Am Vorabend der Eröffnung des Notebooksbilliger.de Stores in Düsseldorf – nach München und Sarstedt die mittlerweile dritte stationäre Niederlassung des Online-Händlers – gab sich Firmenchef Arnd von Wedemeyer noch zurückhaltend: „Ich glaube, dass der Laden in Düsseldorf ein Erfolg wird, aber nicht so schnell wie unser Store in München.“ Die Lage des stationären Geschäfts im Düsseldorfer Stadtteil Flingern sei nicht ganz so auffällig wie der zentral positionierte Münchner Standort. Dagegen sei das Einzugsgebiet in der Düsseldorfer Region größer als der Ballungsraum rund um die Bayern-Metropole. Dabei sind die Vergleichswerte hoch gesetzt: Zwischen 20 und 25 Millionen Euro betrage der Jahresumsatz des Münchner Notebooksbilliger Stores, erklärt Wedemeyer – eine beeindruckende Flächenrentabilität, die sonst nur Retail-Überflieger wie Apple erreichen.
Am Morgen der Eröffnung machen sich der Notebooksbilliger-Chef und sein aus engen Mitarbeitern und ausgesuchten Industrievertretern bestehender Begleittross mit einer Sondertram vom Düsseldorfer Hauptbahnhof auf dem Weg zu dem Ladengeschäft. Ein Jahr lang wird der in der Firmenfarbe Orange gehaltene Zug als Werbeträger für das stationäre Geschäft des Online-Händlers durch Düsseldorf rollen. Als Wedemeyer während der Fahrt erste Meldungen über eine immer länger werdende Menschenschlange vor dem Store erreichen, macht sich schnell Euphorie breit. Bereits um 6 Uhr morgens hatten sich erste Schnäppchenjäger vor dem Ladengeschäft eingefunden, um nach der Eröffnung um 11:11 Uhr auch auf jeden Fall eines der spektakulären Angebote – allen voran das Microsoft-Tablet Surface RT zum einmaligen Preis von 99 Euro – zu ergattern.
Turbulente Szenen
Als die Notebooksbilliger-Trambahn schließlich bei dem Store eintrifft, bietet sich den Ankommenden ein beeindruckendes Bild: mehrere Hundert Düsseldorfer sind, animiert durch Facebook-Mitteilungen und die von dem Elektronikversender geschaltete Print- und Radiowerbung, zu der Ladeneröffnung gekommen und warten nun in einer gut 200 Meter langen Schlange. Grüppchenweise werden die Wartenden schließlich in den Laden eingelassen, trotzdem kommt es zu emotionalen Szenen. Teenager jubeln darüber, eines der Surface Tablets erhalten zu haben und lassen sich mit ihrer Trophäe fotografieren. Auch die anderen Eröffnungsangebote von HP, Samsung und weiteren Top-Brands finden reißenden Absatz.
Partner setzen auf Zukunftsmodell Notebooksbilliger
Anders als es die turbulente Eröffnung vermuten lässt, ist Notebooksbilliger.de auch das stationäre Geschäft Nummer Drei mit der für das Unternehmen typischen Gelassenheit angegangen. Die Verkaufsfläche ist mit rund 400 qm vergleichsweise knapp gehalten, das Ambiente ist modern, aber schlicht und das angebotene Sortiment beschränkt sich bewusst auf die Kernbereiche Notebooks, Tablets und Smartphones. Auch bei der Bewerbung des Ladengeschäfts hat sich Firmenchef von Wedemeyer nicht zu kostspieligen Extravaganzen hinreißen lassen. „Lieber eine solide Werbereichweite zu mittleren Kosten, als Aufmerksamkeit um jeden Preis“, lautet das Credo des Notebooksbilliger-Gründers. Dahinter steckt einerseits eine – im positiven Sinn – konservative unternehmerische Grundhaltung, zum anderen aber auch die für die Online-Branche typische schlanke Ausrichtung.
