Schon bei der Berufung von Jörn Werner zum CEO der Media-Saturn-Dachgesellschaft Ceconomy zum 1. März 2019 war klar, dass damit keine einfache Konstellation geschaffen wurde: Auf dem Papier hatte Werner keine Kompetenzen für die Gestaltung des operativen Geschäfts von Media-Saturn. Doch machte der Manager, der sich in seiner Zeit als Chef von Conrad Electronic als Branchenvordenker und danach bei A.T.U als erfolgreicher Sanierer bewiesen hatte, von Anfang an klar, dass er die strategische Entwicklung von Media-Saturn mitprägen wollte.
Nun wurde Werner nach nicht einmal acht Monaten von Ceconomy-Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen als CEO abberufen. "Mit Blick auf die Führung des Unternehmens gibt es unterschiedliche Auffassungen zwischen ihm und dem Aufsichtsrat, so dass die Trennung ein konsequenter Schritt ist", erklärt der ehemalige Deutsche-Bank-Chef nun in einer Mitteilung. Wie es aus Unternehmenskreisen heißt, habe sich von Anfang an ein Machtkampf zwischen Werner und Media-Saturn-CEO Ferran Reverter entwickelt. Dies habe sich einer regelrechten Verhinderungstaktig ausgewachsen, berichtet das Handelsblatt. So hätte die Media-Saturn-Zentrale in Ingolstadt einer von Werner beauftragten Unternehmensberatung Akten vorenthalten. Zudem seien Manager aus Ingolstadt zu Besprechungen in Düsseldorf einfach nicht erschienen.
Richtige Ideen bleiben unverwirklicht
Werners Abberufung als CEO ist für den Manager sicherlich bitter, noch gravierender dürfte die zweite CEO-Entlassung innerhalb eines Jahres aber für das weiterhin in der Krise befindliche Media-Saturn sein. Der in der Ingolstädter Konzernzentrale verhängte Sparkurs hat bereits dazu geführt, dass der Elektronik-Retailer in den wichtigen Wachstumsfeldern Online und Services zurückfiel. Bisher ist nicht erkennbar, mit welchen strategischen Akzenten sich MSH-Chef Reverter von seinem Vorgänger Pieter Haas absetzen will. Die Erfahrung und den Sachverstand von Jörn Werner hätte das Unternehmer in dieser Situation gut brauchen können.
Doch wie es aus Unternehmenskreisen heißt, seien die Ideen Werners in Ingolstadt durchweg auf Ablehnung gestoßen. So habe der Manager zum einen wichtige Reformen in der Unternehmensstruktur anpacken wollen. Die Eigenständigkeit der Märkte mit den Geschäftsleitern als "Regionalfürsten" hätte zugunsten einer zentralen Steuerung beschnitten werden sollen. Und mithilfe einer Verschmelzung hätte die unnötige Doppelstruktur aus Ceconomy und Media-Saturn aufgelöst werden sollen. Zudem hätte Werner Media Markt und Saturn als Lösungsanbieter neu positionieren wollen und zusätzliche Dienstleistungen etwa beim Thema Smarthome anbieten wollen. "Er wollte weg vom Lagercharakter der Märkte", zitiert das Handelsblatt einen Insider.
Die Impulse Werners können nun nicht weitergeführt werden. Unklar ist auch, was die Entlassung Werners für die bereits in Griffweite stehende Einigung mit den Erben von Media-Markt-Gründer Kellerhals bedeutet. Anstelle von Werner übernimmt nun Aufsichtsratsmitglied Bernhard Düttmann für zwölf Monate die Position des Vorstandsvorsitzenden von Ceconomy. Düttmann kam nach dem Abgang von Pieter Haas als Interims-CEO zu Ceconomy, arbeitete davor aber nur bei branchenfernen Herstellern wie Tesa, Beiersdorf und Lanxess. Ob ein Manager mit null Handelserfahrung der Media-Saturn-Dachgesellschaft die dringend benötigten Impulse geben kann, ist mehr als fraglich.