Was kann ein Smartphone taugen, das aktuell beim Discounter für weniger als 130 Euro über die Ladentheke geht? Oder anders gefragt: Kann ein Smartphone trotz eines niedrigen Preises mit der oberen Geräteklasse mithalten? Denn es gibt ja durchaus günstige Android-Geräte – Nutzer müssen hier aber häufig Abstriche beim Speicher, der Leistung oder bei der Verarbeitung machen. Deswegen ist es ein guter Grund, das Lumia 630 unter diesen Gesichtspunkten unter die Lupe zu nehmen und den aktuellen High-End-Modellen gegenüberzustellen.
Technisches Innenleben im Alltag
Hier zeigt sich das Sparpotential des Lumia 630: Microsoft/Nokia verbaut einen Quad Core Prozessor mit 1,2 GHz. In den aktuellen Top-Modellen arbeiten dagegen oftmals schnellere Quad-Cores oder sogar Achtfach-Kern-Prozessoren. Fällt das im Alltag auf? Überraschenderweise nicht oft. Windows Phone ist, wahrscheinlich dank der geringen Anzahl zu unterstützender Chipsätze, enorm gut auf das Smartphone zugeschnitten. Im täglichen Arbeiten, egal ob beim Surfen oder beim mobilen Office fielen uns keine gravierenden Geschwindigkeitseinbrüche oder Wartezeiten auf. Leider verzichtet Nokia auf den Einsatz eines LTE-Moduls, entsprechend surft man unterwegs "nur" mit 3G. Alternativ steht WLAN gemäß 801.11 b/g/n sowie Bluetooth zur Verfügung. Das WLAN-Modul funkt nur im 2,4-GHz-Frequenzbereich, nicht im immer wichtiger werdenden 5-GHz-Bereich.
Der interne Speicher liegt bei 8 GB, Microsoft hatte aber die Geistesgegenwart, einen Slot für Micro-SD-Speicherkarten zu integrieren (etwas, das man inzwischen selbst bei Top-Modellen vergeblich sucht). Dieser nimmt Karten mit bis zu 128 GB auf. Ebenfalls ungewöhnlich: Nutzer dürfen den 1.830 mAh großen Akku selbst wechseln.
Inhalte zeigt das Lumia 630 auf einem IPS-LCD Bildschirm mit 854 x 480 Pixel. Der Bildschirm ist angenehm kontrastreich, Inhalte sehen dank der knackigen Farben ziemlich gut aus. Das Gerät reagiert schnell auf Touch-Eingaben.
Im technischen Bereich dürften die meisten Einsparungen erfolgt sein. Schnellere Prozessoren, höher aufgelöste Bildschirme, 4G-Module oder NFC – all das kostet Geld. Zugegeben, viele der Techniken sind aktuell zwar technisch ausgereift, sickern aber erst so langsam in den Mainstream. Wer bereits 4G oder NFC aktiv nutzt, der wird die Techniken vermissen, alle anderen eher nicht. Allerdings gibt es Abstriche bei der Kamera
Verarbeitung
Die Verarbeitung ist bei vielen Billiggeräten der Knackpunkt: Oft wird das Gerät in Plastik gehüllt, das dann eine Alu-Optik erhält. Das sieht nach ein paar Monaten meist schlimm aus und fühlt sich entsprechend schlecht an. Nokia verzichtet darauf und hüllt das Lumia 630 in wechselbare Hartplastikschalen, die auf Wunsch knallbunt gefärbt sind. Das ist mitunter gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht. Das Gerät liegt so gut in der Hand und täuscht keine falschen Aluhüllen vor.
Betriebssystem: Ausgereift – Apps: Lücken
Das Lumia 630 wird mit Windows Phone 8.1 ausgeliefert, der aktuellsten Version des mobilen Microsoft-Betriebssystems. Das hat sich mittlerweile zu einem ziemlich soliden Unterbau gemausert, die bekannte Kachel-Optik ist noch immer frisch anzusehen. Von den Funktionen her muss sich Windows Phone 8.1 nicht mehr hinter iOS oder Android verstecken, vor allem, seit in der letzten Version die für Unternehmen wichtige VPN-Funktion endlich integriert wurde.
Probleme gibt es aber bei den Apps: Auch wenn Microsoft immer wieder versucht die Plattform den Entwicklern schmackhaft zu machen, verglichen mit Android und iOS gibt es immer wieder Lücken, vor allem bei neuen und "hippen" Applikationen.
Wo das Smartphone aber die Nase vorne hat, ist beim Thema Office. Jedes Lumia Smartphone kommt mit einer vollwertigen Office Version, die sich über die Cloud und OneDrive (oder einem Sharepoint-System) synchronisieren lässt.
Das andere große Alleinstellungsmerkmal sind die Applikationen rund um Nokia Here. Here Maps ist ein enorm guter Kartendienst (Nokia hatte 2007 den Kartendienst Navtec übernommen) und lässt sich auch offline betreiben – Kartenmaterial steht für die ganze Welt bereit. Here Drive ist eine kostenlose App für die Turn-by-Turn-Navigation mit Sprachausgabe. Here Transit bietet Daten zu öffentlichen Nahverkehrsmitteln für 700 Städte in 50 Länder und bereitet die Informationen übersichtlich auf.
Fazit
Zu Beginn klingt der Vergleich eines Smartphones mit einem UVP von 159 Euro mit aktuellen High-End-Geräten etwas unfair – aber das Nokia Lumia 630 schlägt sich enorm gut. Ja, man muss auf Techniken wie NFC oder LTE verzichten, dafür erhält man aber ein solides Smartphone, das sich im Alltag gut schlägt. Der wechselbare Akku wie auch die Unterstützung für Speicherkarten sind Funktionen, die man in vielen High-End-Smartphones vermisst. Wer etwas mehr Geld investiert, kann alternativ zum Lumia 635 (mit LTE) oder dem Lumia 630 Dual SIM (mit Unterstützung für zwei verschiedene SIM-Karten) greifen.