Immer mehr Drucker, Headsets, Lautsprecher, Kopfhörer, Freisprechanlagen oder Navigationssysteme sind vorab NFC-fähig gemacht und erlauben es dem Nutzer, damit über sein NFC-Smartphone durch einfaches Tappen, also Draufhalten, zu kommunizieren. Die Möglichkeiten sind vielfältig. In einem Szenario will der Anwender etwa ein hochauflösendes Foto oder ein umfangreiches PDF-Dokument von seinem Handy ausdrucken. Dazu hält er sein NFC-Handy direkt an einen NFC-Drucker: Das NFC-Handy schaltet daraufhin sein WLAN-Modul ein und funkt das Dokument per WLAN als druckbare Datei an den WLAN-Router. Der Router wiederum schickt die Druckdatei über LAN oder WLAN an den Drucker weiter, je nachdem, wie der Drucker mit dem Netz verbunden ist.
Die große Druckdatei selber wird also nicht über das schmalbandige NFC, sondern über das viel breitbandigere WLAN vom Handy in das Drucker-Netz gefunkt. NFC hilft nur beim Koppeln zwischen Handy und Drucker. Ansonsten würde der Ausdruck großer Dateien über NFC alleine viel zu lange dauern. Alternativ kann NFC auch helfen, eine direkte WLAN-Peer-to-Peer-Verbindung zwischen Handy und Drucker aufzubauen, sofern beide NFC-Geräte diesen WLAN-Modus beherrschen. Vorteil: Das Handy wird erst gar nicht in das große Firmennetz verkoppelt, sondern nur direkt mit dem Drucker, was aus Sicherheitsgründen vorteilhafter sein kann. So kann man auch betriebsfremden Gästen mal kurz einen drahtlosen Ausdruck auf dem Firmendrucker gestatten.
Wie druckt man direkt aus dem Handy?
Für das mobile Drucken aus Handys gibt es einen wachsenden Bedarf: Laut einer IDC-Studie vom März 2013 würden zwar 50 bis 75 Prozent der User gerne Dokumente von ihren Handys und Tablets ausdrucken. Über die Hälfte der befragten Smartphone-User und mehr als ein Drittel der Tablet-Nutzer wissen aber gar nicht, wie genau sie von ihren mobilen Geräten aus drucken können. Nur gut 25 Prozent der Handy-User und gut 50 Prozent der Tablet-User können laut IDC in Ihren Firmen direkt von ihren mobilen Geräten aus drucken. Man denke an Flugtickets, Reisepläne, Hotel-Reservierungen, die manch einer lieber in der Hand als nur auf dem Handy hat.
Drucker-Treiber für Handys und Wearables
Im Zeitalter der stationären PCs wusste fast jeder, wie man Dokumente vom PC oder Laptop auf den Drucker bringt. Oder man kannte jemand, der den Druckertreiber installierte. Oder die IT-Abteilung hat sich darum gekümmert. Bei mobilen Handys, Tablets und bald auch Wearable Devices wie Datenbrillen ist nicht immer klar, wie man Dokumente ausdrucken kann. In den mobilen Betriebssystemen Apple iOS, BlackBerry OS, Google Android und Windows Phone und den zugehörigen Apps sind Druckfunktionen nämlich nicht so weit entwickelt wie in den klassischen Betriebssystemen. Aus einem Handy musste man früher ja auch keine großen Dokumente drucken. Derweil sind aus bloßen Telefonier-Handys längst mächtige Smartphones mit Gigabit-Speichern und Quad-Core-Prozessoren geworden.
Mobile Print Alliance MOPRIA
Also haben sich vor allem Druckerfirmen wie Canon, Samsung, Xerox und der Weltmarktführer Hewlett Packard in der Mobile Print Alliance MOPRIA zusammengeschlossen, um private und geschäftliche User über das mobile Drucken aufzuklären und Standards für ein betont einfaches, mobiles Drucken durchzusetzen.
MOPRIA will dafür sorgen, dass alle druckrelevanten Schnittstellen zwischen mobilen Geräten, mobilen Betriebssystemen, mobilen Apps, mobilen Netzen, Druckdateien und stationären Druckern möglichst User-freundlich zusammen spielen. Dazu arbeitet MOPRIA eng mit dem NFC-Forum, der WiFi-Alliance, Handy-Herstellern, OS-Providern und Mobile App Entwicklern zusammen.
Heute müsse nämlich noch "jeder Druckerhersteller mit jedem einzelnen Mobilgeräteanbieter zusammenarbeiten, um ein Drucken zu ermöglichen. Die Folge sind verwirrende und komplexe Zertifizierungsprozesse, die die Druck- und Auswahlmöglichkeiten der Anwender beschränken", erklärt Karl Dueland, Vice President in der Solution Delivery Unit bei Xerox. Aktuell existierende Lösungen erfordern einen Treiber-Download vor der Verwendung eines Druckers. Die MOPRIA Alliance stelle ein standardisiertes Dateiformat zur Verfügung, um das Druckbild auch ohne Treiber an das Ausgabegerät zu übermitteln.
