managing Director EMEA, gegenüber ChannelPartner. Der Fokus soll nun auf der Unterstützung spezifischer, vertikaler Unternehmen wie produzierendes Gewerbe, Einzelhändler, Hotellerie und Gastronomie, Bildung, Gesundheitswesen, professionelle Dienstleistungen, Fertigung sowie Lager und Logistik liegen.
Oki will sich so auf die Stärken in branchenspezifischen Lösungen und im grafischen Bereich konzentrieren. Damit erteilt Gobbato auch gleich den Unkenrufen eine Absage, die das Ende der Marke Oki im europäischen Geschäft in Gespräch gebracht haben. "Es gibt keine Pläne, die Marke Oki aus den Märkten EMEA, Asien/Pazifik oder Japan zurückzuziehen", bekräftigt er.
MPS-Programm abgekündigt
Auch wenn Oki schon länger den Markt für Spezialanwendungen adressiert, wird die Abkehr vom Office-Druck Lücken reißen. So wurde auch das Seitenpreis-basierte MPS-Programm abgekündigt: "Im Einklang mit unserer Strategie, uns vom Bürodruckmarkt weg zu orientieren, werden unsere seitenbasierten MPS-Programme natürlich auslaufen", erklärt der Deputy Managing Director. Alle laufenden Verträge werden aber laut Oki für die Dauer der Vertragslaufzeit weitergeführt. Das bedeutet aber auch, dass Händler, die ihren Fokus im klassischen Office-Segment haben, bei Oki nicht mehr die richtigen Produkte und Lösungen finden werden. "Unsere Partnerstrategie wurde angepasst, um die neue Ausrichtung des Oki-Geschäfts zu unterstützen. Unser Fokus liegt nicht mehr auf der Anzahl der Partner, sondern darauf, den richtigen Partner zu haben, da wir uns nicht mehr auf den Box-Selling-Ansatz fokussieren", erläutert Gobbato. Andere Druckerhersteller haben bereits die Angeln ausgeworfen und wollen sich freiwerdende Marktanteile sichern und umsatzstarke Fachhandelspartner an sich binden.
Das neu formierte Partnernetzwerk soll einen beratenden Ansatz verfolgen, beispielsweise Value Added Reseller und strategische Spezialpartner mit Erfahrung im digitalen Produktionsmarkt sowie Partner mit Erfahrung in bestimmten vertikalen Bereichen. "Diese Partner sind für Oki von zentraler Bedeutung, da wir eine proaktive und zielgerichtete Wachstums- und Transformationsstrategie verfolgen, die durch einen reichhaltigen Mix aus der richtigen Art von Produkten und Verbrauchsmaterialien unterstützt wird, die sich vom traditionellen Büromarkt unterscheiden", bekräftigt der Oki-Manager.
Personelle Veränderungen "unausweichlich"
Dieser Geschäftsansatz geht auch mit einer veränderten Hardware-Strategie einher: Sie soll sich darauf konzentrieren, was die Produkte für die anvisierten Branchen leisten kann. Als Beispiel nennt Gobbato den kürzlich auf den Markt gebrachten A4-Farb-LED-Drucker C650, der weltweit "eine außergewöhnliche Nachfrage" in verschiedenen Sektoren in Japan, Asien-Pazifik und EMEA erlebt habe.
Da nun aber die Office-Drucker wegfallen, die auch durch das Projektgeschäft höhere Stückzahlen generiert haben, wird man sich bei Oki auf wesentlich weniger verkaufte Geräte einstellen müssen. Das wird wohl auch Auswirkungen für die Beschäftigten haben: "Als Folge des Strategiewechsels sind personelle Veränderungen unausweichlich", räumt er ein. Weitere Angaben dazu will Gobbato derzeit jedoch nicht machen.
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