Tipps zur positiven Gesprächsführung

Nutzen Sie die Kraft der Worte

22.07.2013
Worte spiegeln unser Denken wider; zugleich beeinflussen sie unser Denken. Deshalb sollten wir unsere Worte gezielt wählen – unter anderem, um die gewünschte Wirkung zu entfalten.
Worte beeinflussen unser Denken. Darauf ist bei Gesprächen zu achten.
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Was haben der US-Präsident Obama und die Comicfigur Bob der Baumeister gemeinsam? Beide wissen um die motivierende Kraft der Worte. So kennt fast jedes Kind Bobs Ausruf "Yo, wir schaffen das!". Und wir Erwachsene? Wir kennen fast alle Obamas ehemaligen Wahlslogan "Yes we can!".

Obama versetzte damit Millionen US-Bürger in eine Auf- und Umbruchstimmung und motivierte sie, ihn als Präsidenten zu wählen. Und die Comicfigur Bob? Sie vermittelt mit der Aussage "Wir schaffen das" Kindern die Zuversicht, auch schwierige Aufgaben gelassen anzugehen.

Doch leider strahlt nicht jeder Mensch eine so motivierende und inspirierende Zuversicht wie Barack Obama vor seiner ersten Wahl zum US-Präsidenten sowie Bob der Baumeister aus. Immer wieder begegnen wir "Miesepetern" und "Schwarzsehern", die uns mit ihren Worten regelrecht "runterziehen" – oft ohne, dass wir dies unmittelbar merken. Sei es beruflich oder privat.

Optimist oder Pessimist

Achten Sie in Gesprächen mit Freunden und Verwandten, Kollegen und Vorgesetzten darauf, welche Worte und Formulierungen diese gebrauchen. Dann merken Sie schnell: Manche Menschen saugen ihren Gesprächspartnern mit ihren Worten regelrecht die Kraft und Zuversicht aus den Knochen und andere bauen diese auf.

Ob eine Person eher zu den Schwarzsehern und Bedenkenträgern zählt oder zu den Menschen, die mit Zuversicht durchs Leben gehen, hängt weitgehend von ihrem Selbst- und Weltbild ab. So gibt es zum Beispiel notorische "Negativdenker", die stets nur die Schwierigkeiten sehen. Und permanent sehen sie irgendwelche Katastrophen am Horizont. Ihnen fällt immer zuerst ein, warum etwas schlecht ist oder nicht geht.

Anders ist dies bei den "Möglichkeitsdenkern". Sie denken in schwierigen Situationen: "Irgendwie schaffe ich das schon - selbst wenn ich jetzt noch nicht weiß wie". Das heißt: Sie haben statt der Probleme die mögliche Lösung im Visier. Und außer den Risiken sehen sie auch die Chancen. Solche Personen können andere Menschen motivieren und inspirieren. Sie sind eine echte Kraftquelle.

Worte beeinflussen unser Denken

Zu welcher Kategorie Mensch gehören Sie - eher zu den Negativ- oder den Möglichkeitsdenkern? Angenommen Sie haben etwas falsch gemacht. Denken Sie dann: "Verflucht, jetzt habe ich schon wieder versagt. Ich kriege nichts auf die Reihe."? Oder denken Sie: "Mist, das ging daneben. Doch beim nächsten Mal mache ich es besser."?

Diese beiden Denkweisen führen zu zwei völlig unterschiedlichen Arten, mit Schwierigkeiten umzugehen. Ein Negativdenker sieht in einem Fehler eine Bestätigung, beispielsweise für sein Unvermögen. Ein Möglichkeitsdenker hingegen hakt den Fehlversuch als Lernerfahrung ab und zieht daraus den Schluss: Beim nächsten Mal mache ich die Sache eben anders.

Negativdenker erkennt man oft erst auf den zweiten Blick. Denn eigentlich klingen ihre Aussagen zu-nächst positiv – zum Beispiel, weil sie auf Seminaren gelernt haben: Man sollte andere Menschen auch mal loben. Doch leider sind ihre Aussagen gespickt mit den beiden Worten "nicht" und "kein". Deshalb erzeugen sie beim Gegenüber oft just die gegenteilige als die beabsichtigte Wirkung. Denn das menschliche Gehirn kann diese beiden Worte sozusagen nicht verarbeiten.

Stellen Sie sich einmal kein saftiges Steak vor. Vermutlich taucht gerade das Bild eines saftigen Steaks mit leckeren Beilagen vor Ihrem geistigen Auge auf. Oder denken Sie einmal nicht an einen cremigen Kaffee. Vermutlich können Sie ihn förmlich riechen. Streichen Sie die Worte "nicht" und "kein" möglichst aus Ihrem Vokabular – zumindest wenn Sie sich und andere motivieren möchten.

