Ein Betriebssystem ist stets nur eine Grundlage - auch wenn Windows oder einige Linux-Distributionen vielen Anwendern das Gefühl vermittelt, sie hätten damit ein Komplettpaket erworben. Betriebssystem-Entwickler müssen stabile und zukunftsweisende Grundlagen in das OS einbauen: Ihnen geht es nicht darum, das letzte Quäntchen an Funktionalität zu erzielen. Sie müssen sicherstellen, dass die Basis funktioniert.
Glücklicherweise gibt es insbesondere auf dem Freeware-Markt eine große Anzahl von motivierten Entwicklern, die immer neue und nützliche Tools und Erweiterungen für verschiedene Betriebssysteme anbieten. Aus dieser großen Auswahl haben wir eine Reihe praktischer Tools herausgesucht, mit deren Hilfe Wartung und Betreuung von Windows 8 deutlich leichter werden.
Anwendungen speziell für Windows 8?
Aus Sicht des Entwicklers ist es nur verständlich, dass die Mehrzahl der aktuellen Tools auch mit den Vorgängerversionen von Windows 8 kompatibel ist. Nur so kann er eine große Basis für sein Produkt erreichen. Kann ein Programm mit den Windows-Systemen von XP bis hin zu Windows 8 zusammenarbeiten, ist damit praktisch die komplette Palette der derzeit benutzten Windows-Installationen abgedeckt. Wer jedoch schon einmal versucht hat, einen Befehl in die normale Eingabeaufforderung per Online-Tastatur auf einem Windows-Tablet einzugeben, wird sich über jedes speziell für die Touch-Bedienung optimierte Tool freuen. Daher konzentriert sich der Artikel auch auf diese Lösungen.
Fernwartung mit dem Finger: TeamViewer Touch
Teamviewer ist als Fernwartungslösung bereits sehr bekannt und verbreitet. Die Software, die der gleichnamige Hersteller für Windows, Linux, OS X, Android und iOS anbietet, kann von Privatanwendern komplett kostenfrei eingesetzt werden. Gewerbliche Anwender indes freuen sich über eine simple Kostenstruktur, die ohne Folgekosten für Updates und Support auskommt.
Relativ neu und unbekannt ist die "Touch"-Variante für Windows 8. Da die Software auch auf der RT-Version von Windows 8 läuft, können Anwender sie auf seinem Windows-8-Phone ebenso wie auf einen RT-basiertem Tablet-PC verwenden. Die Touch-Edition stellt dabei alle Basisfunktionen der Software bereit:
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Fernwartung von Windows-, Linux- und OS-X-basierten Desktop-Installationen. Sofern es entsprechend konfiguriert wurde, kann ein Systembetreuer damit auch "unbeaufsichtigt" auf ein System zugreifen.
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Größe- und Qualitätsanpassung sind leicht über Optionen im Charms-Menü einzustellen.
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Die Unterstützung eines Wechsels der Ansicht für Multi-Monitorsysteme wird von der Version ebenfalls unterstützt.
Die Installation der Software ist über den Windows Store unkompliziert gelöst. Einfach im Store im Charms-Menü auf der rechten Seite im Suchfeld (Windows-Taste +Q) Teamviewer Touch eingeben und die Applikation installieren. Für die Installation ist ein gültiges Microsoft-Konto notwendig. Ansonsten ist die Installation der nur wenige Megabyte kleinen App schnell erledigt.
Im Vergleich zu den Desktop-Editionen fehlen jedoch einige Funktionen:
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Kein direktes Aufschalten auf das mobile Geräte möglich.
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Keine Möglichkeit, einen Mitschnitt der Fernwartungssitzung zu erzeugen.
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Kein Eintrag in der TeamViewer Management Console für das Mobilgerät
Fazit: Für Systembetreuer und Anwender, die auch über ein portables Windows-Gerät auf ihre Systeme zugreifen wollen, ist die Touch-Edition des Teamviewers gut geeignet. Wer sich nicht unbedingt von einem anderen Computer auf den mobilen Touch-Client aufschalten muss oder will, findet hier ein ideales Tool für die Fernwartung. Allerdings muss der Anwender darauf achten, dass auf allen Geräten das aktuelle Betriebssystem aktiv ist. Der Versuch, von einem Windows-8-Rechner auf ein Windows-7-System unter Teamviewer 7 zuzugreifen, scheitert an der Unvereinbarkeit der unterschiedlichen Softwareversionen.
