Auch wenn sich mancher im Meeting nach 30 Powerpoint-Folien wünscht, Videoprojektoren wären nie erfunden worden, sind die im deutschen Sprachgebrauch auch gerne als "Beamer" bezeichneten Geräte ein elementarer Bestandteil der IT-Ausstattung.
Zwar geht die zunehmende Konkurrenz durch großformatige Displays, sowohl im Heimkino- als auch im B2B-Segement zu Lasten der Stückzahlen, doch in letzter Zeit hat sich in Deutschland der Projektorenmarkt deutlich erholt. Laut dem Marktforschungsunternehmen Futuresource wurden im vierten Quartal 2013 9 Prozent mehr Projektoren verkauft, als noch im Vorjahreszeitraum. Mit ein Marktreiber war dabei das Consumer-Segment. Einen positiven Effekt könnte dabei schon die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft in Brasilien gehabt haben. "In Jahren mit Großevents wie WM und EM wächst der Markt deutlich", bestätigt Thomas Müller, General Manager DACH & Benelux bei BenQ. "Der Trend, sich ein Spiel auf einem Großbild anzuschauen ist nach wie vor ungebremst", ergänzt Nils Fleischhauer, Business Unit Manager Projectors (DACH) bei LG. Jörn v. Ahlen, Head of Marketing & Internal Sales bei Optoma, sieht insbesondere die großen Fußballereignisse als bestimmend für das Geschäft und spricht daher von einem Zweijahresrhythmus: "Olympische Spiel spielen kaum ein Rolle", meint v. Ahlen.
Große Brands auf dem Vormarsch
In der Vergangenheit war der deutsche Markt mit einer Vielzahl von Anbietern extrem segmentiert. "Auch heute sind noch viele Anbieter im Markt aktiv, doch konzentriert sich der überwiegende Anteil inzwischen auf vier oder fünf Brands", erläutert Tobias Rönnebeck, Produktmanager Projektoren bei Acer. "Die Top 3 liegen eng zusammen und beanspruchen 70 Prozent des Marktes", ergänzt BenQ-Manager Müller. Er erwartet eine weitere Bereinigung, bei der die Marktführer den Bedarf zum Großteil abdecken werden. "Es zeichnet sich ab, dass sich die führenden Unternehmen weiter behaupten werden. Ich sehe da fünf bis sechs", bestätigt Jörn von Ahlen. Der Rest werde weiter zurückgedrängt und letztlich aus dem Markt ausscheiden oder nur noch in kleinen Nischen anbieten. Eine andere Meinung vertritt Nils Fleischhauer von LG: "Einige Anbieter haben das Geschäft mit Projektoren aufgegeben und neue Geschäftsfelder für sich entdeckt, andere hingegen sind dazu gekommen", beschreibt er. So habe sich die Gesamtzahl der Anbieter nicht wesentlich geändert, sondern nur die einzelnen Marken.
Einigkeit bei den Herstellern herrscht hingegen bei den Herausforderungen, die das Projektorengeschäft hierzulande darstellt: "Der deutsche Markt hat das größte Potenzial in Europa und ist damit natürlich von allen Herstellern heiß umkämpft", weiß Optoma-Manager v. Ahlen. Dazu komme eine "extrem ausgeprägte Preissensitivität" auf Endkundenseite. Man müsse nach kreativen Lösungen suchen, um sich zu behaupten. "Grundsätzlich spielt der Preis im deutschen Markt eine sehr große Rolle", bestätigt Acer-Projektoren-Spezialist Rönnebeck. "Prinzipiell zeichnet sich der deutsche Markt durch eine enorm hohe Dynamik aus. So verändern sich die Ansprüche der Kunden was die Spezifikationen der Geräte betrifft, sehr schnell", ergänzt Schahin Elahinija, Leiter Marketing bei Epson Deutschland. Neben Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte zähle aber auch der Preis.
Neue Lichttechnologien
Während die Preise und Margen weiter unter Druck sind, geht die technische Entwicklung weiter. Die Hersteller forschen an langlebigen, lichtstarken und energieeffizienten Lichttechnologien. "Ein extrem sichtiges Thema ist natürlich die lampenfreie Technologie. LED und Laser werden zunehmend größere Marktanteile gewinnen und wir werden eine starke Kostendegression sehen", prognostiziert Jörn v. Ahlen von Optoma. Auch LG hat sich ganz den neuen Technologien verschrieben: "Wir sehen ganz klar den Wandel von den herkömmlichen und umweltschädlichen, quecksilberhaltigen Lampentechnologien hin zu neuen umweltfreundlichen Alternativen wie LED und Laser", bekräftigt Nils Fleischhauer.
Für Epson ist Mobilität und Interaktivität ein großes Trendthema. "Wir erwarten aufgrund dieser Entwicklung eine steigende Akzeptanz bei der drahtlosen Übertragung von Daten sowie bei der Gestensteuerung bei interaktiven Geräten", glaubt Marketing-Chef Elahinija. Zudem werden Anwender auch in Zukunft hellere Produkte fordern. Einen weiteren Trend sieht der Epson-Mitarbeiter in der Möglichkeit, mehrere Geräte zu einer größeren Projektionsfläche zusammen zu schalten.