Dass die sprachliche Verpackung bedeutsam für die Wirkung ist, beweisen sogar medizinische Studien. Sie belegen: Wie wirksam ein im Rahmen einer Schmerztherapie genutztes Medikament ist, hängt stark davon ab, mit welchen Worten der Arzt es dem Patienten verabreicht. Sagt er "Versuchen wir halt mal dieses Medikament – vielleicht hilft es ja", dann ist Wirkung niedrig. Sagt er hingegen " Mit diesem Medikament haben schon viele Patienten positive Erfahrungen gemacht. Das verschafft ihnen sicher Linderung", dann betonen viele Patienten: Es wirkt!

Auf der nächsten Seite geht es auch um die richtige Wortwahl in Mitarbeitergesprächen.

Zehn Tipps für das Gehaltsgespräch
1. Bereiten Sie das Gespräch schriftlich vor.
2. Finden Sie Varianten und Alternativen zu einer monetären Erhöhung.
3. Notieren Sie, was Sie in den vergangenen Monaten/Jahren für das Unternehmen leisteten.
4. Listen Sie auf, welche zusätzlichen oder außergewöhnlichen Qualifikationen Sie besitzen.
5. Werden Sie sich bewusst, welche besonderen Aufgaben Sie in Ihrer Arbeit übernommen haben.
6. Prüfen Sie sich, wie selbstbewusst Sie hinter Ihren Leistungen und Vorschlägen stehen.
7. Denken Sie darüber nach, welche Zugeständnisse Sie gegebenenfalls machen können oder müssen.
8. Bieten Sie Ihrem Vorgesetzten eine Win-win-Situation an, indem Sie aufzeigen, welchen Nutzen Sie dem Unternehmen bieten.
9. Buchen Sie ein Coaching, in dem Sie Ihre Vorschläge für das Gehaltsgespräch checken und das Gespräch rhetorisch üben.
10. Worst Case – was darf im Gespräch nicht passieren?

Sie haben die Wahl

Wer "Ich will…", "Ich möchte…" oder "Ich werde…" sagt, wird merken, dass er sich weniger fremdgesteuert fühlt.
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Das heißt: Sie können mit Ihren Worten Ihre eigene Laune, Motivation und Zuversicht sowie die anderer Menschen positiv beeinflussen – und somit auch die Erfolgsaussicht. Versuchen Sie einfach mal, beim Sprechen negative Formulierungen durch positive zu ersetzen. Es wirkt zum Beispiel ganz anders, wenn ein Verkäufer statt "Unser Laden ist nicht vor 10 Uhr geöffnet" zu einem Kunden sagt: "Wir sind ab 10 Uhr für Sie da."

Ebenso verhält es sich in Mitarbeitergesprächen. Eine Führungskraft kann einen Mitarbeiter mit einer Aussage demotivieren wie "Sie haben Ihre Ziele nicht erreicht". Sie kann den Mitarbeiter aber auch stattdessen mit einer Aussage motivieren wie: "Sie haben schon 80 Prozent Ihrer Zielvorgabe erreicht. Lassen Sie uns zusammen überlegen, wie Sie auch die die restlichen 20 Prozent noch bis Ende des Monats schaffen."

Im Folgenden noch einige Tipps, welche Worte Sie häufiger, beziehungsweise seltener verwenden sollten, weil sie entweder Energiespender oder -killer sind.

"Ja, aber…" – raubt Energie

Das Wort "aber" ist ein häufig genutzter Energiekiller. Wie oft sagen wir "Mir geht es gut, aber…" oder "Das möchte ich machen, aber…" Ein typisches Beispiel ist die "Aber-Nachbarin", zu der Sie beispielsweise sagen: "Hallo, heute ist ein schöner Tag. Gehen wir in den Park?". Sie erwidert: "Ja, aber der Wetterbericht hat einen Regenschauer vorhergesagt." Oder Sie sagen: "Dein Sohn ist entzückend." Sie antwortet: "Ja, aber du hast keine Ahnung wie schlimm er zu Hause ist." Ständig klagt sie über etwas: über ihre schlechten Erfahrungen mit Handwerkern, über ihre Arbeit, über das Wetter. Die ganze Welt scheint sich gegen solche Menschen zu verschwören, zumindest aus deren Sicht.

Wenn Sie die Tendenz zum "Aber-Menschen" haben, versuchen Sie in nächster Zeit mal, Ihre Sätze ohne das Wörtchen "aber" zu formulieren. Denn das, was wir im "Aber-Nebensatz" hinzufügen, löscht das Positive, das wir zuvor sagten, sozusagen aus.