Windows Taskbar im Griff: 7+ Taskbar Tweaker
Die kostenfreie Software von Michael Ramm erlaubt eine schnelle Anpassung und Änderung zahlreicher Taskbar-Einstellungen unter Windows 7 und 8. Mit dem 7+ Taskbar Tweaker (früherer Name "7 Taskbar Tweaker") lässt sich die Funktionsweise der Taskleiste beim Anklicken mit einer Maustaste oder beim Verweilen des Mauszeigers auf dem gewünschten Element mit eigenen Einstellungen anpassen.
Die Installation der Software geschieht nicht über den Microsoft Store, sondern ganz traditionell über die Website des Anbieters. Das nur knapp ein Megabyte große Programm ist binnen kurzer Zeit eingespielt und der Anwender entscheidet, ob das Programm bei jedem Neustart automatisch aktiviert werden soll.
Vorteile beim Einsatz des 7+ Taskbar Tweaker
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Das Programm stellt dem Anwender ein umfangreiches Menü bereit, in dem er alle Kombinationen von Befehlen rund um die Taskleiste einstellen kann.
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In der Online-Hilfe geht der Programmierer detailliert auf die verschiedenen Anpassungsmöglichkeiten ein.
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Dabei wird die Mehrzahl der Optionen mit einem grafischen Beispiel illustriert, so dass die Einstellungen auch für nicht so versierte Anwender leicht nachzuvollziehen sind.
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Auch wenn viele Erläuterungen auf der Website nur in englischer Sprache zu finden sind, stellt die Software ihr Menü und die Hilfeoptionen in Deutsch bereit.
So reduziert beispielsweise die Option "Keine Extra-Lücke zwischen Elem." den erforderlichen Platz der Symbole im Taskbar. Wer sich schon immer daran gestört hat, dass ein einzelner Klick auf ein angeheftetes Element dieses sofort aktiviert, kann dieses Verhalten durch die Funktion "Öffnen mit Doppelklick" nun ebenfalls schnell ändern.
Fazit: Das kleine Programm ist eine interessante Software für diejenigen, die ihre Windows-Oberfläche nach eigenen Vorstellungen anpassen möchten. Für Experten stellt der Entwickler seit der Version 1.5 seines Tools nun auch noch den Taskbar Inspector bereit, der die Anwendungs-IDs ausliest und für die Zuordnung nutzt. So besitzen Anwender auch die Möglichkeit, Befehle über verschiedene Tastaturkombinationen abzusetzen.
Wichtige Systemdetails einsehen: Speccy
Möglicherweise sagt den meisten Anwendern der Anbieter Piriform wenig: Die symbolisierte Birne und der Produktname CCleaner dürften hingegen vielen Nutzern geläufig sein. Dieser Hersteller bietet mit Speccy ein weiteres, kleines Programm an, das alle relevanten Hardwareeinstellungen von Windows-Computern ausliest und anzeigt.
Was leistet Speccy?
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Das nur 5 Megabyte große Programm lässt sich schnell und einfach installieren. Anwender können es anschließend je nach Bedarf wieder spurlos von einem Windows-8-Rechner entfernen.
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Der Benutzer kann alle Informationen speichern und dann zum Vergleich auch in einer anderen Speccy-Installation wieder einlesen.
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Die Analyse lief im Test innerhalb weniger Sekunden und zeigte übersichtlich Informationen zu den Bereichen Betriebssystem, CPU, RAM, Motherboard, Grafik, Festplatten, optische Laufwerke, Peripherie, Netzwerk und Audio-System an.
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Anders als viele Programme dieser Art liest Speccy die Informationen zur Laufzeit der Software permanent aus.
Statt den Anwender mit allen per WMI verfügbaren Details zu quälen, ist es den Entwicklern bei Piriform gelungen, sich auf die wirklich entscheidenden Informationen zu beschränken. In der Rubrik Betriebssystem gehören dazu die Betriebssystemkennung mit Service Pack, der Status der User Account Control (UAC) sowie der Status der Firewall als auch die Einstellungen zum Windows Update-Dienst. Schließlich bietet es eine Übersicht darüber, welche Varianten des .NET-Frameworks auf dem Computer zu finden sind.
Die hardwarenahen Ergebnisse unterscheiden sich qualitativ: Das liegt aber weniger an der Software als an der Art und Weise, in der ein PC- oder Motherboard-Hersteller die Daten bereitstellt. Während bei einer Dell Precision Workstation beispielsweise keine Detailinformationen über den Slot-Typ der PCI/PCI-E-Steckplätze geliefert werden, sind diese Informationen bei einem ASUS M5A78L-M-Mainboard komplett vorhanden. Ähnliches gilt für die RAM-Speicherbänke und die gefundenen RAM-Module.