Bei der drahtlosen Übertragungstechnik spielt WLAN eine elementare Rolle. "Anwender setzten vermehrt auf kabellose Installation mittels WLAN", berichtet Acer-Manager Rönnebeck. Die Konnektivität wird dabei entweder integriert oder mittels WLAN-Sticks oder -Dongels hergestellt. "Bis Ende 2014 werden wir für über 80 Prozent aller Acer-Projektoren optionale MHL- und USB-Sticks zur drahtlosen Projektion anbieten", kündigt Rönnebeck an. "Wireless-Projektoren werden sich zum Standard entwickeln", da ist sich BenQ-General-Manager Müller sicher. Der Trend gehe eindeutig zu Wireless und höherer Lichtleistung, welche im Preis-Leistungsverhältnis immer günstiger werden. Getrieben wird diese Entwicklung auch durch den Einsatz mobiler Geräte wie Tablet-PCs oder Smartphones. Hier wachsen die Forderungen nach Präsentationsmöglichkeiten direkt von diesen Geräten.
Displays vs. Projektoren
Mit dem Preisverfall großformatiger LCD-Monitore hat den Beamern neue Konkurrenz beschert. "Aufgrund der sinkenden Preise sowohl im B2C-Bereich als auch bei großformatigen Displays im B2B-Umfeld wurden Projektoren teilweise verdrängt", bestätigt LG-Manager Fleischhauer. Das könne sich durchaus fortsetzen, da in vielen kleineren Besprechungsräumen ein Display durchaus genüge und nicht zwingend ein Projektor installiert sein müsse. "Die Displays haben gerade im Bereich der kleinen und mittleren Formate den Projektorenherstellern das Leben schwer gemacht", bestätigt Optoma-Manager v. Ahlen.
Dabei bieten Projektoren Vorteile, die mit Displays nicht realisiert werden können. "Sobald die Bildfläche größer wird und kleine Details wie in Excel-Tabellen mit vielen Zahlen abgebildet werden sollen, punkten Projektoren", sagt Schahin Elahinija von Epson. Zudem seinen viele Geräte mobiler und können auch ohne Rollwagen leicht von einem Ort zum anderen transportiert werden. Ein weiterer Pluspunkt liegt in den leistungsfähigen Zoom-Objektiven, die es den Anwendern ermöglichen, die Bildgröße stufenlos zu vergrößern oder zu verkleinern. "Daher sehen wir die Projektoren als primäre Anzeigetechnologie in Besprechungsräumen", stellt er fest. "Displays ab 60 Zoll kann man aufgrund ihres Gewichts nicht mehr als mobil bezeichnen, während ein Projektor mit zwei Kilogramm einfach zu transportieren ist und leicht Diagonalen größer als 60 Zoll darstellen kann", verdeutlicht Acer-Produktmanager Tobias Rönnebeck. Auch der bisheriger Beamer-Nachteil, die Anfälligkeit und der teure Ersatz von Lampen, könnte durch neue Technologien wie Laser und LED der Vergangenheit angehören. "Aufgrund der sich ändernden Technologien, die sich durch Langlebigkeit, Zuverlässigkeit und einer Lampenlebensdauer von bis 30.000 Stunden auszeichnen, werden neue Anwendungsmöglichkeiten geschaffen", erwartet LG-Spezialist Fleischhauer.
Auch im Heimkinosegment ist der schnelle Auf- und Abbau ein Vorteil. "Zudem wird das richtige Kino-Feeling erst ab Bilddiagonalen von über zwei Metern vermittelt, hier stoßen TVs schon an ihre Grenzen", weiß BenQ-Manager Müller.
Auch die Optik kann ein Rolle spielen, wie Tobias Rönnebeck zu Bedenken gibt: "Bei einem 100-Zoll-LCD hat man im Standby eine riesige schwarze Fläche. Wenn der Projektor nicht genutzt wird, schaltet man ihn aus und rollt die Leinwand ein - sofern man überhaupt eine einsetzt."
Nachholbedarf im Bildungssektor
Fragt man nach den Branchen mit den größten Geschäftschancen, wird hauptsächlich der Bildungssektor genannt. "In punkto Wachstum birgt das Bildungssegment das größte Potenzial", erklärt Thomas Müller. "Der Bildungssektor hat in Deutschland noch sehr viel Nachholbedarf. Diesen Markt sehe ich definitiv als einen der entscheidenden Wachstumsbringer", bestätig Jörn v. Ahlen. "Aus unserer Sicht hat Deutschland bei der Ausstattung seiner Klassenzimmer mit Multimedia-Equipment gegenüber anderen Ländern in Europa noch Nachholbedarf", ergänzt Schahin Elahinija. Allerdings lauern im deutschen Bildungssektor auch einige Fallstricke aufgrund der föderalistischen Struktur, wie Elahinija zu Bedenken gibt. "Die Entscheidung für oder gegen den Einsatz einer Lösung wird von lokalen oder zumindest lokal agierenden Stellen getroffen", weiß er. In anderen, eher zentral organisierten Ländern wie Frankreich sei dies anders: Hier entscheide eine zentrale Stelle über die Vergabe der Aufträge, dann aber praktisch für das ganze Land.
Durch langlebigere Lampentechnologien könnte nicht nur der Einsatz im Meeting-Raum profitieren. Auch im Digital-Signage-Segment können Projektoren in manchen Einsatzszenarien Alternativen zu Displays bieten.
Ein Margenbringer ist nach wie vor das Zubehörgeschäft. Wand- und Deckenhalterungen, Wireless-Kits, Kabel und Taschen gehören zum Basisangebot. Ergänzt wird dies beispielsweise durch 3D-Brillen für den Heimkino-Einsatz, Leinwände, Objektive, Filter, Koffer bis hin zu passenden Möbeln.