Nfon blickt auf ein wirtschaftlich erfolgreiches Geschäftsjahr 2020 zurück: Der Gesamtumsatz stieg um 18,4 Prozent auf 67,6 Millionen Euro. Der Anteil der wiederkehrenden Umsätze am Gesamtumsatz kletterte von 84,1 im Jahr 2019 auf 87,8 Prozent. Die Anzahl der bei Kunden installierten Nebenstellen konnte um 75.080 Seats auf 524.791 erhöht werden, ein Plus von 16,7 Prozent. Dass es nicht höher liegt, ist laut Klaus von Rottkay, seit Oktober 2020 Vorstandsvorsitzender bei Nfon, auch darauf zurückzuführen, dass pandemiebedingt viele Projekte verschoben wurden.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich auf 2,3 Mio. Euro, (2019 lag es bei Minus 5,1 Millionen Euro), das bereinigte EBITDA verbesserte sich sogar von Minus 7,0 auf 3,5 Millionen Euro. Das Unternehmen blickt ähnlich positiv in die kommenden Monate: Auch für 2021 rechnet es mit einem Zuwachs der neuen "Seats" zwischen 15 und 17 Prozent sowie einer Wachstumsrate bei den wiederkehrenden Umsätzen zwischen 14 und 16 Prozent. Der Anteil der wiederkehrenden Umsätze am Gesamtumsatz soll 2020 auf über 85 Prozent klettern.
Auf dem Weg zur integrierten UCaaS-Lösung
An seinem Ziel, nicht nur zu den führenden UcaaS-Anbietern in Europa zu gehören, sondern der führende Anbieter "sprach-zentrierter Business-Kommunikation in Europa" zu werden, hält das Unternehmen fest, wie von Rottkay in einer Online-Konferenz mit Journalisten betonte. Erreichen will man das mit einer integrierten UCaaS-Lösung, die sich an andere Kernapplikationen und Lösungen - etwa Microsoft Teams - anbinden lässt, einer guten Benutzbarkeit sowie besonders starkem Engagement im Channel. Letzteres soll sowohl vertieft als auch verbreitert werden.
Allerdings räumt von Rottkay ein: "Wir müssen in der Produktentwicklung noch einiges tun". Dazu sollen nun - auch dank der kürzlich erfolgten, erfolgreichen Kapitalerhöhung, die Kapazitäten in der Produktentwicklung deutlich ausgebaut werden. Dafür sucht Nfon sowohl Entwickler an den vier Standorten in Deutschland (Berlin, Mannheim, Mainz und München) als auch in dem 2020 eingerichteten Entwicklungszentrum in Portugal. "Den Entwicklungsstandort in Portugal werden wir stark hochfahren", erklärt Nfon-CTO Jan-Peter Koopmann. Entwicklerkapazitäten seien überall sehr begrenzt, aber in Portugal habe man gute Erfahrung mit der Qualität der Mitarbeiter und den Möglichkeiten des Recruitings gemacht.
Nfon geht stärker auf IT-Partner zu
Derzeit arbeitet Nfon mit rund 2.700 Partnern in 15 Ländern zusammen. Auch die Anzahl der Partner soll noch deutlich erhöht werden. Der Schwerpunkt bei den Kunden liegt auf Firmen mit 20 bis 250 Nebenstellen, Nfon hat aber auch einzelne Kunden, die bis zu einer fünfstelligen Zahl an Nebenstellen nutzen. Den Enterprise-Markt wollen die Münchner nun über zusätzliche Produkteigenschaften und ein größeres Partnernetzwerk angehen.
"Da helfen uns auch IT-Partner, mit denen wir in der Vergangenheit nicht so viel zu tun hatten", sagt von Rottkay - der als ehemaliges Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland sicher noch den einen oder anderen kennt. Überhaupt sieht Nfon Microsoft trotz den Erfolgen von Microsoft Teams nicht als Wettbewerber, sondern eher als Kooperationspartner.
Selbst mit der eigenen Videokonferenzlösung, die in den nächsten Monaten in vollem Umfang und für jedermann verfügbar sein soll, will man sich nicht gegen Teams positionieren: "Wir verstehen uns nicht als Konkurrent zu Microsoft Teams", sagt von Rottkay "und verzichten eher einmal auf einen Video-Deal, weil uns die Zusammenarbeit insgesamt mehr bringt."
Microsoft Teams habe selbst in der höchsten Ausbaustufe noch Unzulänglichkeiten bei der Telefonie-Komponente. Zudem gebe es inzwischen nicht nur in Schulen, sondern ab und zu auch bei Firmen Datenschutzbedenken. Vor allem unterstütze Nfon aber auch Hybrid-Umgebungen. "Das geht bei Teams nicht oder nur mit vergleichsweise hohen Kosten", so von Rottkay. Daher gebe es auch Partner, die von der IT-Seite kommen und die Unterstützung bei der Telefonie-Seite brauchen. Auch hier biete Nfon interessante Möglichkeiten zur Kooperation der Partner untereinander.
"Wir investieren signifikant mehr in den Partnerkanal", verspricht von Rottkay zudem für 2021 und bekräftigt damit frühere Aussagen, wonach der Vertriebskanal verbreitert werden soll. Es helfe, dass IT-Partner durch ihre Kunden nahezu gezwungen würden, in den Markt für Business-Kommunikation einzutreten. "Wir sehen auch, dass nicht alle mit dem zufrieden sind, was sie da im Portfolio haben. Und viele sehen es auch positiv, dass sie ihr Angebot etwas stärker lokalisieren können", so der Nfon-Manager.
Gespräche mit weiteren Distributoren laufen
Erhebliche Erleichterungen in der Zusammenarbeit soll für die Partner auch ein neues Partnerportal bringen. Es soll insbesondere die Interaktion mit dem Anbieter effektiver gestalten und im Herbst fertig sein. Man spreche derzeit auch "mit einigen großen Distributoren aus der IT-Ecke".
Bisher arbeitet Nfon mit Ingram Micro zusammen. Das soll auch so bleiben: "Wir wollen keinen ersetzen. Jeder zusätzliche Partner ist gut, denn der Markt ist groß genug", versichert von Rottkay. "Das ist kein Ersatzthema, sondern ein Zusatzthema."
Grundsätzlich denkt Nfon auch über Zukäufe und Beteiligungen nach. Die könnten das Technologieportfolio anreichern oder den Zugang zu strategisch wichtiger Technologie sichern. "Das Thema M&A ist sehr präsent bei uns", sagt von Rottkay dazu - ohne sich jedoch genauer festzulegen.
Wie TK-Distributoren die UCC-Entwicklung in der Pandemie sehen