Wie bei vielen Freeware-Lösungen leider üblich, versucht auch Speccy, Anwendern bei der Installation weitere Programme wie den Google-Chrome-Browser und eine Erweiterung der Browser-Leiste aufzudrängen.
Fazit: Speccy liefert dem Anwender die wichtigsten Informationen zu seinem Windows-8-PC: Welcher Mainboard-Typ ist verbaut? Habe ich noch Speicherplätze frei? Welches Timing haben meine RAM-Module? Wer sich darüber informieren will, wie sein System "tickt", sollte einen Blick auf die freie Lösung werfen.
Mehr Optionen für das System-Menü: Win+X Menu Editor
Es gibt unter Windows 8 kein Startmenü im traditionellen Sinn. Auch wenn die kommende Version Windows 8.1 ein Icon auf den normalen Windows-Desktop bringt, das die bisherige Stelle des beliebten Start-Buttons einnimmt, ändert das nichts an dieser Tatsache. Dafür können die Windows-8-Systeme mit einem neuen Feature aufweisen, das oft als "Power-Menü" oder "Win+X Startmenü" bezeichnet wird. Durch einen Druck auf die Tastenkombination Windows-Taste plus X erscheint sowohl auf dem Windows-Desktop als auch auf der Kacheloberfläche ein Menu, durch das der Nutzer unter anderem einen direkten Zugang zur Systemsteuerung oder auf die Eingabeaufforderung erhält. Mit Windows 8.1 ist es nun möglich, aus diesem Menü heraus den Rechner herunterzufahren. Wer dieses Menü erweitern und seinen eigenen Wünschen anpassen möchte, kann dies mit Hilfe der Freeware Win+X Menu Editor tun.
Was leistet Win+X Menu Editor?
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Einfache Software, die in einer x86- und einer x64-Version ohne weitere Installation auf dem Windows-8-Rechner zur Verfügung steht.
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Dem Win+X-Menü können neue Menüpunkte oder auch ganze Gruppen hinzugefügt und auch wieder entfernt werden.
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Namen, Bezeichnungen und Reihenfolge der Menüpunkte sowie Gruppen können beliebig verändert werden.
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Die Integrität des Systems wird gewahrt, da dieser Editor keine Systemdateien verändert.
Fazit: Eine handliche Softwarelösung, die Windows 8 sinnvoll erweitert. Sie erlaubt es Anwendern, einen Teil des Windows-8-Systems selbst zu modifizieren. Vordefinierte Einstellungen erlauben es zudem, dass der Nutzer dem Menü verschiedene Shutdown-Optionen und Menü-Punkte aus der Systemsteuerung hinzufügt. Ein Neustart des Explorers ist allerdings nach jeder Änderung notwendig und das Tool steht leider nur in englischer Sprache bereit.
Mehr Platz auf dem Windows-8-Desktop: Dexpot
Linux-Anwender kennen dieses Feature direkt von ihrem Betriebssystem: Ihnen stehen mehrere virtuelle Bildschirme zur Verfügung, zwischen denen sie beliebige hin- und herschalten können. Wer dieses sehr nützliche Feature auch auf seinem Windows-Rechner einsetzen möchte, kann dazu die Software Dexpot verwenden.
Welche Vorteile bietet die Verwendung von Dexpot?
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Schnell installierte Software, die auch unter Windows 8 die Möglichkeit bietet, bis zu vier virtuelle Bildschirme einzusetzen. Für Privatanwender steht die Lösung dabei kostenfrei zur Verfügung.
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Umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten, die von der einfachen Auswahl eines Hintergrundbildes über die Konfiguration von Hotkeys bis hin zur gezielten Zuweisung von Anwendung und den Einsatz gemeinsamer Ordner für alle Desktops reicht.
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Sowohl die Software als auch die Hilfe-Dateien stehen komplett in deutscher Sprache bereit.
Fazit: Nicht nur Anwender, die bereits unter Linux gearbeitet haben, werden die Möglichkeiten der Software zu schätzen wissen: Allein die bessere Übersichtlichkeit, die durch die Verteilung der einzelnen Anwendungen auf unterschiedliche Bildschirme erreicht werden kann, rechtfertigt ihren Einsatz. Auch die fairen Lizenzbedingungen - freier Einsatz für Privatanwender und 30-Tage Test für den geschäftlichen Einsatz bei vollem Funktionsumfang - sprechen für die Lösung. Einzig die Tatsache, dass auch diese Software bei der Installation versucht, eine Browser-Leiste zu installieren und die Startseite zu verändern, schmälern den ansonsten guten Gesamteindruck etwas.