Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) ist nicht gut auf Fake-Shop-Angebote im Internet zu sprechen: "Fake Shops sind zu einer echten Internet-Plage geworden", schimpft er. So seien allein in einem einzigen bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) geführten Ermittlungskomplex etwa 1.600 Geschädigte um etwa 500.000 Euro betrogen worden. "Die Shops tauchen im Internet auf und verschwinden meist auch schnell wieder, sobald der Betrug aufgeflogen ist. Gemeinsam mit den Wiener Spezialisten wollen wir den erfolgreichen Fake-Shop Detector auf die besonderen Anforderungen der Strafverfolgungsbehörden zuschneiden und weiterentwickeln", kündigt Eisenreich an.
Der Minister hat nun gemeinsam mit Dr. Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security des AIT Austrian Institute of Technology in Wien, eine Kooperationsvereinbarung im Justizpalast in München unterzeichnet. Mit der Zusammenarbeit soll die ZCB mit dem KI-basierten Fake-Shop Detector für Ermittlungen im Internet noch besser gerüstet sein.
Vorsprung für die Ermittler
Das Tool ist eine Entwicklung des AIT, der größten außeruniversitären Forschungseinrichtung Österreichs, in enger Kooperation mit dem Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) und dem österreichischen Internetspezialisten X-Net. Der Fake-Shop Detector überprüft unbekannte Online-Shops mithilfe Künstlicher Intelligenz in Echtzeit auf mehr als 21.000 Merkmale. Ist ein Shop verdächtig, warnt der Detector.
Laut Eisenreich sollen die Ermittler dadurch "einen wertvollen Vorsprung" bekommen: "Für die Ermittlungen der ZCB ist ein möglichst frühzeitiger Zugriff auf Domains und Server entscheidend. Der Einsatz des Fake-Shop Detectors bietet erhebliches Potential, Fake Shops mithilfe Künstlicher Intelligenz frühzeitig zu identifizieren", erläutert der Justizminister. Das Tool könne zudem dazu beitragen, dass die ZCB noch besser die hinter den Taten liegenden Strukturen erkennen und ihre Ermittlungen in diesem Kriminalitätsbereich noch effizienter gestalten können. "In den vergangenen Jahren beobachten unsere Spezialisten, dass auch im Bereich Fake Shops zunehmend Organisierte Kriminalität am Werk ist", berichtet der CSU-Politiker.
Effektives KI-Werkzeug
Für Dr. Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security des AIT soll mit dem Fake-Shop-Detector ein effektives KI-Werkzeug mit echtem Mehrwert für den Menschen im digitalen Raum entwickelt werden. "Dabei ist vor allem eine permanente Qualitätskontrolle der KI durch den Menschen inhärenter Teil der KI-basierten Lösung. Die wachsenden Bedrohungen durch Desinformation, Hate Speech und betrügerische Angriffe im Internet verlangen noch mehr gemeinsame Anstrengungen, um digitalen Nutzerinnen und Nutzern Werkzeuge und Hilfsmittel für die Aufrechterhaltung ihrer Souveränität zur Verfügung zu stellen", meint Leopold.
Während der Fake-Shop-Detector des AIT für die speziellen Erfordernisse der Ermittlungen weiterentwickelt wird, bietet die Verbraucherzentrale Bayern einen Fakeshop-Finder für Verbraucherinnen und Verbraucher an. Die automatisiert erstellte Blacklist warnt vor möglichen Betrügern im Internet unter www.fakeshopfinder.de.
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