Ganz gleich, ob im Gesundheitswesen und der Gastronomie, in zahlreichen Handwerksberufen oder in der Logistikbranche: Überall suchen die Unternehmen nach Beschäftigten. Auch die vergleichsweise attraktive und sehr gute Gehälter zahlende IT-Branche bleibt von dieser Problematik nicht verschont.
Laut Bitkom gab es Ende 2023 in Deutschland 149.000 offene Stellen für IT-Experten quer durch alle Branchen - alarmierende Zahlen! Der Fachkräftemangel wird angesichts dieser Entwicklung von den meisten Firmen als größtes Geschäftsrisiko der Zukunft eingeschätzt, denn letztendlich kann der Mangel an geeigneten Fachkräften bis hin zum betrieblichen Stillstand führen.
Ausbildung von Berufseinsteigern unterstützen
Wer bei der Suche nach neuen Mitarbeitern nicht leer ausgehen will, sollte die Ausbildung junger Berufseinsteiger aktiv unterstützen. Doch dieses unter dem Strich nachhaltigste Engagement hilft natürlich nicht, wenn akut ein versierter Techniker oder ein Sales-Experte gefragt ist. Hier bleibt nur: Man muss sich hübsch machen. Dabei stehen sich heute mittelständische Betriebe und Konzerne als direkte Konkurrenten gegenüber - ein ungleicher Kampf droht.
Die Mitarbeitergewinnung war denn auch eines der zentralen Themen im Rahmen der interaktiven Sessions auf dem ChannelPartner Kongress 2023 in Düsseldorf. Wie erscheint man einer Fachkraft gegenüber als attraktiver Arbeitgeber? Mit Pascal Kube (Geschäftsführer Mahr EDV, ca. 200 Mitarbeiter) und Monique Schaumann (Lead People Experience, teccle group, ca. 500 Mitarbeiter) saßen sich zwei Vortragende mit ganz unterschiedlichen Ansichten gegenüber.
Wertewandel kam nicht über Nacht
Schaumann lehnte es ab, von einem "War of Talents" zu sprechen - vielmehr gehe es um einen Wertewandel, der keineswegs über Nacht hereingebrochen ist: "In den letzten 20 Jahren hat es wahnsinnige Veränderungen gegeben!" Kurz gesagt: Früher kämpften um eine attraktive Stelle Dutzende Bewerber - heute bewerben sich Dutzende Unternehmen um eine gut ausgebildete Fachkraft.
Klar ist: Potenzielle Fachkräfte sind angesichts der demographischen Entwicklung heute in einer weitaus stärkeren Verhandlungsposition als vor zwei Jahrzehnten. Die Machtverhältnisse haben sich verschoben. "Der Obstkorb ist definitiv veraltet. Man muss mehr machen", unterstrich Pascal Kube. Nachfragen und zuhören zum Beispiel. Oder nach einem guten Projektabschluss feiern gehen, so Kube. Das ging Schaumann persönlich dann doch zu weit. Aber wie heißt es im Rheinland so schön? "Jeder Jeck ist anders".
Nicht nur die Werte der Unternehmen haben sich verschoben, sondern auch die Werte potenzieller Mitarbeiter. Während vor wenigen Jahren ein schickes Smartphone und ein schnittiger Dienstwagen ausreichten, um IT-Fachkräfte zu einer 60-Stunden-Arbeitswoche zu locken, fragen junge Bewerber heute eher nach einem Sabbatical oder sie wünschen sich einen reinen Homeoffice-Job.
Definitiv: Hier haben sich Wertvorstellungen massiv verändert. Viele Unternehmen sind mit Ansprüchen und Wünschen konfrontiert, die noch vor einem Jahrzehnt zur sofortigen Verabschiedung des Job-Interessenten geführt hätten.
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