Tablets im Unternehmenseinsatz

"Nicht zu viel von den Herstellern erwarten"

01.06.2011 von Beate Wöhe
Tablets im Unternehmenseinsatz - welche neuen Chancen ergeben sich dabei für IT-Fachhändler? Wir haben Axel Oppermann vom Marktforscher Experton Group gefragt.
" Aufgabe des Fachhandels ist es nicht, den Kunden zu etwas zu drängen - dies können gerne die Retailer übernehmen." Axel Oppermann, Senior Advisor bei der Experton Group
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Tablets im Unternehmenseinsatz - welche neuen Chancen ergeben sich dabei für IT-Fachhändler? Wir haben Axel Oppermann vom Marktforscher Experton Group gefragt.

Herr Oppermann, gibt es bereits Prognosen, wie viele Tablets in den kommenden Jahren als fester Bestandteil der Unternehmens-IT in die Firmen Einzug halten werden?
Axel Oppermann: Die geschäftliche Nutzung von mobilen Endgeräten wie Notebooks, Netbooks, Tablets und Smartphones wird in Deutschland 2011 um circa acht Prozent und 2012 um rund zehn Prozent steigen. Gleichzeitig soll in diesem Jahr die Zahl der geschäftlich genutzten iPads und iPhones um etwa 43 Prozent beziehungsweise 38 Prozent steigen. In vergleichbarem Umfang dürften die Wachstumsraten bei Android-Geräten liegen.

Das Konzept "Bring your own device" (also das Nutzen privater IT-Geräte im Beruf) macht bestimmt einigen Unternehmen Kopfzerbrechen.
Oppermann: Aktuell wollen lediglich fünf Prozent der IT-Entscheider "Bring your own device"-Modelle unterstützen. Business-Verantwortliche würden sich hingegen über eine derartige Strategie mehr als freuen. Auch immer mehr Anwender wollen ihr eigenes Notebook, Pad oder Tablet nicht nur privat, sondern auch geschäftlich nutzen und dies durch die Unternehmen erlaubt und gefördert bekommen. Und hier liegt das Problem: zahlreiche ungelöste Fragen hinsichtlich der steuerlichen und lizenzrechtlichen Aspekte. Dazu gehören der geldwerte Vorteil von Gutscheinen, Barmitteln zum Kauf eines entsprechenden Gerätes und von durch die Firma bezahlter Software. Ob Software, die die Firma über Rahmenverträge bezogen hat, überhaupt auf ein (privates) Mitarbeiter-Notebook installiert werden darf, ist bei einigen Softwareherstellern ebenfalls noch unklar.

Welche Vorgaben sollten Unternehmen ihren Mitarbeitern gegenüber machen?
Oppermann: Unternehmen die sich für "Bring your own device"-Konzepte entscheiden, müssen zwingend ein organisatorisches Rahmenwerk definieren. Dieses besteht aus Richtlinien und Prozessen. Richtlinien werden insbesondere für die Themen Sicherheit, Lizenzierung und Organisation benötigt. Beim Faktor Sicherheit sind die Ebenen Gerät, Netzwerk und Daten besonders relevant. Prozesse sind für die Nutzung der Geräte und Service Level zu implementieren.

Apple: iPad 2
Asus: Eee Pad Transformer TF101
Cisco: Cius
Fujitsu: Stylistic Q550
HTC: Flyer
Motorola: Xoom
Pearl: Touchlet X2
Samsung: Galaxy Tab 10.1
Toshiba: Folio 100
ViewSonic: ViewPad 10

"Eine Orientierung an Windows-Betriebssystemen ist kein Muss"

Sollte der Handel seine Kunden auf eine Erweiterung der User-Policies aufmerksam machen? Wenn ja, welche Punkte sind wichtig?
Oppermann: Ja, zwingend. Der Handel kann sich hierdurch als Berater (und Partner) der Anwenderunternehmen positionieren. Der Handel sollte insbesondere die Themen Integration und Sicherheit ansprechen. Auch das Thema Service-Level-Management und Flottenmanagement können dem Kunden nutzen und dem eigenen Unternehmen mittelfristig Umsätze sichern.

Ist es für Fachhändler sinnvoll, sich überhaupt mit diesem Thema zu beschäftigen, oder wird dieses Geschäft eher über Retail- und E-Commerce-Vertriebswege laufen?
Oppermann: Ja, allerdings nicht wegen des "Schubsens" von Hardware. Erträge werden durch zusätzliche Services und verbundene Handelsgeschäfte erzielt. Hierzu zählen exemplarisch Beratung oder Integration in bestehende Systeme.

Welche Argumente hat der Händler gegenüber seinem Kunden, um ihn auf die Nutzung von Tablets in einem Unternehmen einzustimmen?
Oppermann: Es geht nicht um einstimmende Argumente für den Kunden. Aufgabe des Fachhandels ist es auch nicht, den Kunden zu etwas zu drängen - dies können gerne die Retailer übernehmen. Der Fachhandel kann nur profitieren, wenn er bedarfsgerecht berät. Deshalb sollte die Beratung ergebnisoffen erfolgen. Nicht für jeden Kunden oder jede Situation ist der Einsatz von Tablets sinnvoll. Gemeinsam mit dem IT-Verantwortlichen oder Einkäufer müssen unterschiedliche Szenarien analysiert werden. Die einzigen Argumente, die benötigt werden, sind die konkreten Vorteile, die im Unternehmen erzielt werden.

Die Mehrzahl der Unternehmen arbeitet mit stationären Windows-Betriebssystemen. Muss das auch beim Tablet sein?
Oppermann: Nein, eine Orientierung am Windows-Betriebssystemen ist kein Muss. Die Rolle des Betriebssystems auf Clients wird in den nächsten Jahren im Allgemeinen und bei Tablets im Besondern von nachgelagerter Bedeutung sein. Es muss allerdings unbedingt der Zugriff auf die Unternehmens-IT sichergestellt werden. Deshalb sollten eine Orientierung an den eingesetzten Anwendungen - und die Interoperabilität mit den Tablets - erfolgen.

Welche Angebote sollten von den Herstellern an die Händler gemacht werden, dass sie in dieses Geschäft einsteigen?
Oppermann: Hersteller müssen dem Handel die Chance auf Erträge geben. Diese sind durch das eigentliche Handelsgeschäft, durch ergänzende Handelsgeschäfte (Zubehör) und Serviceleistungen erzielbar. Dessen ungeachtet sollten Händler nicht zu viel von den Herstellern erwarten. (bw)

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