NFC managt alle Drucker-Einstellungen
Aus Sicht von Dueland ist NFC dabei eine wichtige Handover-Spezifikation für Verbindungen und schafft einen Rahmen, um Informationen zu strukturieren. Dadurch reiche eine Berührung des Handy-Displays aus, um eine NFC-Funkverbindung mit dem Drucker aufzubauen und diesem mitzuteilen, welche kabellose Technologie für den Aufbau einer sekundären Verbindung geeignet ist. Dieser Austausch schließe auch Sicherheitsreferenzen mit ein, erklärt der Xerox-Enterprise-Printing-Experte. NFC lasse auch die WiFi-Direct-Verbindung zu und teile dem mobilen Endgerät anschließend mit, welche Aktionen möglich sind. Dazu zählen unter anderem Drucken, App-Download, Druckereinrichtung und Printer-Konfiguration.
Nach der Herstellung einer Verbindung zum Drucker wird der Druck vorbereitet. Während dieser zwei bis drei Sekunden langen Phase für den Verbindungsaufbau und das Rendering erscheint ein Dialogfenster, das den Abbruch oder weitere Einstellungen ermöglicht. Falls hier keine Änderungen erfolgen, wird das Dokument an den Drucker übermittelt. Eine Berührung des mobilen Bildschirms startet den Ausdruck.
Die Mopria-Alliance will neben weiteren Druckerherstellern auch die Hersteller von Handys, Tablets, mobilen Betriebs-Systemen, App-Entwickler und die Betreiber mobiler Netze von WLAN bis zu LTE ins Boot ziehen, um das Drucken aus mobilen Geräten heraus bald auf breiter Front viel einfacher werden zu lassen. Falls das nicht gelingt, besteht Gefahr, dass die Handy-User sich tatsächlich an eine papierlose Zukunft gewöhnen könnten.
NFC in Lautsprechern, Kopfhörern oder Freisprechern
Smartphones können Audio-Dateien heute schon in hoher Qualität speichern und abspielen. Doch die winzigen Lautsprecher in den dünnen Handys klingen meist viel zu dünn. Vor allen Dingen fehlen die Bässe, die man nur durch den Anschluss guter Kopfhörer oder Lautsprecher mit einem gewissen Gehäuse-Volumen erzielen kann.
Also gibt es neben hochwertigen Handy-Kopfhörern auch immer mehr drahtlose Lautsprecher mit Akkus und Bluetooth (BT). Die kabellose BT-Kopplung zwischen Handy und Lautsprecher wird aber von vielen Menschen als kompliziert und lästig empfunden.
Viel einfacher ist die Audio-Kopplung mittels NFC: Der User hält sein NFC-Handy kurz an den NFC-Lautsprecher: Das NFC-Handy schickt dem NFC-Lautsprecher dabei den Befehl, das Bluetooth-Modul einzuschalten und eine Funkverbindung einzugehen, über die dann die Musik auf die Lautsprecher gestreamt werden. Auch hier läuft der Musik-Stream selbst nicht über das schmalbandige NFC, sondern über das weitaus breitbandigere Bluetooth vom Handy zum Lautsprecher. Der Beweis: Die Musik läuft in der Regel auch weiter, wenn man NFC im Handy nach erfolgter Kopplung abschaltet. BT dagegen darf man nicht abschalten, solange die Musik übertragen werden soll.
NFC-Bluetooth-Audio-Kopplung mit Windows Phone
Gottlob ist das drahtlose Musik-Abspielen mittels NFC-BT-Kopplung auch in der Praxis viel einfacher als das drahtlose NFC-Drucken, denn bei Audio gibt es nicht so viele Mobility-relevante Treiber und Datei-Formate. Im März 2013 konnte sich der Autor erstmals davon überzeugen, dass ein damals noch recht frisches Nokia Lumia 920 mit Windows Phone 8 eine automatische BT-Kopplung mit einem Nokia Purity Pro Bluetooth Stereo-Headset by Monster vollzieht, sofern am Handy der Nokia-NFC-Dienst namens "Tap & senden" eingeschaltet ist. Zur Einleitung der BT-Kopplung reicht es, wenn der Rücken des Nokia-Handys an die NFC-sensible Stelle des Kopfhörers gehalten wird, siehe Foto.
Anfang 2014 hat der Autor dann versucht, vier Bluetooth-fähige Smartphones Apple iPhone 5s, Nokia Lumia 925, LG G2 und Sony Xperia Z1 mit drei Bluetooth-fähigen Lautsprechern zu verkoppeln, als da wären: Rapoo A500 Bluetooth Portable NFC Speaker White für knapp 60 Euro, Nokia MD-51W alias JBL PlayUp Portable Wireless Speaker for Nokia mit NFC in Gelb für derzeit um die 120 Euro sowie Bose Soundlink Mini Bluetooth Speaker in Grau und Alu für knapp 200 Euro.
