Nach 20 Jahren in Führungspositionen beim Computerhersteller Acer wechselte Oliver Ahrens im Juli 2017 als CEO zum Elektronikversender Notebooksbilliger.de. Beide Seiten bemühten sich damals, große Übereinstimmungen und den Willen zu einer langfristig angelegten Zusammenarbeit zu betonen. Doch nach nur eineinhalb Jahren wurde Ahrens' Mission nun mit einer knappen Erklärung beendet, wonach der bisherige CFO Oliver Hellmold den Manager als CEO von Notebooksbilliger.de ablöst. Die Erklärung beinhaltet weder Informationen zu den Gründen des Chefwechsels, noch die üblichen Bedauerns- und Glückwunschfloskeln. Der Schluss, dass Ahrens das Unternehmen im Streit verlassen musste, liegt nahe.
Im Handelsblatt lässt sich Notebooksbilliger.de Marketin-Chef Zoltan Maklary denn auch mit den Worten zitieren, man habe sich aufgrund "unterschiedlicher strategischer Vorstellungen" von Ahrens getrennt. Betrachtet man den zeitlichen Verlauf, drängt sich der Eindruck auf, dass die geplatzte Fusion mit Medimax für den Abgang von Ahrens verantwortlich sein könnte: Nur drei Monate nach dem Antritt des Managers hatte Notebooksbilliger.de erste Pläne für Shop-in-Shops bei Medimax öffentlich gemacht. Rund ein Jahr lang wurde dann unter Ahrens' Führung über die konkrete Ausgestaltung der Kooperation verhandelt, ehe im September 2018 die Fusionspläne verkündet wurden. Ende November folgte die Absage der Fusion, nun die Trennung von Ahrens.
Keine ideale Führungslösung?
Während es zunächst so aussah, als ob das Ende der Fusionspläne für Notebooksbilliger.de weniger schmerzhaft war als für Medimax/EP, drängt sich mit dem Abgang von Oliver Ahrens nun der Eindruck auf, dass auch der Elektronikversender durch das Hin und Her ganz schön ins Schlingern gekommen ist. Der neue CEO Oliver Hellmold ist vor sieben Jahren als Finanzvorstand zu Notebooksbilliger.de gestoßen. Für seine Aufgabe "adäquate Struktur für das zukünftige Wachstum" aufzubauen qualifizierten ihn Erfahrungen im Controlling- und Finance-Bereich u.a. bei Frank & Walter, Pinnacle Systems, dem Logistiker Agility und dem Schweizer Beteiligungsunternehmen Unicorn. Doch in Führungsrollen, die strategischen Weitblick und Visionen für die Weiterentwicklung des E-Commerce betreffen, musste sich Hellmold bisher noch nicht beweisen.
Notebooksbilliger-Gründer Arnd von Wedemeyer erklärt dennoch: "Oliver Hellmold hat den Erfolg der Notebooksbilliger.de AG maßgeblich mitgeprägt. Wir freuen uns, dass er die Rolle nun übernimmt." Hellmold trage ab sofort im Vorstand die Verantwortung für Finanzen, Logistik, Recht & Customer Service sowie auch für Teile der Einkaufsaktivitäten. Gleichzeitig übernehmen Wedemeyer und Chief Retail Officer Daniel Oharek innerhalb des Vorstands alle strategischen Einkaufsbeziehungen, was für ein Zusammenrücken der Urgesteine von Notebooksbilliger.de spricht.
Wichtige Weichenstellungen stehen an
Zu den wichtigsten Aufgaben der neuen Führung dürfte es nun gehören, das Verhältnis zum Teilhaber Haubrich Zentrale nach der geplatzten Fusion mit Medimax wieder in geordnete Bahnen zu bringen. Die EP-Inhaberfamilie Haubrich ist seit 2012 mit einer Sperrminorität von 25,1 Prozent an Notebooksbilliger.de beteiligt. Angesichts steigender Digitalisierungskosten vor allem bei der Fachmarktkette Medimax dürfte bei den Haubrichs das Bedürfnis steigen, Notebooksbilliger.de ähnlich wie die zweite Online-Beteiligung Sparhandy enger mit dem Unternehmen zu verzahnen und so konkrete Synergieeffekte nutzbar zu machen anstatt lediglich schmale Dividendengewinnen einzustreichen.
Gleichzeitig steht Notebooksbilliger.de nach dem Ende der Fusionspläne vor der Aufgabe, seine Wachstumsstrategie zu klären. Will der Elektronikversender weiter als Pure Player mit nur wenigen, bescheiden dimensionierten stationären Stores primär auf das Online-Wachstum setzen? Oder folgt auch ohne Medimax der Schwenk in Richtung Multichannel - immerhin spricht Marketing-Chef Maklary gegenüber dem Handelsblatt davon, Notebooksbilliger.de werde künftig jährlich drei bis vier Filialen unter eigenem Namen eröffnen, was eine deutliche Forcierung des stationären Engagements bedeuten würde.