"Was macht Michael Ballack hier? Diese Frage stellten sich wohl viele Besucher der .NEXT Europe in London, als der ehemalige Weltklasse-Fußballer als Erster auf die Bühne kam. Doch mit IT oder gar der Cloud hat Ballack wenig am Hut. Er eröffnete die Konferenz von Nutanix als Überraschungsgast und verschwand dann wieder schnell von der Bühne.
Nutanix stellte auf der .NEXT Europe eine Reihe von Lösungen vor, mit deren Hilfe Firmen Anwendungen und Workloads flexibel und einfach auf verschiedenen Cloud-Infrastrukturen bereitstellen können. Passend dazu präsentierte Ben Gibson, Chief Marketing Officer bei Nutanix, als erster Sprecher den rund 3.500 Zuhörern zunächst die Ergebnisse des "Nutanix Enterprise Cloud Index 2018". Wichtigste Erkenntnis: 91 Prozent der Unternehmen weltweit (92 Prozent in Deutschland) sehen in der Hybrid Cloud das für sie ideale IT-Modell.
Hybrid Cloud wird hier verstanden als Kombination von Private Cloud und Public Cloud mit einem "gewissen Maß an Integration". Als Vorteil der hybriden Cloud nennen 76 Prozent der Unternehmen in Deutschland (70 Prozent weltweit) die Möglichkeit, abhängig vom konkreten Anwendungsszenario für jede einzelne Applikation die jeweils beste Cloud auszusuchen. Der Trend zeigt also ganz klar in Richtung Multi-Cloud.
Verschiedene Cloud-Welten miteinander koppeln
Nutanix sieht sich als Mittler und Brückenbauer zwischen den verschiedenen Cloud-Modellen. "Wir begleiten unsere Kunden auf die Reise in diese hybride Cloud-Welt und schaffen einen neuen Layer, ein Enterprise Cloud OS, mit dem sich die verschiedenen Infrastrukturen nahtlos verbinden lassen. Damit können Firmen Anwendungen und Daten einfach und flexibel zwischen der Private Cloud in ihren Rechenzentren und der Public Cloud verschieben. Es geht um den Abbau von bestehenden Silos", erklärte Peter Goldbrunner, Country Manager Central Europe bei Nutanix im Hintergrundgespräch.
Nutanix-CEO Dheeraj Pandey formulierte das Ziel seines Unternehmens während seiner Keynote in London folgendermaßen. "Seit unserer Gründung wollen wir Infrastruktur für unsere Kunden unsichtbar machen, damit sie sich auf die Entwicklung und Optimierung ihrer Anwendungen konzentrieren können, und nicht darauf, wo diese Applikationen liegen. Die große Herausforderung für die Unternehmen besteht darin, ihre IT-Anwendungen nahtlos und plattformübergreifend über alle Cloud-Umgebungen hinweg zu betreiben."
In drei Schritten zur Multi-Cloud
Diese Reise der Unternehmen in die hybride Cloud-Welt läuft laut Nutanix in drei Schritten ab. Den Startpunkt bildet der Aufbau einer hyperkonvergenten Infrastruktur (HCI) mit Standardisierung und Automatisierung. Im Prinzip handelt es sich hier um eine Private Cloud. Im zweiten Schritt folgt der Aufbau einer Cloud-Plattform für jeden Workload, und im dritten Schritt die Verknüpfung der verschiedenen Cloud-Modelle in einer Multi-Cloud.
Auf der .NEXT Europe in London hat Nutanix für jeden dieser Schritte neue Funktionen und Services vorgestellt und veröffentlicht. Den Schwerpunkt bildeten dabei die Xi Cloud Services als Dach für die Vernetzung unterschiedlicher Cloud-Umgebungen. Interessant könnte dabei die Komponente Xi IoT für den Aufbau und Betrieb von IoT-Anwendungen und -Infrastruktur werden. Nutanix spricht hier von der Edge Cloud. Aber der Reihe nach.
Acropolis-Update für HCI-Systeme
Für die Vorstellung der Neuentwicklungen zu den drei Bereichen war auf der .NEXT Europe Sunil Potti zuständig, Chief Product & Development Officer von Nutanix. Die Produkte und Lösungen für den Aufbau einer HCI-Infrastruktur fasste er unter dem Begriff "Core" zusammen. Nutanix will sich hier künftig vor allem auf die Software konzentrieren und will die Hardware-Umsätze Partnern wie Fujitsu oder Dell EMC überlassen, die allerdings strenge Anforderungen erfüllen müssen.
Eine Hyper Converged Infrastructure (HCI) fasst grundsätzlich alle notwendigen IT-Ressourcen in einem Pool zusammen und baut dabei konsequent auf Virtualisierung von Server, Storage und Netzwerk sowie eine Software-zentrierte Architektur inklusive Funktionen für Datenschutz und Sicherheit. Nutanix bietet hierfür das Betriebssystem AOS (Acropolis Operating System), den Acropolis HyperVisor und die Managementlösung Prism für die Verwaltung dieser standardisierten und automatisierten Private-Cloud-Infrastruktur.
Das Unternehmen hat hier vor allem unter der Haube die Leistung und Zuverlässigkeit seiner Core-Lösungen verbessert und neue Funktionen etwa für das einfachere Disaster Recovery über Rechenzentren hinweg entwickelt. Zudem ist die HCI-Plattform jetzt für SAP HANA zertifiziert - laut Sunil Potti als weltweit erste HCI-Lösung.