Der 220 Gramm leichte Rapoo A500 brachte schöne, klare, fast lineare Mitten und Höhen, aber keine satten Bässe. Der 770 Gramm schwere "JBL for Nokia" brachte zudem auch noch fette Bässe. Er sieht in grellem Gelb ein bisschen poppig aus. Der 666 Gramm schwere Bose dagegen wirkt in Optik und Verarbeitung betont edel und Chefzimmer-kompatibel. Er produziert neben schönen Mitten ebenfalls ein Bassvolumen, das man ihm vor dem Einschalten kaum zutrauen würde.
Nun zum Funk: Jedes Handy ließ sich in unserem Test händisch via Bluetooth mit jedem Lautsprecher verkoppeln. Allerdings hatten das iPhone 5s und der Bose noch keine NFC-Antennen unter der Haube. Beim Nokia Lumia 925 Smartphone dagegen konnten wir den NFC-Nahfunk mit dem Software-Button "Tap & senden" einschalten und die Rückseite des Handys an das NFC-Symbol des Rapoo A500 halten.
Danach kam folgende Meldung auf das Windows-Phone-8-Handy: "Möchten Sie die Kopplung mit Rapoo A500 zulassen? Hierbei wird Bluetooth aktiviert." Wir tippen auf Koppeln. Das Nokia-Phone schaltet von selber seinen BT-Funk ein, verkoppelt sich mit dem Rapoo-Lautsprecher und meldet: "Verbunden… Musik wiedergeben. Konfigurieren. Teilen". Wir klicken "Musik wiedergeben", starten einen Musiktitel aus dem Album PRISM und der Sound kommt aus dem Rapoo-Speaker. Beim gelben JBL-Speaker klappte das Koppeln und Streamen dank NFC genau so einfach. Nur dass wir dort das Lumia-Handy eben an den weißen Aufdruck "NOKIA nfc" vor der Lautstärkewippe des JBL halten mussten. Denn genau dahinter sitzt die NFC-Antenne beim JBL-Speaker.
NFC-Bluetooth-Audio-Kopplung per Android-App
Soviel zu NFC mit Nokia Windows Phone 8. Nun zu den Android-Smartphones: Mit dem eleganten Sony Xperia Z1 fanden wir im Google Playstore eine sehr schöne, kostenlose SONY-App namens NFC-Schnellverbindung. Sie funktionierte ebenso tadellos auf dem innovativen Top-Phone LG G2. Laut App-Beschreibung müsste sie auf allen NFC-fähigen Smartphones ab Android 2.3.3 laufen. Ab Android 4.1 ist die App zwar nicht mehr unbedingt nötig, wir fanden sie aber schöner als die NFC-Bordmittel von Android.
Die Sony-App sieht edel aus, lässt sich toll bedienen und hat auch sehr schön angezeigt, dass der preiswerte Rapoo A500 für knapp 60 Euro nicht nur eine normale Audio-Verbindung, sondern auch noch eine Freisprech-Verbindung mit den Android-Handys aufbauen kann. Tatsächlich fand der Tester dann auch ein winziges Mikrofon-Loch am Rapoo, das er ohne die schlaue Sony-App vielleicht gar nie bemerkt hätte. Denn wer liest schon das Handbuch eines 60-Euro-Lautsprechers.
NFC bei Sony: vom Headset bis zum 4K-Fernseher
Sony ist bei NFC ganz vorne dran und hatte schon zur IFA 2013 über 60 Geräte von Laptops, über Tablets und Smartphones bis hin zu Lautsprechern mit NFC ab Werk ausgestattet. Zur CES 2014 in Las Vegas sind es noch mehr NFC-Teile geworden. Bei Sony wird besonders klar: NFC kann und soll dem User auch bei der Heimvernetzung helfen, die ansonsten nicht so recht genutzt wird, wenn der User sich von den vielen Vernetzungs-Optionen der Geräte überfordert fühlt.
Natürlich hat auch das zur CES 2014 angekündigte Sony Xperia Z1 Compact den NFC-Funk unter der Haube. Wir haben ein Sony SBH80 Stereo Bluetooth Headset an seine NFC-sensible Rückseite gehalten: Das Bluetooth-Pairing zwischen Handy und Headset wurde dadurch angestoßen. Das Handy fragte nur noch, ob es sich mit dem SBH80 Headset verkoppeln darf. Natürlich musste NFC auf dem Handy eingeschaltet sein. BT dagegen darf auch abgeschaltet sein, das wird vom NFC-Handy dann selber situationsgerecht zugeschaltet.
So ähnlich lässt sich auch das neue Fitness-Tracking-Gespann Sony Core & SmartBand, der 65-Zoll-4K-Ultra-HD-Fernseher Sony Bravia und viele weitere Sony-Geräte mit NFC-fähigen Smartphones per One-Touch verkoppeln. (mb)