"Noch …" – schafft Energie

Oft machen wir in unserem Alltagsleben über uns oder andere absolute Aussagen. Wir sagen zum Beispiel: "Ich kann das nicht." Oder: "Ich weiß nicht, wie das geht." Fügen Sie in diese Sätze doch einfach mal das Wort "noch" ein. Die zwei Sätze "Ich kann das noch nicht" oder "Ich weiß das noch nicht" klingen und wirken viel positiver. Das Wort "noch" impliziert, dass Sie etwas können, beziehungsweise wissen werden. Es braucht nur noch etwas Zeit oder zusätzliches Know-how. Es ist immer wieder verblüffend, wie anders die Wirkung eines Satzes ist, wenn man in ihn das Wort "noch" integriert. Dann steigt automatisch die Zuversicht und Motivation, etwas zu tun oder auszuprobieren.

"Müssen …" – macht uns klein

"Ich muss heute pünktlich von der Arbeit weg, weil ich noch die Kinder zur Oma bringen muss. Danach muss ich mein Kleid aus der Reinigung holen, weil ich am Abend…". Das Wort "müssen" ist ein ganz heimtückischer Vertreter der Gattung demotivierende Worte. Wir sind an seinen Gebrauch so gewöhnt, dass wir nicht mehr merken, wie es uns ins Stadium unserer Kindheit versetzt, in der wir uns fremdbestimmt fühlten. Das Wort "müssen" hat eine sehr deprimierende Wirkung. Denn permanent etwas zu müssen, erzeugt Druck. Zudem ruft "müssen" oft eine Trotzreaktion hervor: "Ich muss gar nichts, außer sterben."

Sagen Sie stattdessen ab jetzt "Ich will…" oder "Ich möchte…" oder "Ich werde…". Sie werden sofort merken, dass Sie sich weniger fremdgesteuert fühlen. Dasselbe gilt, wenn Sie Menschen anleiten - zum Beispiel als Führungskraft oder Trainer. Es macht einen kleinen, aber feinen Unterschied, ob Sie beispielsweise zu Ihrem Team sagen "Wir müssen mit den neuen Rahmenbedingungen leben" oder "Wir machen aus den neuen Rahmenbedingungen das Beste". Bei der ersten Aussage ist das Team ein fremdbestimmtes Objekt, bei der zweiten ein handelndes Subjekt – deshalb geht es auch selbst-bewusster und motivierter ans Werk.

Die Autorin Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmens seminar consult prohaska, Wien, das unter anderem Trainer und Coaches ausbildet (Tel.: +43/664-3851767, E-Mail: prohaska@seminarconsult.at, Internet: www.seminarconsult.at). Im Herbst erscheint im Junfermann-Verlag ihr neues Buch "Coaching in der Praxis: Tipps, Übungen und Methoden für unterschiedliche Coaching-Anlässe". (oe)

Die wichtigsten Fragen im Kundengespräch
Suggestivfrage
Beispiel: "Sie wollen doch sicherlich auch ...?"

Antwort: Ja! Stark manipulierend, kein Nein zulassend

Nutzen: Bitte äußerst sparsam verwenden.
Geschlossene Frage
Beispiel: "Gefällt Ihnen das Produkt?"

Antwort: Ja oder Nein, wenig Information

Nutzen: Nur zum Herbeiführen von (Teil-)Entscheidungen verwenden.
Alternativfrage
Beispiele: "Wollen Sie lieber ....oder ...?", "Passt es Ihnen besser am ... oder am ...?"
Antwort: bewegt sich innerhalb eines Korridors
Nutzen: beschleunigt Entscheidung bzw. führt diese hierbei, gibt dem Kunden das Gefühl "Ich entscheide ..."
Bestätigungsfrage
Beispiele: "Sehen Sie das genauso?", "Haben Sie sich das so vorgestellt?"
Antwort: Ja oder Nein, Zustimmung oder Ablehnung
Nutzen: führt Teilentscheidungen herbei, ideal um Einwände zu vermeiden
Offene (Informations-)Frage
Beispiele: "Was erwarten Sie von einem guten…"; "Wie meinen Sie das?"
Antwort: (mindestens) ein vollständiger Satz
Nutzen: ideal zum Gewinnen von Informationen, Schaffen von Klarheit, Klären von "Bedenken"
Wer fragt, der führt
Das gilt besonders in Verkaufgesprächen, wenn es darum geht, Klarheit zu schaffen und Entscheidungen herbeizuführen. Verkäufer müssen deswegen in jeder Situation und an jeden Kunden die passenden Fragen stellen. Und diese lassen sich oft ganz einfach formulieren, wie ein paar Beispiele auf den folgenden Seiten zeigen.