Calm und Flow für die Cloud-Plattform
Die zweite Station der Reise in die hybride Cloud-Welt bildet laut Nutanix der Aufbau von Cloud-Plattformen für jeden Workload. Hierfür bietet der Softwareentwickler unter dem Label "Essentials" Lösungen wie Calm oder Flow an, die jetzt allgemein verfügbar sind und weiter verbessert wurden. Calm ist eine Lösung zur Migration und Bereitstellung von Anwendungen in der Cloud im Self-Service. Calm unterstützt die gängigen Hypervisor (VMware, Microsoft etc.) und Tools sowie Arbeitsumgebungen wie Kubernetes, Hadoop, MySQL, Jenkins oder Puppet für verschiedene Cloud-Szenarien. Calm soll künftig eine integrierte App-Mobility bieten, um Anwendungen einfach zwischen Private, Public Cloud und On-Premises-Infrastrukturen verschieben zu können.
Ein weiteres wichtiges Tool ist der Netzwerk-Service Flow für die Visualisierung der Datenströme im Netzwerk und eine höhere Sicherheit mit Mikrosegmentierung und App-zentrierten Richtlinien. Chief Product & Development Officer Sunil Potti sprach hier von "1-Click Secure Networks". Flow entdeckt Applikationen, Geräte und ihre Abhängigkeiten und konfiguriert angeschlossene Devices wie Load-Balancer, Firewalls oder Switche automatisch.
Multi-Cloud mit Xi Cloud Services
Die dritte und höchste Ausbaustufe ist schließlich die Multi-Cloud. Zentrales Produkt von Nutanix sind hier die Xi Cloud Services, deren allgemeine Verfügbarkeit Sunil Potti auf der .NEXT-Europe-Konferenz bekanntgab.
Die neue Suite aus fünf eigenständigen Angeboten soll eine einheitliche Schicht über unterschiedliche Cloud-Umgebungen hinweg schaffen, damit IT-Teams ihre Applikationen und Daten auf der für sie optimalen Plattform ausführen können. Das europäische Rechenzentrum dafür steht in London, weitere Standorte in Europa sollen folgen. Hier die fünf Komponenten der Xi Cloud Services im Überblick:
· Xi Beam: Dieses Tool für das Kosten-, Security- und Compliance-Management erfasst Preisdifferenzen zwischen Clouds. Firmen können sehen, welche Workloads wie viel gekostet haben und damit ihre Kosten reduzieren. Hinzu kommen Funktionen für Governance und plattformübergreifende Cloud-Sicherheit.
· Xi Epoch: Firmen können mit dieser Monitoring-Lösung Probleme bei der Leistung und Verfügbarkeit von Anwendungen in beliebigen Cloud-Umgebungen erkennen. Xi Epoch bietet dazu eine Google-Maps-ähnliche Ansicht auf die Multi-Cloud-Applikationen.
· Xi Frame: Mit dieser Desktop-as-a-Service-Plattform ist es möglich, virtuelle Arbeitsplätze mit einer rollenbasierten Zugriffskontrolle einzurichten. Firmen können in Xi Frame den gewünschten Cloud-Provider und Ort des Rechenzentrums (z.B. AWS in Frankfurt) wählen und die Konfiguration (RAM, Prozessorleistung, GPU etc.) individuell festlegen. Der Service ist global verfügbar.
· Xi Leap: Dieser Dienst bietet Application und Disaster Recovery aus der Cloud. Xi Leap schützt Anwendungen und Daten in der Nutanix-Umgebung, ohne dass Firmen dafür einen separaten Infrastruktur-Stack kaufen oder warten müssen. Sie wählen einfach die zu beschützenden VMs aus. Diese werden dann im Hintergrund repliziert und lassen sich im Falle eines Ausfalls am Standort wiederherstellen.
· Xi IoT: Diese intelligente Edge-Computing-Plattform für den Aufbau und Betrieb von IoT-Anwendungen sorgt für eine Echtzeit-Verarbeitung von Sensor- und Gerätedaten und überträgt diese für die weitergehende Analyse auf die Kunden-Cloud-Plattform der Wahl.
Xi IoT: Edge Cloud für das Internet der Dinge
Im Gegensatz zu herkömmlichen IoT-Modellen bietet die Xi IoT-Plattform lokale Rechen-, Maschineninferenz- und Datendienste für die Echtzeitverarbeitung am Netzwerkrand (Edge). Nutanix nennt das die "Edge Cloud". Die Data Pipelines von Xi IoT können intelligent analysierte Daten auf sichere Weise in die öffentliche (Azure, Amazon Web Services oder Google Cloud Platform) oder die private Cloud-Plattform der Wahl eines Kunden für eine langfristige Analyse übertragen. Da die Edge- und Core-Cloud-Implementierungen auf derselben Daten- und Verwaltungsebene arbeiten, erhalten Kunden schnell eine Übersicht.
Mit Xi IoT können Anwender - unabhängig von der Plattform - alle Edge-Standorte über ein Infrastruktur- und Application-Lifecycle-Management-Tool verwalten. Entwicklern stehen offene APIs zur Verfügung, um containerisierte Anwendungen oder Funktionen bereitzustellen, bei denen es sich um kleine Code-Abschnitte handelt. Diese lassen sich in bestehende CI-/CD-Pipelines integrieren, um Änderungen schnell vorzunehmen. Da der Service Daten direkt am Edge in Echtzeit verarbeitet, können Firmen datenbasierte Entscheidungen schneller treffen. Nutanix Xi IoT ist zunächst für die Märkte Fertigung, Einzelhandel, Öl und Gas, Gesundheitswesen und Smart Cities erhältlich. (hal)