Mit seiner Geschäftsstrategie trifft von Wedemeyer sichtlich den Nerv der Partner. Toshiba, Acer, Microsoft, HP – viele Top-Brands sind in dem Store mit eigenen Präsentationsflächen vertreten. Im Gespräch mit den anwesenden Industrievertretern wird schnell klar, dass die Hersteller von dem positiven Image des populären Online-Brands Notebooksbilliger.de profitieren wollen. Daneben verbinden die IT-Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Elektronikversender aber auch mit strategischen Überlegungen. Angesichts der zunehmenden Schwierigkeiten im Retail-Geschäft seien wachstumsstarke Online-Händler wie Notebooksbilliger.de attraktive Partner, erklärt etwa Christina Hilla, Channel Marketing Managerin bei Microsoft. Die stationären Aktivitäten des Internet-Unternehmens könnten durchaus zukunftsweisen Charakter haben. Das Commitment zu Notebooksbilliger.de unterstreichen Microsoft und andere Shop-in-Shop-Partner mit eigenen Mitarbeitern, die an mehreren Tagen in der Woche Kunden in dem Laden beraten.
Hoher Besuch von EP
Nicht nur die Industriepartner, auch der Notebooksbilliger-Minderheitsgesellschafter Electronic Partner (EP) ist von dem stationären Engagement des Online-Händlers begeistert. Zur Ladeneröffnung ist nicht nur Michael Haubrich, Finanzchef der Verbundgruppe und Mitglied des Notebookbilliger-Aufsichtsrats gekommen, auch sein Vater, der langjährige Co-Chef und heutige Verwaltungsratsvorsitzende von EP Hartmut Haubrich, gibt sich die Ehre. Zu der Begeisterung über die gute Performance des Beteiligungsunternehmens gesellt sich bei den Angehörigen der EP-Gründerfamilie die Genugtuung darüber, dass auch der einstige Pure Online Player Notebooksbilliger.de die Bedeutung des stationären Handelsgeschäfts zu schätzen gelernt hat. Daneben ist es das ehrliche Interesse an neuen, zukunftsweisenden Handelsmodellen, das die Haubrichs zu der Ladeneröffnung geführt hat: Die von Notebooksbilliger.de auf einer überschaubaren Fläche zum Ausdruck gebrachte hohe Sortimentskompetenz ist auch das Leitbild hinter vielen aktuellen Neuerungen bei EP.
Herausforderung für Saturn
Einen Kontrastpunkt zu dem Store-Konzept von Notebooksbilliger.de findet man dagegen nur wenige Meter von dem Ladengeschäft entfernt, in dem auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegenen Saturn-Markt. Einen offiziellen Kommentar will Varujan Catak, der Geschäftsführer des Retail-Marktes, zwar nicht abgeben, lässt aber mitteilen, man bleibe trotz dem neuen Nachbarn gelassen.
Das Verkaufspersonal in dem Markt gibt sich dagegen weniger zurückhaltend und schimpft über die „unanständigen Lockangebote“ von Notebooksbilliger – bei Saturn kostet das Surface RT dagegen weiterhin 429 Euro. Interessant wird, wie ernst es Saturn mit seiner Preisgarantie halten wird. Das Unternehmen verspricht seinen Kunden, das Preisniveau des lokalen Wettbewerbs mitzugehen, könnte sich bei den oft sehr spezifischen Notebook-Konfigurationen aber wohl in den meisten Fällen auf formale Unterschiede herausreden. Am Eröffnungstag des Notebooksbilliger Stores konnte sich Saturn immerhin nicht über eine auffallend schlechte Kundenfrequenz beklagen. Möglicherweise gilt auch hier, dass Wettbewerb das Geschäft belebt.
Ansporn für Notebooksbilliger.de
Notebooksbilliger-Chef Arnd von Wedemeyer gefällt die Nachbarschaft zu dem Saturn-Markt jedenfalls sichtlich. Einmal mehr wiederholt der Online-Händler seine These, wonach sich das Konzept vermeintlicher Vollsortimente auf teuren Großflächen überlebt habe. Das von ihm gewählte schlanke, genau zugeschnittene Store-Modell hält Wedemeyer dagegen für deutlich zeitgemäßer. In Düsseldorf kann der Notebooksbilliger-Chef die Richtigkeit seiner Strategie nun gewissermaßen vor Publikum vorexerzieren – haben in der Rheinmetropole doch sowohl die Zentrale von EP wie auch des Media-Saturn-Eigners Metro ihren Sitz. (mh)